Sprache: Deutsch Titel zur Übersetzung: Im Inneren von Burundis digitalem Kampf: Die Wahrheit über den Internetzugang und die Satellitenlösung

Burundi, eine kleine, binnenländische Nation in Ostafrika, steht vor einer digitalen Konnektivitätskrise. Trotz bescheidener Verbesserungen in den letzten Jahren bleibt das Land eines der am schlechtesten vernetzten weltweit: Nur etwa 11–12 % der Burundier nutzen das Internet (Stand 2023–2024) ecofinagency.com datareportal.com. Dieser Bericht beleuchtet den aktuellen Stand des Internetzugangs in Burundi – von der Reichweite der Mobil- und Breitbandnetze bis zum Aufkommen von Satelliteninternet – und untersucht Akteure, Politik, Herausforderungen und Chancen, die die digitale Zukunft des Landes prägen. In einer Region, in der Nachbarländer wie Ruanda und Tansania rasch voranschreiten, ist Burundis Kampf zur Überwindung der digitalen Kluft sowohl dringlich als auch lehrreich. Im Folgenden beleuchten wir die Fakten hinter den Schlagzeilen und welche Lösungen (inklusive neuer Satellitendienste) Burundis bislang unterversorgte Millionen endlich ins Netz bringen könnten.
Aktuelle Situation des Internetzugangs in Burundi
Die Internetlandschaft Burundis ist gekennzeichnet durch extrem niedrige Durchdringung, starke Abhängigkeit von Mobilfunknetzen und kaum vorhandenes Festnetz-Breitband. Anfang 2025 nutzten lediglich etwa 1,78 Millionen Menschen von ~14 Millionen das Internet (rund 12,5 % Penetration) datareportal.com. Anders ausgedrückt: Nahezu 88–90 % der Bevölkerung sind offline datareportal.com ecofinagency.com. Damit liegt Burundi global gesehen am unteren Ende der Konnektivitäts-Rangliste. Diejenigen, die online sind, greifen zumeist über Mobiltelefone auf das Internet zu: Überwältigende 99,6 % aller Internetanschlüsse sind mobile Breitbandzugänge documents1.worldbank.org, während Festnetz-Breitband für Privathaushalte praktisch nicht existiert (nur ca. 0,3 % der Haushalte hatten vor wenigen Jahren einen kabelgebundenen Internetanschluss documents1.worldbank.org). Im Jahr 2023 gab es im ganzen Land nur rund 3.000 Festnetz-Breitbandanschlüsse theglobaleconomy.com, was unterstreicht, wie selten Kabel-/DSL-/Glasfaseranschlüsse sind.
Mobiles Internet: Aufgrund fehlender Festnetzanschlüsse sind die Burundier auf Mobilfunknetze beim Internetzugang angewiesen. Anfang 2025 gab es etwa 8,04 Millionen aktive Mobilfunkverbindungen (SIM-Karten, inkl. reiner Sprachdienste) – das entspricht 56,6 % der Bevölkerung datareportal.com –, wobei viele davon einfache 2G/3G-Anschlüsse sind. Schneller Internetzugang ist weitgehend auf städtische Gebiete und eine Minderheit der Nutzer begrenzt. Das Land führte 3G erst 2011 und 4G LTE in den Jahren 2016–2017 ein; außerhalb der Städte ist die Abdeckung weiterhin dünn. 2023 deckten 4G-Netze nur etwa 32 % der Bevölkerung ab ecofinagency.com, hauptsächlich in Bujumbura (der Wirtschaftshauptstadt) und wenigen weiteren Städten. Sogar 3G erreichte nur etwa 53 % der Menschen ecofinagency.com. Demgegenüber reichen grundlegende 2G-Signale (gut für Anrufe und SMS, aber nicht für echtes Internet) zu etwa 97 % der Bevölkerung ecofinagency.com. Das bedeutet, dass weite ländliche Regionen entweder gar kein Internet oder nur sehr langsames 2G/EDGE haben. Für die meisten Burundier auf dem Land – über 84 % der Bevölkerung lebt ländlich datareportal.com – sind Dinge wie Videostreaming, Videokonferenzen oder selbst das Laden von bilderlastigen Webseiten unerreichbar.
Breitbandgeschwindigkeiten: Die Qualität der Internetverbindungen in Burundi ist generell schlecht. Im internationalen Vergleich gehören die Durchschnittsgeschwindigkeiten zu den langsamsten weltweit. Typische Download-Geschwindigkeiten liegen im einstelligen Bereich (Mbit/s). 2024 lag die mediane Festnetz-Breitband-Geschwindigkeit nur bei ca. 5,8 Mbit/s datareportal.com. Mobiles Breitband ist meist noch langsamer, da die 3G-Netze überlastet sind – Messungen ergaben in den letzten Jahren mobile Download-Durchschnitte von nur 2–6 Mbit/s pulse.internetsociety.org. Zum Vergleich: Der weltweite Durchschnitt liegt bei über 60 Mbit/s. Das bedeutet, dass auch Menschen mit Internetzugang in Burundi meist mit einer langsamen und unzuverlässigen Verbindung leben müssen, die moderne Apps und Dienste stark einschränkt.
Internet-Nutzungsverhalten: Angesichts der genannten Einschränkungen konzentriert sich die Internetnutzung meist auf Basisfunktionen – Messenger-Apps, ein wenig Surfen und, wo möglich, soziale Medien. Nur 7,7 % der Burundier nutzen soziale Medien (ca. 1,09 Millionen Nutzer im Jahr 2025) datareportal.com – dies verdeutlicht, dass fortgeschrittene Online-Aktivitäten nur einer kleinen Gruppe zugänglich sind. Das Online-Publikum wird von jungen Menschen und Berufstätigen in den Städten dominiert. Der Großteil der Bevölkerung – insbesondere in abgelegenen Provinzen – bleibt unverbunden. Die digitale Kluft (zwischen Stadt und Land – und zwischen Burundi und dem Rest der Welt) ist tiefgreifend und hartnäckig.
Wichtige Internetdienstanbieter (ISPs) und Netzbetreiber
Trotz der geringen Konnektivität weist der burundische Telekom-Sektor mehrere Anbieter auf, die sich auf einem schwierigen Markt Konkurrenz machen. Der Mobilfunksektor ist der Haupttreiber für Internetdienste, traditionell gibt es vier Mobilfunknetzbetreiber (MNOs):
- Econet Leo: Seit 2003 aktiv, war Econet (eine Tochter von Econet Wireless) ein Pionieranbieter in Burundi operatorwatch.com. Econet baute ein breit gefächertes 2G-Netz auf und führte 2011 3G sowie 2017 4G LTE in Bujumbura ein operatorwatch.com. Viele Jahre lang hatte Econet Leo die meisten Mobilfunkkunden. 2020 lag sein Marktanteil bei etwa 47 % documents1.worldbank.org und war damit zu jener Zeit Marktführer. Econet bietet GSM-Sprach-, SMS- und Datendienste im ganzen Land.
- Lumitel (Viettel Burundi): Als relativ neuer Anbieter startete Lumitel 2015 und gehört zur vietnamesischen Viettel Group operatorwatch.com. Lumitel dehnte die Netzabdeckung mit Nachdruck aus und rollte das erste landesweite 4G/LTE-Netz aus (LTE-Start in 6 Provinzen bereits 2016) operatorwatch.com. Lumitel besitzt mittlerweile das größte Netz an Funkmasten – rund 591 Standorte nach aktuellen Angaben scirp.org – und ist den Wettbewerbern in der ländlichen Erschließung weit voraus. Mit Breitbandangeboten gewann Lumitel schnell Kunden; 2020 lag der Marktanteil bei etwa 42 % documents1.worldbank.org und überholte Econet bei 4G-Nutzern. Lumitel gilt heute dank Abdeckung in allen 18 Provinzen und anhaltender Investitionen als De-facto-führender Anbieter für Datendienste.
- Onatel (Onamob): Onatel ist das staatliche (ehemals Monopol-)Telekommunikationsunternehmen, gegründet 1979. 2006 wurde es teilweise privatisiert (51 % Anteil zwischenzeitlich im Besitz von Vivendi) operatorwatch.com. Die Mobilfunksparte läuft unter der Marke „Tempo“ (manchmal auch ONAMOB genannt). Sie bietet landesweit 2G-GSM und in begrenzten Regionen auch 3G/4G. Allerdings ist Onatel rückständig: Anfang der 2020er waren 100 % der Onatel-Mobilkunden noch im 2G-Netz, d. h. keine Nutzer mit 3G/4G documents1.worldbank.org. Der Marktanteil im Mobilfunk ist klein (wohl unter 10 %). Onatels Stärke liegt im Festnetz: Das Unternehmen betreibt das Festnetz-Telefonnetz und ein 200 km langes Glasfaser-Metropolnetz in Bujumbura für Unternehmen und Behörden documents1.worldbank.org. Zudem bietet es ADSL-Internetzugang und Mietleitungen für wenige Firmenkunden. Trotz seiner Tradition kann Onatel im Mobilfunk-Datenbereich kaum mithalten und konzentriert sich eher auf Netz-Infrastruktur im Großkundenbereich.
- Smart Burundi: Smart trat 2013 in den Markt ein (offizieller Start 2019) als Teil der Agence Smart Africa-Gruppe operatorwatch.com. Das Unternehmen positionierte sich als Billiganbieter mit innovativen Tarifen und erreichte 2020 etwa 5–6 % Marktanteil. Doch der Betrieb war nur kurz – 2022 schloss die Regulierungsbehörde Smart Burundi aufgrund unbezahlter Steuern und abgelaufener Lizenz operatorwatch.com. Die ARCT (Agence de Régulation et de Contrôle des Télécommunications) ordnete im August 2022 die Einstellung des Betriebs an – Grund waren ca. 3,2 Millionen US-Dollar Steuerrückstände operatorwatch.com. Seither mussten die Smart-Kunden zu anderen Anbietern wechseln. Heute gibt es faktisch drei aktive Mobilfunkbetreiber (Econet, Lumitel, Onatel) am Markt.
Neben den Mobilfunkanbietern gibt es einige kleinere ISPs und Anbieter für Unternehmensnetze in Burundi. Dazu zählen u. a. CBINET, Spidernet und USAN documents1.worldbank.org. Diese bedienen oft Nischenmärkte – beispielsweise mit Festnetzfunk-Breitband oder VSAT für Unternehmen, NGOs und Regierungsstellen in der Hauptstadt. Der Festnetz-ISP-Markt ist winzig: Es gibt nur wenige Tausend Anschlüsse insgesamt. Bemerkenswert: CBINET dominiert das Festnetz-Breitbandsegment mit ca. 66 % Marktanteil dieses kleinen Sektors documents1.worldbank.org. Einige ISPs verkaufen Netzkapazität der nationalen Backbone oder der Mobilprovider weiter. Insgesamt sind solche ISPs für Endkunden aber kaum relevant und der durchschnittliche Burundier hat deren Dienste vermutlich nie genutzt. Für die meisten bedeutet Internetzugang gleichbedeutend mit Mobilfunk vom einen der drei großen Anbieter.
Internet-Infrastruktur: Backbone und Letzte-Meile-Konnektivität
Ein wesentlicher Faktor für die Internetprobleme Burundis ist der Zustand seiner Infrastruktur. Das kommunikative Backbone des Landes hat sich im letzten Jahrzehnt erheblich verbessert, dennoch bleibt die Konnektivität auf der letzten Meile für Endnutzer stark eingeschränkt – insbesondere außerhalb der Städte.
Nationales Glasfaser-Backbone: Mit Unterstützung internationaler Partner investierte Burundi in ein nationales Glasfaser-Backbone, um Daten durch das Land zu transportieren. Ein Konsortium namens Burundi Backbone System (BBS) wurde 2013 gegründet, um diese Infrastruktur zu bauen und zu betreiben. Das BBS hat seitdem Glasfaserverbindungen in allen 18 Provinzen verlegt und damit ein Ring- und Abzweigungsnetz geschaffen, das größere Städte verbindet scirp.org. Die Kapazität des Backbones war zunächst bescheiden (etwa 16 Gbps Designkapazität) scirp.org, wurde aber schrittweise ausgebaut. Seit 2019 hat BBS moderne DWDM-Technik installiert und kann bis zu 40 Gbps (aufrüstbar auf 100 Gbps) Übertragung auf den Hauptstrecken unterstützen documents1.worldbank.org documents1.worldbank.org. Die Glasfasertrassen folgen meist den Hauptstraßen und verbinden Bujumbura, Gitega (die politische Hauptstadt) und Provinzzentren. Zusätzlich haben die Mobilfunkanbieter eigene Glasfaserstrecken aufgebaut: Allein Lumitel hat etwa 3.300 km Glasfaser verlegt, um seine Sendemasten und Verkaufsstellen in allen Provinzen zu versorgen documents1.worldbank.org. Onatel betreibt, wie erwähnt, ein städtisches Glasfasernetz in Bujumbura (200 km) documents1.worldbank.org zur Anbindung von Behörden, Banken und Internetanbietern in der Stadt.
Internationale Bandbreite: Da Burundi ein Binnenland ist, besitzt es keinen direkten Zugang zu Unterseekabeln. Stattdessen ist das Land auf terrestrische Glasfaserverbindungen angewiesen, um über die Nachbarländer zu unterseeischen Kabeln zu gelangen. Burundi ist derzeit über das EASSy-Unterseekabel (East African Submarine System) ans globale Internet angebunden, das an der Küste des Indischen Ozeans landet. Die Daten reisen über Land durch Ruanda und Tansania via sechs grenzüberschreitenden Glasfaserverbindungen, die Burundi in das EASSy-Kabelnetz einbinden documents1.worldbank.org. Ende 2019 schloss BBS zudem einen 10-Jahres-Vertrag mit Tanzania Telecommunications (TTCL) ab, um für Redundanz Zugang zum Unterseekabel SEACOM zu erhalten documents1.worldbank.org. Diese Abkommen verschaffen Burundi mehrere Verbindungen zum Internet-„Backbone“ und haben die potenzielle Bandbreite stark erhöht. Das Land ist nicht mehr auf teure Satelliten-Backhauls für internationalen Verkehr angewiesen (eine große Veränderung gegenüber vor zehn Jahren). Die verfügbare Kapazität übersteigt jedoch bei Weitem die tatsächliche Nutzung. 2019 hatten burundische Internetanbieter eine internationale Gesamtkapazität von etwa 7,1 Gbps eingekauft, genutzt wurden jedoch nur rund 2,3 Gbps (32%) davon documents1.worldbank.org. Das entspricht einer extrem niedrigen Pro-Kopf-Bandbreite international – etwa 591 Bit pro Sekunde pro Person, einem der niedrigsten Werte weltweit documents1.worldbank.org. Im Vergleich dazu lag die internationale Pro-Kopf-Bandbreite in Kenia bei Zehntausenden Bit pro Sekunde. Dass Burundi nur einen so geringen Teil seiner Backbone-Kapazität nutzt, zeigt deutlich, dass das Nadelöhr bei der „letzten Meile“ und der Nutzernachfrage liegt, nicht im Kernnetz. Mit anderen Worten: Die Glasfaserkabel durchqueren das Land, aber die meisten Bürger sind nicht daran angeschlossen.
Letzte Meile und Mobilfunknetz: Die Hauptanbindung auf der letzten Meile erfolgt in Burundi über Mobilfunkmasten. Die drei Mobilfunkanbieter zusammen betreiben mehrere Hundert Basisstationen (über 800 Standorte insgesamt). Lumitel allein hat etwa 591 Türme/Standorte scirp.org, Econet Leo circa 186 Standorte scirp.org, und Onatel/Tempo vermutlich eine geringere Anzahl. Diese Masten bieten nahezu flächendeckend 2G (Sprache/SMS), 3G in vielen Bezirken und 4G LTE hauptsächlich in Städten und entlang der Hauptstraßen an. Dennoch gibt es große Landesteile ohne moderne Datenabdeckung. Eine aktuelle Umfrage (2023) ergab, dass 67,8 % der Bevölkerung kein 4G-Signal und 46,8 % kein 3G-Signal empfangen konnten ecofinagency.com. Manche abgelegenen Kommunen haben sogar kein 2G (etwa 3 % der Menschen leben außerhalb der 2G-Abdeckung) ecofinagency.com. Die geringe Masten-Dichte in ländlichen Regionen Burundis liegt an einer Kombination aus schwierigem Gelände (Hügel und ländliche „Collines“), hohen Kosten und geringen erwarteten Einnahmen in dünn besiedelten Gebieten. Erschwerend hinzu kommen Probleme bei Stromversorgung und Energieinfrastruktur: Über 85 % der Mobilfunkstandorte sind auf Dieselgeneratoren angewiesen, da das Stromnetz diese Orte nicht erreicht oder zu unzuverlässig ist scirp.org. Dies erhöht die Betriebskosten enorm und macht die Ausdehnung des ländlichen Netzes wirtschaftlich unattraktiver (Treibstoff und Wartung für abgelegene Masten sind teuer).
Wegen all dieser Faktoren konzentriert sich der Zugang auf der letzten Meile stark auf und um urbane Zentren wie Bujumbura, Gitega, Ngozi, Rumonge usw. Stadtbewohner finden mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit 3G/4G-Signale und lokale ISPs, die Wi-Fi oder Glasfaseranbindung für Büros anbieten. Dorfbevölkerung hingegen muss eventuell erst einen Hügel erklimmen oder bis in die nächste Stadt laufen, um überhaupt ein Basismobilsignal zu erhalten. Die Regierung hat diese Lücke erkannt und investiert inzwischen in Programme zur Erweiterung der letzten Meile (siehe Abschnitt „Policy“ unten). Bis diese Maßnahmen greifen, bleibt das Backbone-Glasfasernetz Burundis weiter unterausgelastet, weil das „Letzte-Meile-Problem“ – also die Anbindung von Häusern und Dörfern – ungelöst bleibt.
Regierungspolitik, Regulierung und Strategie zur digitalen Entwicklung
Die burundische Regierung und ihr Regulierer sind sich des digitalen Rückstands des Landes sehr bewusst und haben verschiedene politische Maßnahmen und Pläne vorgelegt, um ihn anzugehen. Die Umsetzung erfolgte bisher jedoch langsam, bedingt durch finanzielle, politische und strukturelle Hemmnisse. Im Folgenden werden das regulatorische Umfeld und die wichtigsten Strategien skizziert:
- Regulierungsbehörden: Die Regulierungs- und Kontrollagentur für Telekommunikation (ARCT) ist der Telekom-Regulierer in Burundi. Die ARCT überwacht Lizenzerteilung, Frequenzzuweisung, Dienstleistungsqualität und Verbraucherschutz im Sektor. Sie hat die Einhaltung mehrfach durchgesetzt – so hat die ARCT 2022 Smart Burundi wegen ausstehender Steuern und Lizenzfragen abgeschaltet operatorwatch.com. Die ARCT verwaltet auch die Frequenzressourcen des Landes und bereitet derzeit neue Technologien wie 5G vor. Ende 2023 veröffentlichte die ARCT eine Roadmap für die Einführung von 5G und reservierte verschiedene Frequenzbänder (700MHz, 2,3GHz, 2,6GHz, 3,5GHz, 26GHz), die freigegeben werden sollen. Anbieter dürfen 2024 mit 5G-Tests beginnen developingtelecoms.com. Der Regulierer merkte an, dass das begrenzte Frequenzangebot bislang ein Hindernis für 5G war, plant aber Frequenzversteigerungen oder -zuteilungen, um einen kommerziellen 5G-Start bis Mitte 2024 zu ermöglichen developingtelecoms.com developingtelecoms.com. Dies zeigt eine vorausschauende Haltung, auch wenn 5G zunächst wohl auf Bujumbura beschränkt bleibt (und Skeptiker anmerken, dass Burundi dringendere Konnektivitätslücken schließen muss, bevor 5G spürbare Auswirkungen haben kann).
- Nationaler IKT-/Digitalstrategie: Die breit gefasste Vision der Regierung für den IKT-Sektor ist in Strategiedokumenten wie der Nationalen IKT-Entwicklungspolitik 2010–2025 (häufig als PNDTIC bezeichnet) formuliert. Dieser Plan enthält ehrgeizige Ziele, nach denen Burundi „als Zentrum digitaler Exzellenz“ hervortreten soll, inklusive Ausbauziele für Infrastruktur, E-Government und digitale Alphabetisierung. In der Praxis wurden diese Ziele bislang kaum erreicht. Bis Ende der 2010er Jahre blieb ein Großteil der PNDTIC-Ziele (etwa flächendeckende Telezentren, Computer in Schulen usw.) wegen Instabilität und Ressourcenmangel unerfüllt. Jüngst wird digitale Entwicklung jedoch als Querschnittsthema im Nationalen Entwicklungsplan 2018–2027 anerkannt, das für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Landes als unerlässlich gilt. Koordiniert werden die Maßnahmen durch ein eigenes Ministerium (aktuell das Ministerium für Kommunikation, Informationstechnologien und Medien) und ein nationales IKT-Exekutivsekretariat (SETIC), das digitale Projekte umsetzt. Dennoch fehlt Burundi eine vollumfänglich aktualisierte Breitbandstrategie oder eine universelle Zugangspolitik, die über bestehende Projekte von ARCT und Ministerium hinausgeht.
- Universaldienst und ländliche Konnektivität: Ein Hoffnungsschimmer ist die Nutzung eines Universaldienste-Fonds (USF), um die Lücken in der ländlichen Versorgung anzugehen. 2023–2025 startete die Regierung (mit Unterstützung der Weltbank) im Rahmen des Programms „Supporting the Foundations of the Digital Economy“ eine Initiative zur Finanzierung des 4G-Ausbaus auf dem Land ecofinagency.com. Der USF finanziert ein Projekt, das mobile Breitbandversorgung für 178 ländliche Gemeinden („Collines“) bringen soll, die aktuell nur mangelhaft oder gar nicht versorgt sind ecofinagency.com. Im Mai 2025 wurde eine Ausschreibung an Telekombetreiber für den Infrastrukturausbau in diesen Gebieten veröffentlicht, um 4G oder zumindest 3G für rund 786.000 zusätzliche ländliche Einwohner bereitzustellen ecofinagency.com. Der Ausbau ist in Phasen geplant: zunächst werden 17 Orte mit bereits vorhandenem 2G, aber ohne Datendienst versorgt, dann 69 Orte mit nur einer Netzabdeckung durch einen Anbieter, und schließlich 92 Gemeinden, wo bisher keinerlei Netz vorhanden ist ecofinagency.com. Bemerkenswert ist, dass dieses Projekt Infrastrukturaustausch und nationales Roaming fördert – die Regierung möchte, dass der Betreiber, der den Mast errichtet, anderen die Nutzung ermöglicht, damit jede Gemeinde Anbieter-unabhängig versorgt wird ecofinagency.com. Zudem müssen die Netze mit erneuerbaren Energien (Solarenergie) betrieben und klimafest sein ecofinagency.com, um die Energieproblematik anzugehen. Dieses ländliche Programm, unterstützt von der Digitalwirtschaftsinitiative der Weltbank (PAFEN), stellt einen wichtigen politischen Vorstoß dar, die digitale Kluft zwischen Stadt und Land zu schließen ecofinagency.com. Wenn es erfolgreich ist, könnte es die nationale Netzabdeckung und die Internetdurchdringung in den nächsten Jahren merklich steigern.
- Marktregulierung und Wettbewerb: Offiziell fördert die Regierung Burundis den Wettbewerb zwischen den Anbietern, doch der Markt ist klein. Die Teilprivatisierung von Onatel 2006 und neue Lizenzen für weitere Anbieter wie Smart und Lumitel in den 2010er Jahren sollten den Wettbewerb ankurbeln. Obwohl die Preise etwas gesunken sind, bleibt Erschwinglichkeit ein großes Problem (siehe nächster Abschnitt). Die ARCT griff an einigen Stellen regulierend ein – etwa mit SIM-Registrierungsvorgaben und Kontrolle der mobilen Interconnection-Gebühren – doch es gibt keine bekannten Preisobergrenzen oder starke Regulierung von Endkundenpreisen. Auch gibt es keine sektor-spezifischen Steuern wie die Social-Media-Abgaben in anderen afrikanischen Ländern (z.B. Ugandas OTT-Steuer), wohl weil die Nutzung ohnehin sehr niedrig ist. Allgemeine Steuern auf Telko-Umsätze und Importzölle auf Geräte tragen aber indirekt zu höheren Endkundentarifen bei. Positiv hervorzuheben ist, dass Burundi einen Internet-Austauschknoten (IXP) eingerichtet hat, um lokalen Datenverkehr im Land zu halten. Dieser von BBS betriebene IXP und die Caching-Server ermöglichen, dass etwa 52 % der populärsten Webinhalte lokal oder aus Zwischenspeichern in Burundi abrufbar sind pulse.internetsociety.org. Das steigert die Geschwindigkeit für Dienste wie Google, Facebook oder YouTube und verringert den Bedarf an internationaler Bandbreite. Ein stiller, aber entscheidender Baustein der Digitalstrategie, um die ohnehin geringe Konnektivität zu optimieren.
- Digitale Kompetenzen und Inklusion: Entscheidungsträger erkennen, dass Infrastruktur allein nicht genügt – Burundi braucht Menschen mit Fähigkeiten, das Internet zu nutzen. Programme zur Vermittlung digitaler Kompetenzen, Integration von IKT in den Bildungsbereich und Tech-Hubs stecken noch in den Kinderschuhen. So gibt es zum Beispiel Initiativen wie „BujaHub“ in Bujumbura zur Ausbildung Jugendlicher und Unternehmer in digitalen Fähigkeiten. Auch Gender-Inklusion rückt in den Fokus, da historisch weniger Frauen Zugang zum Internet haben. Solche Projekte sind bisher nicht flächendeckend, aber sie sind Teil des ganzheitlichen Ansatzes der Regierung im Rahmen der Digitalwirtschaftsagenda (oft mit Geberunterstützung). Bessere digitale Kompetenzen und Bewusstseinsbildung werden als Schlüssel zur Steigerung der Nachfrage gesehen und können die kommerzielle Rentabilität verbessern, damit Anbieter auch in der Breite investieren.
Zusammengefasst entwickelt sich das politische Umfeld in Burundi langsam weiter von der Basisversorgung hin zu fortgeschritteneren Themen (5G, Cybersicherheit, digitale Dienste). Doch das Grundproblem bleibt: Wie kann man die Mehrheit der Bevölkerung bezahlbar anbinden? Die jüngsten Maßnahmen der Regierung – Aktivierung des USF für ländliche Versorgung, Dialog mit Satellitenanbietern wie Starlink sowie Planungen zu 5G – deuten auf eine breit angelegte Strategie hin, um nach Möglichkeit Entwicklungssprünge zu schaffen. Die nächsten Abschnitte beleuchten die Kernherausforderungen der Erschwinglichkeit und die neuen Satellitenlösungen, die als mögliche Wendepunkte im Gespräch sind.
Herausforderungen bei Erschwinglichkeit, Qualität und Zugänglichkeit
Burundis digitaler Kampf dreht sich nicht nur um Signale und Sendemasten – es geht auch in hohem Maße um wirtschaftliche Barrieren und soziale Ungleichheiten. Selbst dort, wo Internetdienste technisch verfügbar sind, können sich die meisten Burunder nicht leisten, regelmäßig online zu gehen, oder sie stehen vor anderen Hindernissen (wie Strommangel oder fehlendem Know-how). Hier erläutern wir die wichtigsten Herausforderungen bei der Zugänglichkeit:
Hohe Kosten für Internetdaten: Die Kosten für Daten in Burundi gehören im Verhältnis zum Einkommen zu den höchsten der Welt. Laut UN Broadband Commission gilt Internet als „erschwinglich“, wenn 1 GB mobile Daten nicht mehr als 2 % des durchschnittlichen Monatseinkommens kostet. Burundi übersteigt diesen Richtwert deutlich. Vor ein paar Jahren lag der Preis für 1 GB mobile Daten bei etwa 13,6 % des BNE pro Kopf documents1.worldbank.org – über das 6-fache des Erschwinglichkeitsziels. (Zum Vergleich: 1 GB kostet in Nachbarländern wie Kenia oder Ruanda nur etwa 3 % des Einkommens documents1.worldbank.org.) Praktisch gesehen kann ein einfaches 1-GB-Monatspaket für eine(n) durchschnittliche(n) Burunder(in) zwei Wochenlöhne verschlingen. Es überrascht daher nicht, dass die meisten nur winzige Internetpakete (nur wenige MB) kaufen oder kostenlose Basisdienste sparsam nutzen. Die hohen Preise resultieren aus geringen Skalenvorteilen, hohen Betriebskosten der Anbieter und Steuern, die allesamt an die Verbraucher weitergegeben werden. Selbst mobile Sprach- und Textdienste, die weiter verbreitet sind, erreichen nur etwa 20 % der Bevölkerung mit Verträgen ecofinagency.com – was bedeutet, dass 80 % der Burunder nicht einmal einen Handyvertrag haben, geschweige denn ein Datenpaket. Viele sind auf ausgeliehene Telefone oder gemeinschaftliche Nutzung angewiesen.
Gerätekosten und Strom: Neben den Datentarifen stellt der Kauf eines internetfähigen Geräts eine gewaltige Hürde dar. Burundi ist eines der ärmsten Länder der Welt (BIP pro Kopf nur einige Hundert Dollar). Ein einfaches Smartphone, das 40–50 US-Dollar kosten kann, ist für viele unerschwinglich. Eine Umfrage der Alliance for Affordable Internet ergab, dass in Burundi der Durchschnittsbürger 221 % seines Monatseinkommens für das günstigste Smartphone (etwa 52 US-Dollar) ausgeben müsste itweb.africa. Anders gesagt: Ein Mobiltelefon kostet mehr als zwei Monatsgehälter einer Durchschnittsperson itweb.africa. Diese erstaunliche Zahl (zum Vergleich: in Ländern wie Botswana oder Jamaika liegt dieser Wert nur bei etwa 4–5 % des Monatseinkommens itweb.africa) erklärt, warum die Geräteverbreitung so gering ist. Der Markt ist überschwemmt mit gebrauchten und sehr einfachen „Feature Phones“; Smartphones verbreiten sich langsam, aber meist nur unter jungen Menschen in der Stadt und Berufstätigen. Zudem haben selbst diejenigen, die ein Smartphone besitzen, das Problem des Aufladens – nur etwa 11 % der Bevölkerung haben Zugang zu Strom (viele ländliche Gebiete sind nicht ans Netz angeschlossen), sodass es eine Herausforderung sein kann, ein Gerät überhaupt aufgeladen zu halten. Viele laufen zu Handelszentren, um Telefone (gegen Gebühr) aufzuladen oder nutzen Autobatterien/Solarmodule, wo es sie gibt. Dieser Mangel an verlässlicher Infrastruktur für Strom betrifft besonders die ländlichen Gebiete und macht regelmäßige Internetnutzung noch weniger realistisch.
Unterschiede zwischen Stadt und Land: Die Netzanbindung Burundis ist stark auf städtische Gebiete konzentriert. Nur etwa 15 % der Burunder leben in Städten datareportal.com, doch diese Minderheit genießt den Großteil des Internetzugangs. Städte verfügen über 4G/3G-Abdeckung, mehrere Anbieter, öffentliches WLAN und wohlhabendere Kunden. In ländlichen Dörfern gibt es bestenfalls schwache 2G-Signale und praktisch keine lokalen Internetangebote. Dies spiegelt sich auch in den Statistiken wider: Die Internetdurchdringung in Bujumbura und wenigen weiteren Städten liegt weit über dem nationalen Durchschnitt von 12 %, während sie in vielen ländlichen Kreisen faktisch bei 0 % liegt. Das ländliche 4G-Projekt der Regierung will dies durch Abdeckung von 178 ländlichen Gemeinden ecofinagency.com beheben, aber selbst bei Erfolg könnte die Nutzung gering bleiben, solange Erschwinglichkeit und Bewusstsein nicht steigen. Ländliche Menschen stehen zudem vor Sprach- und Inhaltsbarrieren – viele Inhalte sind auf Englisch oder Französisch, während viele ländliche Burunder sich in Kirundi wohler fühlen und nur wenig formale Bildung erfahren haben. Digitale Kompetenz ist ein Problem: Ein erheblicher Teil der Bevölkerung hat weder einen Computer noch das Internet genutzt; selbst wenn es verfügbar wird, braucht es Schulungen und lokale Inhalte, um eine Nutzung zu fördern.
Dienstleistungsqualität: Für diejenigen, die online gehen, gibt es zahlreiche Probleme mit der Netzqualität. Überlastete Netze führen besonders zu Stoßzeiten zu häufigen Verbindungsabbrüchen und langsamen Ladezeiten. In der Hauptstadt berichten Nutzer, dass die mobilen Datenraten schwanken und oft bis auf nahezu unbenutzbare Werte gedrosselt werden, wenn viele Leute gleichzeitig online sind. Das liegt zum Teil daran, dass den Anbietern begrenztes Spektrum und geringe Netzkapazitäten zur Verfügung stehen – beispielsweise öffnete der Regulierer erst Ende 2023 zusätzliche Frequenzbänder (700 MHz usw.) developingtelecoms.com, davor hatten die Betreiber sehr wenig Bandbreite für 4G. Zudem führt die starke Satellitenabhängigkeit für einige Rückgrat-Verbindungen in der Vergangenheit (und immer noch als Backup) zu hoher Latenz. Obwohl der Umstieg auf Glasfaser-Backbone geholfen hat, werden letzte Meile-Verbindungen weiterhin vielfach über Richtfunk realisiert, die wetteranfällig sind (Regen). Insgesamt zahlt der durchschnittliche Internetnutzer in Burundi nicht nur sehr viel für Daten, sondern erhält auch einen relativ schlechten Service bezüglich Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit. Dadurch erscheint das Internet vielen als wenig attraktiv und neue Nutzer werden abgeschreckt (warum so viel bezahlen für so wenig?).
Soziale und geschlechtsspezifische Unterschiede: Innerhalb der ohnehin niedrigen Internetnutzung sind manche Gruppen noch stärker benachteiligt. Frauen in Burundi nutzen das Internet seltener als Männer (ein digitaler Gender-Gap, der in einkommensschwachen Ländern häufig ist), oftmals wegen eingeschränktem Zugang zu Geräten, geringerer finanzieller Autonomie für Dateneinkauf und gesellschaftlichen Normen. Auch Gebildete und Französisch- oder Englischsprachige kommen leichter online als reine Kirundi-Sprecher. Die digitale Kluft spiegelt somit bestehende soziale Ungleichheiten wider und kann sie noch verstärken. Regierung und NGOs haben erste Initiativen gestartet (wie Schulungen für Unternehmerinnen zu digitalen Werkzeugen), diese stehen jedoch noch am Anfang.
Zusammengefasst ist Burundis Problem mit der Netzabdeckung vielschichtig: Infrastruktur ist notwendig, aber nicht ausreichend. Wirtschaftliche Erschwinglichkeit, Geräte, Stromversorgung und Nutzerkompetenzen müssen sich parallel verbessern. Ohne geringere Kosten und mehr Mehrwert durch Internetzugang bringt bloßer Netzausbau (oder gar Satellitenstarts) noch keine flächendeckende Anbindung. Im folgenden Abschnitt werfen wir einen Blick auf einen vielversprechenden neuen Ansatz zur Lösung dieser Probleme: Satelliteninternetdienste, die einige Infrastrukturlücken umgehen könnten – aber ebenfalls eigene Kosten und Herausforderungen mitbringen.
Internet via Satellit: VSAT und die neuen LEO-Dienste
Angesichts der schwierigen Geografie und der Infrastrukturlücken in Burundi gilt Satelliteninternet seit Langem als Hoffnung für die Anbindung entlegener und unterversorgter Gebiete. Bis vor Kurzem wurde die Satellitenverbindung (VSAT) in Burundi allerdings nur vereinzelt von Unternehmen, Botschaften und NGOs genutzt – aus Kostengründen. Nun jedoch wecken neue Satellitendienste im niedrigen Erdorbit (LEO) wie SpaceX Starlink Hoffnung darauf, dass Burundis Netz wirklich besser werden könnte. Nachfolgend betrachten wir die Rolle des Satelliteninternets in Burundi – von klassischem VSAT bis zu den jüngsten Entwicklungen.
Eine Starlink-Satellitenschüssel (Nutzerterminal). Seit 2024 ist das Starlink-Netz in Burundi verfügbar und bietet Internet mit hoher Geschwindigkeit über Satelliten im niedrigen Erdorbit. Solche Satellitenlösungen sollen ländliche und abgelegene Gebiete erreichen, in denen der Glasfaserausbau oder 4G-Masten schwierig sind. Allerdings bleibt der Preis für viele eine Barriere für die breite Nutzung.
Altes VSAT: Früher war VSAT (Very Small Aperture Terminal)-Satelliteninternet eine der wenigen Möglichkeiten, in Burundi online zu gehen (vor allem bevor Glasfaser ins Land kam). Anbieter wie Viasat, GlobalTT und andere boten via geostationären Satelliten VSAT-Dienste für Burundi an. Dazu wird an jedem Standort eine Satellitenschüssel und ein Modem installiert, die mit einem Satelliten in etwa 36.000 km Höhe kommunizieren. VSAT bietet zwar fast überall Netz (sogar auf dem Berggipfel), aber die Nachteile waren sehr hohe Latenz (~600–800 ms) und sehr hohe Preise für begrenzte Bandbreite. In Burundi wurde VSAT vor allem von Banken (für Geldautomaten-Netze), Regierungsstellen mit Verbindung nach Bujumbura und NGOs in ländlichen Stützpunkten genutzt. Die Kosten betrugen mehrere Hundert oder Tausend Dollar monatlich für gerade ein paar Megabit pro Sekunde. Privatanwender konnten sich VSAT daher nie leisten; es blieb eine Nischenlösung. Als in den 2010er-Jahren das nationale Glasfaser-Backbone ausgebaut wurde, wurden manche VSAT-Links durch Festnetzanschlüsse mit geringerer Latenz ersetzt. Doch in nicht erschlossenen Gebieten bleibt VSAT weiterhin eine Option – mehrere Anbieter bewerben C-Band- und Ku-Band-VSAT-Pläne für Burundi, vor allem für „mission critical“-Verbindungen (etwa für Bergwerke oder humanitäre Einsätze) nt-vsat.com. Die Nutzerbasis ist allerdings sehr klein, der Einfluss auf die landesweite Internetdurchdringung kaum messbar.
Starlinks Einstieg: Die große Nachricht kam im Jahr 2024: Starlink, der Satelliten-Internetdienst von SpaceX, startete offiziell in Burundi. Nach monatelangen Spekulationen eröffnete SpaceX im September 2024 die Serviceverfügbarkeit und begann mit dem Versand von Kits nach Burundi techafricanews.com techlabari.com. Dies folgte auf ein Präsidialdekret im Mai 2024, das Starlink eine Betriebslizenz im Land erteilte spaceinafrica.com. Burundi wurde damit das 17. afrikanische Land, in dem Starlink eine Betriebserlaubnis besitzt techlabari.com. Starlink unterscheidet sich deutlich von traditionellem VSAT – es nutzt eine Konstellation von Tausenden von LEO-Satelliten, die nur etwa 550 km über der Erde kreisen. Dadurch werden viel geringere Latenzen (20–50 ms, ähnlich wie terrestrische Netze) und hohe Durchsatzraten ermöglicht. Ein Standard-Starlink-Kit in Burundi besteht aus einer pizza-großen Antennenschüssel (User Terminal), einem WLAN-Router und erfordert einen freien Blick zum Himmel. Nach der Installation können Nutzer Download-Geschwindigkeiten von 50–200 Mbps erwarten – weit mehr als lokale ISPs außerhalb von Glasfaseranschlüssen für Unternehmen bieten können. Die Ankunft von Starlink stellt einen potenziellen Game-Changer für die Konnektivität dar: Es verspricht, Breitband überall in Burundi sofort bereitzustellen, ohne auf Glasfaser oder Sendemasten warten zu müssen.
Abdeckung und Nutzung: Stand Ende 2024 deckt Starlink das gesamte Staatsgebiet Burundis über seine Satelliten ab – im Prinzip kann jeder in Burundi ein Kit bestellen und sich verbinden lassen, egal ob im Zentrum von Bujumbura oder in einem abgelegenen Dorf. Diese Universalität ist beispiellos. Erste Berichte zeigten, dass der Starlink-Dienst sowohl in Städten als auch in ländlichen Regionen funktionierte techafricanews.com, und ein lokaler Elektronikhändler (Zebra Electronics) begann mit dem Verkauf von Starlink-Kits – ein Zeichen für die kommerzielle Verfügbarkeit. Die Verbreitung beschränkt sich jedoch bislang auf diejenigen, die es sich leisten können. Die Kosten sind das größte Hindernis: Das Starlink-Hardware-Kit kostete etwa 600 US-Dollar für die Schüssel und das Abonnement ungefähr 50 bis 100 US-Dollar im Monat (die genaue Monatsgebühr in Burundi liegt etwa in diesem Bereich und entspricht anderen afrikanischen Ländern). Zwar ist das im Vergleich zu VSAT günstig (enterprise VSAT kann über 1000 US-Dollar für 10 Mbps kosten), aber für den Durchschnittsburundier ist es immer noch extrem teuer (Bedenke: 50 US-Dollar entsprechen mehr als dem Monatseinkommen der meisten Menschen). Daher sind die ersten Starlink-Nutzer in Burundi laut Berichten Unternehmen, NGOs und wohlhabende Privatpersonen. Beispielsweise kann ein ländliches Krankenhaus oder eine Schule Starlink nutzen, wo es vorher gar keine Verbindung gab. Auch findige Unternehmer in Bujumbura testeten Starlink als Alternative zu langsamem DSL.
Ein interessanter Anwendungsfall ist Community- oder Gemeinschaftsnutzung: Da Starlink eine große Fläche mit WLAN abdecken kann, besteht die Möglichkeit, ein Starlink-Kit einzurichten und die Verbindung dann mit Nachbarn zu teilen oder gegen Bezahlung abzugeben (lokales WLAN-Hotspot-Modell). Manche lokale ISPs oder Internetcafés könnten so vorgehen – indem sie Starlink als Backhaul nutzen und den Endkunden Zugang in burundischen Franken verkaufen. Dies könnte die Reichweite allmählich in schwer zugänglichen Gebieten ausbauen. Eine breite Marktdurchdringung wird aber entweder deutliche Preisnachlässe oder Förderprogramme erfordern.
Andere Satellitendienste (OneWeb usw.): Starlink ist nicht der einzige Anbieter. OneWeb, ein weiteres LEO-Satellitennetzwerk (teilweise im Besitz der britischen Regierung und Bharti Airtel), hat Burundi ebenfalls in seine Afrika-Abdeckungspläne aufgenommen. OneWeb arbeitet über Vertriebspartner – so bewerben einige Anbieter OneWeb-Dienste mit bis zu 200 Mbps in Burundi globaltt.com. Anders als Starlink setzt OneWeb auf Enterprise- und Telekommunikations-Backhaul, nicht auf Direktvertrieb an Endkunden. Möglich wäre z.B. eine Partnerschaft mit einem burundischen Mobilfunkbetreiber zum Anschluss entlegener Sendemasten per Satellit, oder die Anbindung von Schulen im Rahmen von Bildungsprojekten. Auch ältere GEO-Satelliten sind weiterhin verfügbar: Unternehmen wie Avanti (Hylas-Satelliten) oder Intelsat bieten gelegentlich Ka-Band-Breitband für Burundi an, zum Teil gezielt für Behördenverbindungen. Allerdings sorgte bisher keiner dieser Dienste so für Aufsehen wie Starlink, das allein schon durch seine Marke und Leistung die öffentliche Vorstellungskraft beflügelt.
Auswirkung und Ausblick: Die Regierung begrüßt Satellitenanbieter als Teil ihrer Strategie, die Unverbundenen anzubinden. Tatsächlich sehen Offizielle Starlink als Ergänzung zu den eigenen 5G-Plänen – und erkennen an, dass „Starlinks Satellitenverbindung eine starke Option ist, um ländliche Gebiete ohne terrestrische Netze anzubinden.“ developingtelecoms.com. Anders gesagt: Anstatt teure Glasfaser oder Sendemasten auf jeden Hügel auszudehnen, kann Burundi mit dem „Himmelsnetz“ einen Entwicklungssprung machen. Für abgelegene Schulen, Kliniken oder Unternehmen, die bislang komplett offline waren, kann dies transformativ wirken. Außerdem sorgt Satelliten-Internet für Resilienz: Bei Unterbrechungen auf Glasfaser oder Ausfällen des Mobilfunknetzes können kritische Dienste über die Satellitenverbindung online bleiben.
Gleichwohl sollte man die Erwartungen dämpfen. Satelliten lösen das Abdeckungsproblem, aber nicht zwangsläufig das Problem der Erschwinglichkeit. Wenn sich die meisten Bürger kein reguläres 4G-Datenpaket leisten können, werden sie erst recht keine 50 US-Dollar monatlich für Starlink zahlen können. Es wird daher diskutiert, Universal-Service-Fonds oder Entwicklungshilfen zum Subventionieren von Satelliten-Internet für Gemeinschaftszentren oder wichtige öffentliche Einrichtungen einzusetzen (z.B. jedem digitalen Gemeindezentrum Starlink und kostenloses WLAN bereitzustellen). Solche Programme könnten die Internetanbindung in ländlichen Regionen deutlich erhöhen, sofern realisiert. Ein weiterer Aspekt ist die Regulierung – die ARCT wird den Starlink-Rollout beaufsichtigen und könnte sich mit Fragen der Besteuerung und Integration befassen (z.B. sicherstellen, dass Starlink lokale Vorgaben befolgt und gegebenenfalls lokale Gateways oder Datenkontrollen einrichtet, obwohl Starlink derzeit keine Bodenstation in Burundi nutzt, sondern solche in anderen Ländern).
Zusammengefasst: Die Satellitenlösung eröffnet ein spannendes neues Kapitel in Burundis Konnektivitätsgeschichte. Sie hat Burundi bereits „auf die Landkarte gesetzt“ als einen der Early Adopters von moderner Satelliten-Internet-Technologie in Afrika spaceinafrica.com. Mit dem Aufkommen weiterer Anbieter (Amazons Projekt Kuiper könnte bald folgen) und hoffentlich sinkenden Gerätepreisen könnten schon bald noch mehr Burundier „per Himmel“ online gehen. Die Satelliten werden die Bodennetze nicht ersetzen – sie schließen aber die schwierigsten Lücken und bieten alternative Wege. Das Endergebnis hängt davon ab, inwieweit Erschwinglichkeit verbessert werden kann und Signalverteilung vor Ort organisiert wird (z.B. über Dorf-Hotspots oder Einzelhändler, die Satelliten-Backhaul verwenden).
Burundi vs. Nachbarn: Wie schneidet der Internetzugang ab?
Um Burundis Situation besser zu verstehen, lohnt sich der Vergleich mit den ost- und zentralafrikanischen Nachbarn. Unglücklicherweise macht dieser Vergleich meist deutlich, wie viel Burundi noch aufzuholen hat. Hier ein kurzer Überblick über zentrale Kennzahlen in Ruanda, Tansania und der Demokratische Republik Kongo (DRK) im Vergleich zu Burundi:
- Ruanda: Ruanda gilt oft als regionaler ICT-Vorreiter und hatte Anfang 2024 eine Internetdurchdringung von etwa 34,4 % freedomhouse.org – fast das Dreifache von Burundi. Die Regierung investierte massiv in Glasfaser-Rückgratnetze und errichtete sogar ein nationales 4G-Wholesale-Netz (in Partnerschaft mit Korea Telecom) für eine flächendeckende Versorgung. 4G deckt in Ruanda inzwischen über 90 % der Bevölkerung ab, und in Kigali laufen 5G-Pilotprojekte. Breitebandinternet ist nicht nur besser verfügbar, sondern auch im regionalen Vergleich recht erschwinglich. Der durchschnittliche Monatsbeitrag für Festnetz-Breitband fiel 2024 auf rund 43 US-Dollar – einer der niedrigsten Werte Afrikas thecitizen.co.tz thecitizen.co.tz. Ruandas Fokus auf digitale Kompetenzen und E-Government (mit Initiativen wie digitalen Zahlungen, Online-Diensten etc.) schafft zudem eine starke Nachfrage, die die Konnektivität vorantreibt. Zusammengefasst ist Ruanda weit voraus, wenngleich auch dort die letzten ländlichen Gegenden schwer erreichbar bleiben.
- Tansania: Mit etwa 65 Millionen Einwohnern ist Tansania viel größer und hatte Anfang 2024 21,8 Millionen Internetnutzer (31,9 % Durchdringung) ippmedia.com. Das Land profitiert von mehreren Untersee-Kabel-Anbindungen (mit verschiedenen Endpunkten an der Küste) und einem wettbewerbsintensiven Telekom-Markt (Vodacom, Airtel, Tigo, Halotel usw.). Die Gesamt-Durchdringung liegt zwar niedriger als in Ruanda, ist aber immer noch dreimal so hoch wie in Burundi. In großen Städten wie Daressalam und Arusha gibt es flächendeckend 4G und erste 5G-Piloten. Auch in ländlichen Gebieten ist 3G/4G besser als in Burundi, wenngleich die schiere Größe des Landes für verbleibende „weiße Flecken“ sorgt. Preislich war Tansania lange Vorreiter bei niedrigen Datenkosten in Ostafrika (die Regierung drängte auf günstige Tarife); Laut Cable betrug der Durchschnittspreis für Festnetz-Breitband 2023 43,44 US-Dollar pro Monat thecitizen.co.tz thecitizen.co.tz – ähnlich wie in Ruanda. Die Existenz lokaler Gerätehersteller und der große Markt machen Telefone zudem etwas zugänglicher. Im Vergleich zu Burundi hat Tansania also eine höhere Konnektivitätsrate und einen reiferen Markt, wenngleich auch hier eine ausgeprägte digitale Kluft zwischen Stadt und Land besteht.
- Demokratische Republik Kongo (DRK): Die DRK, Burundis Nachbar im Westen, ist ihrerseits stark unterversorgt – gemessen an ihrer Größe. Die mobile Internetdurchdringung lag 2023 bei rund 20 % (laut ITU: 20,4 %) developingtelecoms.com. In absoluten Zahlen sind das zwar „nur“ etwa 29 Millionen Onliner (bei über 100 Millionen Einwohnern developingtelecoms.com), doch zeigen sich dieselben Herausforderungen (riesiges Landesgebiet, Konflikte, Armut) wie in Burundi – nur im größeren Maßstab. Allerdings gibt es mehr Investitionen in Telekom: Anbieter wie Vodacom, Orange und Airtel sind präsent, Verbesserungen in den Städten sind greifbar. Festnetz-Internet kostet im Schnitt 171 US-Dollar im Monat (nach kurzem Preisverfall) thecitizen.co.tz – immer noch extrem viel, aber nur etwa die Hälfte des burundischen Durchschnittspreises. Das ist bezeichnend: Selbst das krisengeschüttelte Kongo bietet relativ gesehen günstigeres Internet als Burundi. In einem Bereich boomt die DRK: Mobile Payments und digitale Basisdienste, getragen von den 20 % mit Zugang – ein Modell, das Burundi mit wachsender Nutzerbasis adaptieren könnte.
Zusammenfassend lässt sich im Nachbarschaftsvergleich sagen: Burundi liegt bei der Internetanbindung deutlich hinter allen direkten Nachbarn. Ruanda und Tansania sind weit erfolgreicher bei der Anbindung der Bevölkerung (jeweils mehr als ein Drittel online, gegenüber nur etwa einem Achtel in Burundi), und selbst die DRK – allen Widrigkeiten zum Trotz – verzeichnet einen größeren Anteil und eine höhere Zahl vernetzter Bürger. Hinzu kommt: Burundi hat die höchsten Internetkosten der Region. Ein Bericht nennt für Burundi einen durchschnittlichen Festnetz-Breitband-Preis von 304,57 US-Dollar monatlich, den höchsten Wert in Ostafrika thecitizen.co.tz. In Ruanda, Tansania, Kenia, Uganda usw. liegen die Preise dagegen unter 50 US-Dollar thecitizen.co.tz thecitizen.co.tz. Dieser krasse Unterschied macht deutlich, wie isoliert und unterentwickelt Burundis Telekom-Markt bislang war.
Die Vergleiche geben jedoch auch Anlass zur Hoffnung: Sie zeigen, was möglich sein könnte, wenn Burundi ähnliche Reformen und Investitionen wie seine Nachbarn umsetzt. Ruandas Ansatz der starken staatlichen Förderung, öffentlich-privaten Partnerschaften für Infrastruktur und Betonung von Erschwinglichkeit könnte etwa ein Vorbild sein. Auch regionale Integration könnte helfen – Burundi ist Teil der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) und der Smart Africa Alliance, durch die Initiativen wie grenzüberschreitende Datenpreise und Roaming, gemeinsame IXPs und regionale Backbone-Anbindungen gefördert werden. Mit der Zeit, wenn regionale Projekte (wie das One Area Network für Telekommunikation) Gestalt annehmen, könnten auch Burundier von niedrigeren Kosten und besserer Konnektivität profitieren, wenn das Land seinen Nachbarn aufholt.
Wichtige Statistiken im Überblick
Zur Zusammenfassung des Internetlandschaft von Burundi hier ein Überblick über wichtige Statistiken:
- Internetdurchdringung (2024): ca. 11–12% der Bevölkerung datareportal.com ecofinagency.com (etwa 1,5 Millionen Nutzer im Januar 2024, steigend auf 1,78 Millionen bis Januar 2025 datareportal.com). Etwa 88% der Burundier sind weiterhin offline.
- Mobilfunkabdeckung: ca. 97% der Bevölkerung mit 2G-Abdeckung; ca. 53% mit 3G; nur ca. 32% mit 4G LTE-Abdeckung ecofinagency.com. Die meisten ländlichen Gebiete fehlen schnelle Netzabdeckung.
- Mobilfunkkunden: ca. 7,8 Millionen Mobilfunkanschlüsse (multi-SIM) über drei Netzbetreiber operatorwatch.com. Anteil eindeutiger Mobilfunknutzer ca. 37% (viele Menschen besitzen kein eigenes Telefon) documents1.worldbank.org.
- Hauptanbieter & Marktanteile: Econet Leo (~47% Marktanteil 2020) documents1.worldbank.org, Lumitel (~42%), Onatel (~10%), Smart (5%, inzwischen eingestellt). Lumitel verfügt über die größte Netzinfrastruktur, Econet über eine etablierte Kundschaft; Smarts Ausstieg 2022 ließ 3 Betreiber zurück.
- Internationale Bandbreitennutzung: ca. 2,3 Gbps genutzte Gesamtbandbreite im Jahr 2019 documents1.worldbank.org (mit deutlich mehr verfügbarer Kapazität). Bandbreite pro Kopf ist extrem niedrig (~591 bps/Person) documents1.worldbank.org, was auf eine starke Unterauslastung hinweist.
- Durchschnittliche Internetgeschwindigkeit: ca. 5–6 Mbps mittlere Downloadgeschwindigkeit im Festnetz-Breitband datareportal.com; mobile Broadband-Geschwindigkeiten oft <3 Mbps auf 3G-Netzen (keine offizielle Angabe, aber sehr niedrig). Hohe Latenz in alten Netzwerken, jedoch bietet neuer Starlink-Dienst 50+ Mbps mit <50ms Latenz.
- Internetpreise: 1GB mobile Daten kostet ca. 13,6% des monatlichen Einkommens documents1.worldbank.org (einer der höchsten Werte weltweit). Durchschnittliches Festnetz-Breitbandpaket kostet über 300 $ pro Monat (höchster Wert in der EAC) thecitizen.co.tz. Zum Vergleich: In Nachbarländern kostet Breitband ca. 40–50 $.
- Smartphone-Verbreitung: Genau Rate niedrig; wahrscheinlich unter 10% der Bevölkerung besitzen ein Smartphone. Ein einfaches Smartphone kostet ca. das 2,2-fache des durchschnittlichen Monatseinkommens itweb.africa, was die Verbreitung stark einschränkt.
- Universal Service Projekte: Laufende Initiative zur Ausweitung von 4G auf 178 ländliche Gemeinden, Zielgruppe ca. 786.000 Menschen ecofinagency.com, mittels Subventionen an Betreiber (Zeithorizont 2025–2026).
- Satelliteninternet: Starlink verfügbar seit Q4 2024 techafricanews.com, Lizenz erteilt spaceinafrica.com. Rund 15 andere afrikanische Länder nutzen Starlink mittlerweile spaceinafrica.com. Kosten ca. 600 $ Hardware + ca. 50–100 $/Monat Abonnement (derzeit nutzen vor allem NGOs und Unternehmen).
- Regionale Internetdurchdringung: Ruanda ca. 34% freedomhouse.org, Tansania ca. 32% ippmedia.com, DRC ca. 20% developingtelecoms.com – alle höher als Burundis ca. 12%. Burundi möchte nicht weiter zurückfallen, da die Nachbarländer voranschreiten.
Diese Zahlen zeichnen zusammen ein Bild eines Landes, in dem digitale Konnektivität noch weit von Allgegenwart entfernt ist, wo jedoch großes Potenzial (und Pläne) für Wachstum besteht.
Aktuelle Entwicklungen und Ausblick
Die kommenden Jahre werden entscheidend für Burundis digitale Entwicklung sein. Es gibt mehrere positive Entwicklungen am Horizont, die helfen könnten, die Internet-Problematik zu wenden:
- 5G und neues Spektrum: Burundi drängt ehrgeizig auf 5G-Mobilfunktechnologie, auch wenn 4G noch eingeführt wird. Die Regierung plante über die ARCT für 2024 die Freigabe von 5G-Spektrum und potenziell einen kommerziellen 5G-Start ab Juli 2024 developingtelecoms.com. Dieser Zeitplan ist vielleicht zu optimistisch, aber mindestens ein Betreiber (vermutlich Lumitel) bekundete Interesse, 5G an urbanen Hotspots einzuführen. Mit 5G käme ultraschnelles drahtloses Internet nach Bujumbura oder Gitega – sinnvoll für Unternehmen und Behörden und möglicherweise als Schaufenster für Investoren. Die größere Auswirkung ist aber begrenzt, solange noch nicht mehr Menschen 4G-Smartphones besitzen. Praktisch bedeutsam ist vor allem, dass mehr Spektrum für 4G LTE (z.B. im 700-MHz-Band) freigegeben wird developingtelecoms.com, was kurzfristig die 4G-Abdeckung und Kapazität verbessert. Die bestehenden Netze könnten also schneller und reichweitenstärker werden – davon profitieren Alltagsnutzer.
- Ausbau der ländlichen Konnektivität: Das Universal Service Fund-Projekt zur Versorgung von ländlichen “Not-Spots” mit 4G (oder wenigstens 3G) schreitet voran. Bis Mitte 2025 werden die Betreiber bieten und der Bau der ersten Phase soll beginnen. 2024 laufen vermutlich bereits Vorarbeiten wie Standortermittlung für Sendemasten und Einbindung lokaler Gemeinden. Gelingt das Projekt, bekommen innerhalb der nächsten 1–2 Jahre Hunderttausende Dorfbewohner erstmals mobiles Breitband ecofinagency.com. Selbst wenn es zunächst unbezahlbar bleibt: Abdeckung ist die Grundvoraussetzung für jeden Zugang (mit staatlichen Zuschüssen oder Gemeinschaftspunkten können dann Leute digitale Dienste nutzen). Der Fokus auf Open Access und erneuerbare Energien für Funktürme ecofinagency.com könnte zudem als Modell für nachhaltigen, kostengünstigen Ausbau dienen. Im Kern ist das der Versuch Burundis, bei 3G/4G-Grundversorgung den Rückstand zur Nachbarschaft aufzuholen.
- Internationale Unterstützung und Investitionen: Die angespannte Lage in Burundi hat internationale Entwicklungsagenturen aufmerksam gemacht. Das Digital Foundations Project der Weltbank (genehmigt ca. 2021) brachte Dutzende Millionen Dollar an politischen Reformen, Initiativen zum Kompetenzerwerb und Breitbandausbau ein documents1.worldbank.org documents1.worldbank.org. Daneben gibt es regionale Integrationsvorhaben (unter EAC), die Burundi stärker an die regionalen Glasfasernetze und Datenmärkte anbinden könnten. Private Investoren verhielten sich in Burundi bislang vorsichtig, aber bei politischer Stabilität könnten Unternehmen wie Viettel (Lumitel-Mutterkonzern) oder regionale ISPs ihre Investitionen erhöhen. Viettel etwa könnte Mobile Money oder andere Dienste einführen, um Kundenstamm besser zu monetarisieren, was die Smartphone-Verbreitung vorantreiben könnte. Ein weiterer Ansatz sind öffentliche Zugangspunkte: Initiativen zur Einrichtung von Gemeinschafts-Internet-Zentren oder kostenlosen WLAN-Zonen (eventuell mit Satelliten-Backhaul) könnten entstehen, um mit Geberhilfe zumindest einigen Menschen Zugang zu ermöglichen, die keine eigenen Verträge bezahlen können.
- Starlink und Sat-Wachstum: Der erfolgreiche Start von Starlink 2024 dürfte erst der Anfang für die Rolle von Satelliten sein. 2025 könnte Starlink günstigere Tarife oder Community-Pakete einführen (SpaceX hat “Community Starlink” bereits in anderen Entwicklungsländern getestet). Außerdem könnte Konkurrenz durch andere LEO-Konstellationen die Preise senken. OneWeb könnte – wie erwähnt – mit Betreibern kooperieren, um die Netzabdeckung zu erweitern. Amazons Project Kuiper will bald starten und könnte Afrika mit attraktiven Preisen ins Visier nehmen. Burundi könnte als kleines, schwer zu erschließendes Land sogar besonders von solchen globalen Diensten profitieren – denn nötig ist nur die Anschaffungsterminals und kaum Infrastruktur. Die Regierung könnte bei diesen Anbietern für soziale Einrichtungen (Schulen, Kliniken) Sonderkonditionen aushandeln. Sinken die Hardwarepreise (z.B. auf 100 $) und gibt es flexible, mobilfunkähnliche Datenpakete, könnten sich auch normale Familien oder Genossenschaften den Einstieg leisten. Das Satellitensegment verdient also Aufmerksamkeit: In den kommenden Jahren wird hier viel Dynamik sein, und Burundi ist wegen schwieriger Festnetzbedingungen sozusagen ein idealer Starlink-Kunde.
- Verbesserung der Erschwinglichkeit: Zunehmend wird erkannt, dass Nachfrage-orientierte Maßnahmen notwendig sind. Möglicherweise werden Einfuhrzölle für Smartphones abgeschafft, Finanzierungsprogramme “Smartphone für alle” aufgelegt oder Preissenkungen für Datenpakete durch Wettbewerb erzwungen. Sollte ein Netzbetreiber (z.B. Lumitel) die Datentarife drastisch senken, würden die anderen folgen – ein Preiskampf wäre zugunsten der Verbraucher. Im regionalen Kontext diskutiert die EAC eine Harmonisierung beim Roaming und womöglich auch bei Datentarifen; zieht Burundi hier nach, könnten die Preise sinken. Auch die Alliance for Affordable Internet und andere Gruppen werden auf weitere politische Reformen drängen (z.B. Spektrum teilen, gemeinsame Infrastruktur, niedrigere Branchentsteuern), damit Internet billiger wird. Schon ein Rückgang der Datentarifquote von 13% auf etwa 5% des Einkommens würde vielen mehr Zugang ermöglichen.
- Lokale Inhalte und Dienste: Mit zunehmendem Zuwachs an Internetnutzern in Burundi ist ein Anstieg an Angeboten und Inhalten auf Kirundi und zu lokalen Themen zu erwarten. Das beobachten wir überall: Ab einer bestimmten Schwelle entwickeln Unternehmer Apps, Websites und YouTube-Kanäle für Bedürfnisse vor Ort (Nachrichten, Landwirtschaft, E-Commerce…). Auch die Regierung will Dienste digitalisieren, was die Internetnutzung stimulieren kann (wenn z.B. Schulabschlussprüfungen/Behördengänge online erfolgen, gibt es einen Grund, online zu gehen). Langfristig macht ein wachsendes Ökosystem das Internet für Bürger wertvoller und befördert einen positiven Kreislauf der Verbreitung. Burundi steht hier noch ganz am Anfang, aber zur Zukunftsvision gehört eine (wenn auch kleine) digitale Wirtschaft – was nötig ist, um den Breitbandausbau zu rechtfertigen.
Ausblick: Zusammengefasst steht Burundi vor einer schrittweisen Verbesserung des Internetzugangs aus äußerst niedrigem Ausgangsniveau. Sehr wahrscheinlich wird die Internetdurchdringung jährlich leicht steigen und bis Ende der 2020er eventuell sogar 20% erreichen, falls die aktuellen Projekte erfolgreich sind. Die Kluft zwischen Stadt und Land dürfte sich verkleinern, wenn ländliches 4G verfügbar wird und Satellitendienste Dörfer anschließen. Auch die Dienstqualität sollte zunehmen: mehr Spektrum und womöglich 5G in Stadtzentren entlasten überlastete Netze. Satelliten-Internet könnte dabei als Konkurrenz wie Ergänzung wirken und so auch den Druck auf Mobilfunkanbieter erhöhen, sich zu verbessern.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Burundis digitaler Kampf noch lange nicht vorbei ist. Das Land steht vor großen Herausforderungen hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit – ohne eine umfassendere Armutsbekämpfung bleibt für viele der Internetzugang ein Luxusgut. Auch politische Stabilität und gute Regierungsführung spielen eine Rolle; jede Rückkehr zu Unruhen könnte die Fortschritte im Telekommunikationssektor zunichtemachen (wie 2015 geschehen, als eine politische Krise die Wirtschaft ins Stocken brachte und alle Sektoren betraf). Abgesehen von solchen Rückschlägen ist die Entwicklung jedoch langsam positiv. In einigen Jahren besteht die Hoffnung, dass Geschichten von Schulkindern in abgelegenen Provinzen, die per Satellit am E-Learning teilnehmen, oder Bauern, die über ihre Smartphones Marktinformationen erhalten, Wirklichkeit werden. Burundi könnte dann von einem auf der digitalen Weltkarte praktisch dunklen Fleck zumindest zu einem schwach leuchtenden Land werden – Schritt für Schritt wird so die Kluft zum Rest Ostafrikas kleiner.
Fazit
Burundis Weg zur Internetanbindung war von Herausforderungen geprägt, aber die Wahrheit hinter den Zahlen ist, dass Fortschritte – so langsam sie auch sein mögen – stattfinden. Von den 4G-Hotspots der Hauptstadt bis hin zu den Hügeln, wo Dorfbewohner vielleicht bald ihren ersten Mobilfunkmast sehen, sowie zu den Satelliten, die nun über ihren Köpfen Breitband-Internet übertragen – die Bausteine fügen sich zusammen, um Burundi aus der digitalen Isolation zu führen. Das Land bleibt eines der schwierigsten Umfelder für Konnektivität weltweit, mit harten Realitäten: Die Mehrheit der Menschen kann nicht online gehen, die angebotenen Dienste sind teuer und langsam, und die Infrastruktur hat große Lücken. Dennoch gehen Initiativen wie der Ausbau von Netzen im ländlichen Raum, unterstützende Regierungspolitik und innovative Lösungen wie Starlink diese Probleme direkt an.
In Burundis digitalem Kampf steckt die Geschichte einer Nation, die gegen alle Widerstände versucht, ins 21. Jahrhundert zu springen. Das Land hinkt seinen Nachbarn hinterher, aber es ist entschlossen, nicht völlig zurückzubleiben. Die „Satellitenlösung“ bietet dabei eine spannende Perspektive: Selbst an Orten mit wenig Kabelinfrastruktur und schwacher Stromversorgung kann ein Laptop im Dorf über das Weltall mit dem globalen Internet verbunden werden. Kombiniert man das mit verbesserten terrestrischen Netzen und besserer Erschwinglichkeit, erscheint der Traum eines digital gestärkten Burundi erreichbar. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sehr sich diese Bemühungen auszahlen. Für den Moment lehrt uns Burundi viel über die Herausforderungen der Konnektivität am (digitalen) Rand – und darüber, wie Innovation, Investitionen und Durchhaltevermögen das Blatt langsam zu Gunsten einer vernetzten Zukunft wenden.
Quellen: Die Informationen in diesem Bericht stammen aus einer Vielzahl aktueller und seriöser Quellen, darunter Daten der International Telecommunication Union, Berichte der Weltbank, Veröffentlichungen der burundischen Regulierungsbehörde ARCT, Nachrichtenagenturen wie Ecofin und Developing Telecoms sowie spezialisierte Tech-Medien. Wichtige Statistiken wie die Internet-Penetrationsrate von 11,1% ecofinagency.com, Versorgungslücken ecofinagency.com, Preisvergleiche thecitizen.co.tz und Details zum Starlink-Start spaceinafrica.com wurden im gesamten Text mit Quellverweisen dokumentiert. Dieser umfassende Überblick soll als sachliche Grundlage zum Verständnis der Herausforderungen beim Internetzugang in Burundi im Jahr 2025 und darüber hinaus dienen.