Die schockierende Wahrheit über den Internetzugang in Burkina Faso – Von weißen Flecken zu Starlink-Träumen

Aktueller Stand des Internetzugangs in Burkina Faso
Die digitale Landschaft Burkina Fasos ist geprägt von einer niedrigen Internetdurchdringung und einer starken Abhängigkeit von Mobilfunknetzen. Im Jahr 2023 sind nur etwa 17–20 % der Bevölkerung Internetnutzer, weit unter dem afrikanischen Durchschnitt (~39 %) pulse.internetsociety.org und dem weltweiten Durchschnitt (~66 %) datareportal.com. In absoluten Zahlen entspricht dies etwa 4,7 Millionen aktiven Internetnutzern in einem Land mit ~23 Millionen Einwohnern digitalmagazine.bf. Das bedeutet, dass kaum jeder fünfte Burkinabè in den letzten 3 Monaten das Internet genutzt hat, was auf eine erhebliche digitale Kluft hinweist.
Mobil vs. Festnetz: Der Internetzugang in Burkina Faso ist nahezu ausschließlich mobilfunkbasiert. Ende 2023 wurden etwa 17 Millionen mobile Internet-Abonnements registriert – das entspricht einer Abdeckung von ca. 77 % der Bevölkerung im Sinne von Zugang digitalmagazine.bf. Allerdings bedeutet “Abonnement” nicht immer auch aktive Nutzung (viele Menschen besitzen SIM-Karten mit Datenoption, die sie selten nutzen). Im krassen Gegensatz dazu ist festes Breitbandinternet (Haus-/Büroanschluss) extrem begrenzt: Nur etwa 84.807 feste Internetabonnements waren im 3. Quartal 2023 aktiv digitalmagazine.bf. Feste Anschlüsse – hauptsächlich neue Glasfaserleitungen in den großen Städten – wachsen zwar rasant (140 % Zuwachs seit 2022) digitalmagazine.bf, machen jedoch immer noch nur einen winzigen Bruchteil des gesamten Internetzugangs aus. Für die große Mehrheit der Burkinabè bedeutet das Internet de facto: ein Mobiltelefon (meist via 3G/4G-Datenverbindung) und keinen heimischen Breitbandanschluss.
Stadt-Land-Gefälle: Es existiert eine ausgeprägte Kluft zwischen Stadt und Land bei der Konnektivität. Städte wie Ouagadougou und Bobo-Dioulasso verfügen über eine deutlich bessere Netzabdeckung und höhere Internetnutzungsraten als ländliche Dörfer. National betrachtet sind etwa 85 % der Bevölkerung zumindest mit einem Basis-Mobilfunksignal versorgt, doch die Abdeckung nimmt in abgelegenen Gebieten stark ab – mobiles 3G-Breitband erreicht nur ~64 % des Landes, 4G/LTE sogar nur 46 % developingtelecoms.com. Die übriggebliebenen Gebiete (oft als “weiße Flecken” bezeichnet) weisen praktisch gar kein Netz auf. 2022 waren rund 1.700 Ortschaften als “white zones” mit ohne Telefon- oder Internetzugang identifiziert, vor allem in dünn besiedelten ländlichen oder konfliktbetroffenen Regionen developingtelecoms.com. Nur 183 davon konnten bis 2022 durch spezielle Programme angebunden werden developingtelecoms.com. Daraus ergibt sich, dass die Internetdurchdringung in Städten ein Vielfaches über dem nationalen Wert von 20 % liegen kann, während sie in vielen ländlichen Gebieten nahe null ist. Ein zentrales Problem ist Elektrizität – Burkina Faso kämpft mit niedriger Elektrifizierungsrate, und “fehlender Zugang zu Strom verschärft die digitale Kluft, besonders im ländlichen Raum” etcluster.org. Kurz gesagt: Haben Dörfer keinen Strom, um Handys zu laden oder Mobilfunkmasten zu betreiben, bleibt Internetzugang ein ferner Traum.
Zentrale Indikatoren (2023–24): (Burkina Faso vs. Benchmarks)
- Internetnutzer-Durchdringung: ~20 % der Bevölkerung digitalmagazine.bf (Afrika-Durchschnitt ~39 % pulse.internetsociety.org; Global ~66 % datareportal.com)
- Mobilfunk-Abonnenten-Durchdringung: 116 % (d.h. mehr SIM-Karten als Menschen wegen Mehrfachnutzung) developingtelecoms.com
- Mobile Internetabonnements: ~18 Millionen (ca. 77 % der Bevölkerung mit potentiellem Internetzugang über mobile SIM) digitalmagazine.bf
- Aktive Internetnutzer: ~4,7 Millionen (20 % Durchdringung – viele mit Zugang nutzen ihn nicht aktiv) digitalmagazine.bf
- Festnetz-Breitbandanschlüsse: ~85.000 (≪1 % der Bevölkerung – extrem niedrig) digitalmagazine.bf
- 4G-Abdeckung in Städten: Hoch in Städten (meiste urbane Gebiete verfügen über 4G/LTE von mehreren Anbietern)
- Ländliche Abdeckung: Viele ländliche Gebiete verfügen nur über 2G oder gar keine Abdeckung; für ca. 15 % der Bevölkerung gibt es überhaupt kein Mobilfunksignal developingtelecoms.com.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass obwohl der Infrastruktur-Footprint (Mobilfunkabdeckung, SIM-Besitz) einen Großteil der Bürger erreicht, die tatsächliche Internetnutzung immer noch sehr gering ist. Kosten, Alphabetisierung und Elektrizität (siehe unten) tragen zu dieser Lücke zwischen Netzabdeckung und Nutzung bei.
Infrastruktur-Herausforderungen – Lücken, Kosten und Energieprobleme
Burkina Faso steht vor großen Infrastruktur-Herausforderungen, die einen breiteren Internetzugang behindern. Das erste Problem ist schlichtweg die Abdeckung: Die “weißen Flecken” ohne Netz spiegeln die Schwierigkeiten wider, Netze in jede Ecke des Landes zu bringen. Rund 15 % der Burkinabè leben in Gebieten ohne jegliches Telekommunikationssignal developingtelecoms.com. Selbst wo Abdeckung besteht, handelt es sich oft nur um 2G oder ein schwaches Randsignal. Den Aufbau von Infrastruktur in entlegene Dörfer zu bringen, ist teuer und bringt den Anbietern wenig Einnahmen, weshalb hier der Staat mit Subventionen eingreifen musste (dazu später mehr).
Eine weitere große Hürde ist die Elektrizitäts- und Stromversorgung. Weite Teile des ländlichen Burkina Faso haben keinen Zugang zum Stromnetz. Mobilfunkmasten in diesen Regionen müssen mit Solarpanels oder Dieselgeneratoren betrieben werden – eine kostspielige und störungsanfällige Lösung. Für die Menschen selbst ist es oft schon eine Herausforderung, ein Handy aufzuladen, wenn das Dorf keinen verlässlichen Strom hat. Diese Energie-Lücke führt direkt zu einer digitalen Lücke, wie Entwicklungsorganisationen betonen: fehlender Zugang zu Strom verschärft die digitale Kluft im ländlichen Raum etcluster.org. Praktisch gesehen ist selbst der günstigste 3G-Datentarif nutzlos, wenn das Handy leer oder der Sendemast ohne Strom ist.
Erschwinglichkeit von Internetdiensten bleibt zwar in einem einkommensschwachen Land wie Burkina Faso eine Sorge, hat sich jedoch in den letzten Jahren tatsächlich verbessert. Die Preise für mobile Daten in Burkina Faso gehören nun zu den erschwinglichsten in Westafrika im Verhältnis zum Einkommen pulse.internetsociety.org. Beispielsweise kann ein einfaches mobiles Internetpaket (1 GB Daten) weniger als 1 % des durchschnittlichen Monatseinkommens kosten pulse.internetsociety.org, was das UN-Ziel für Erschwinglichkeit erfüllt. Dennoch stellt der Gerätepreis weiterhin eine Hürde dar – Smartphones, Computer und selbst 4G-fähige Handys bleiben für einkommensschwache Haushalte teuer. Viele Menschen nutzen weiterhin einfache Mobiltelefone, die keinen Zugang zum modernen Internet außer zu grundlegenden Textdiensten (SMS) ermöglichen.
Eine weniger offensichtliche, aber entscheidende Herausforderung ist die Sicherheit und Stabilität der Infrastruktur. Burkina Faso war in den letzten Jahren von politischer Instabilität und Konflikten betroffen, und die Telekommunikationsinfrastruktur blieb davon nicht verschont. Vandalismus und Angriffe von Aufständischen in bestimmten Regionen (insbesondere im Norden und Osten, wo dschihadistische Gruppen aktiv sind) haben dazu geführt, dass zahlreiche Sendemasten zerstört oder außer Betrieb gesetzt wurden developingtelecoms.com. Bis August 2023 waren 681 Telekommunikationsstandorte außer Betrieb oder aufgrund von Sicherheitsproblemen nicht zugänglich – ein Anstieg von 632 im Vorjahr developingtelecoms.com. Jeder beschädigte Mast bedeutet, dass ganze Gemeinden die Verbindung verlieren. Hinzu kommt, dass Techniker oft nicht in der Lage sind, Masten in Konfliktgebieten sicher zu erreichen oder zu reparieren, was zu langwierigen Ausfällen führt. Diese Sicherheitsproblematik erschwert die Ausweitung und Instandhaltung des Netzes zusätzlich.
Als Binnenland ist Burkina Fasos internationale Bandbreite zudem begrenzt, da es auf Unterseekabel angewiesen ist, die in benachbarten Küstenstaaten (Ghana, Elfenbeinküste usw.) anlanden. Sämtlicher internationaler Internetverkehr muss über wenige wichtige Glasfaserstrecken laufen. Die „Upstream-Diversität“ wird als schwach bewertet – es gibt weniger als drei voneinander unabhängige internationale Verbindungen, was das Land anfällig für regionale Kabelschäden macht pulse.internetsociety.org. (Beispielsweise führte ein großer Kabelschaden an Unterseekabeln im Jahr 2023 zu Internetstörungen in ganz Westafrika und machte die Abhängigkeit Burkina Fasos von den Gateways seiner Nachbarn deutlich.) Diese eingeschränkte internationale Infrastruktur kann auch die Großhandelspreise für Bandbreite hoch halten und somit die Qualität und den Preis von Endkundentarifen beeinflussen.
Zusammenfassend sind die Konnektivitätsprobleme Burkina Fasos vielschichtig: geografische Abdeckungsdefizite, Elektrifizierungs- und Energieprobleme, die Erschwinglichkeit von Geräten und Sicherheitsrisiken wirken zusammen und machen den Internetzugang für die Mehrheit der Bevölkerung unzugänglich.
Regierungspolitik und regulatorischer Rahmen
Die burkinische Regierung erkennt diese Herausforderungen an und hat in den letzten Jahren Maßnahmen und Initiativen zur Verbesserung der Konnektivität gestartet. Der Telekommunikationssektor wird durch die nationale Regulierungsbehörde ARCEP (Autorité de Régulation des Communications Électroniques et des Postes) überwacht, die Betreiber reguliert, das Spektrum verwaltet und Servicestandards durchsetzt. Insgesamt verfügt Burkina Faso über einen liberalisierten Telekommunikationsmarkt mit mehreren privaten Betreibern (nach Reformen in den 2000er-Jahren), doch der Staat spielt weiterhin eine aktive Rolle, um die Versorgung in unterversorgten Regionen auszubauen.
Ein wichtiges politisches Instrument ist der Universal Access and Service Fund (FASU), ein staatlich verwalteter Fonds, der durch Abgaben der Telekommunikationsunternehmen finanziert wird. Der FASU wird dazu genutzt, den Netzausbau in unrentablen ländlichen „weißen Zonen“ zu subventionieren. Ende 2022 verkündete das Ministerium für digitale Transformation einen ehrgeizigen Plan zur Bereitstellung von Mobilfunk- und Internetdiensten in 1.000 abgelegenen Gemeinden innerhalb von drei Jahren developingtelecoms.com developingtelecoms.com. Dieser Plan sieht direkte öffentliche Investitionen für den Bau von Sendemasten und Infrastruktur vor, wo Telekommunikationsfirmen üblicherweise nicht investieren würden. Rund 6,2 Mrd. CFA (~10,5 Mio. USD) wurden bis 2022 bereits für den Anschluss von 183 zuvor nicht angebundenen Dörfern aufgewendet developingtelecoms.com.
Darauf aufbauend verkündete die Regierung 2025 eine noch größere Initiative: 800 neue Telekommunikationsmasten sind für 2025 geplant, um Versorgungsdefizite zu schließen developingtelecoms.com. Davon werden 250 Standorte im Rahmen des von der Weltbank unterstützten Digital Transformation Acceleration Project (PACT Digital) gebaut, die restlichen 550 Türme werden aus dem FASU finanziert developingtelecoms.com. Ziel ist es, die Netzabdeckung bis 2027 deutlich zu verbessern und damit der flächendeckenden Versorgung näherzukommen. Es ist jedoch anzumerken, dass die Behörden bisher wenige Details zum Fortschritt veröffentlicht haben und unklar ist, ob diese Mastprojekte im Zeitplan liegen developingtelecoms.com. Zudem müssen sich die Pläne mit den anhaltenden Sicherheitsproblemen auseinandersetzen – die Regierung hat bislang nicht erklärt, wie sie neue Infrastruktur vor dem Vandalismus schützen will, der die bestehenden Masten geplagt hat developingtelecoms.com.
Hinsichtlich des regulatorischen Rahmens hat Burkina Faso seine Gesetzgebung aktualisiert, um mit der digitalen Entwicklung Schritt zu halten. 2021 trat ein neues Gesetz gegen Cyberkriminalität in Kraft und im Dezember 2024 schloss ARCEP mit internationaler Unterstützung eine Überarbeitung der digitalen Gesetzgebung und Regulierung ab jonesday.com. Dazu gehörten Audits bestehender Gesetze und die Ausarbeitung neuer Regelungen nach internationalen Standards. Auch wenn die Details technisch sind, ist die Intention, das rechtliche Umfeld des Telekommunikations- und ICT-Sektors zu modernisieren – inklusive Regelungen zu Lizenzen, Frequenzmanagement, Verbraucherschutz und digitalen Diensten. Ein robusterer Rechtsrahmen sollte – sofern richtig angewandt – Investitionen fördern und die Dienstleistungsqualität verbessern.
Auch die Haltung der Regierung zu Internetfreiheit und Abschaltungen ist bemerkenswert. Anders als manche Nachbarländer hat Burkina Faso im vergangenen Jahr trotz angespannter Sicherheitslage keine Internetsperren verhängt – es gab 0 Abschaltungen in den letzten 12 Monaten pulse.internetsociety.org. Dies ist ein positives Signal für die Stabilität des Zugangs (die Nutzer werden nicht per Regierungsbeschluss abgeschnitten), wobei sich dies mit der Sicherheitslage immer ändern könnte. Die Behörden haben jedoch Maßnahmen zur Kontrolle einzelner Aspekte eingeleitet: Beispielsweise wurde ein Gesetzentwurf eingebracht, um die Anzahl der SIM-Karten pro Person zu begrenzen, um Betrug zu verhindern und die Sicherheitsüberwachung zu verbessern developingtelecoms.com. Und obwohl der Markt insgesamt für den Wettbewerb geöffnet wurde, geht die Regierung bei der vollständigen Liberalisierung (wie etwa bei Satelliteninternet, siehe unten) eher vorsichtig vor.
Zusammenfassend engagiert sich die Regierung von Burkina Faso aktiv für den Ausbau der Konnektivität, setzt Universaldienste-Fonds und Projekte zur Ausweitung der ländlichen Abdeckung ein und passt den Rechtsrahmen an, um einen wettbewerbsfähigen, sicheren Telekommunikationssektor zu fördern. Die Maßnahmen sind gut gemeint – mit dem Ziel einer landesweiten Breitbandversorgung bis 2030 – aber die Umsetzung bleibt angesichts finanzieller, logistischer und sicherheitsbezogener Herausforderungen schwierig.
Hauptakteure: Internationale und lokale Internetanbieter
Trotz der Herausforderungen treiben eine Mischung aus internationalen Telekommunikationsriesen und lokalen Anbietern die Internetdienste in Burkina Faso voran. Der Markt lässt sich grob in Mobilfunknetzbetreiber und Internetdienstanbieter (ISPs) unterteilen (wobei einige Überschneidungen bestehen):
- Orange Burkina Faso: Orange – der französische Multikonzern – ist der führende Mobilfunk- und Internetanbieter des Landes. Er hält etwa 50 % des Internet-Marktanteils pulse.internetsociety.org und hat nahezu 9 Millionen mobile Internetnutzer (Q3 2023) digitalmagazine.bf. Orange bietet landesweit 2G/3G/4G-Mobilfunkdienste sowie Festnetz-Breitband (inklusive Glasfaser in Städten) an. Die Dominanz stützt sich auf den Ruf für bessere Netzabdeckung und -qualität, dennoch gab es auch Beschwerden über Netzstörungen und Preisgestaltung.
- Moov Africa (Onatel): Moov ist die Marke von Maroc Telecom (einem marokkanischen Betreiber) und im Kern das privatisierte frühere Staatsunternehmen Onatel. Es hält einen großen Anteil am Mobilfunkmarkt mit etwa 6,94 Millionen mobilen Internetnutzern digitalmagazine.bf (ca. 40 % Marktanteil). Moov/Onatel betreibt die Backbone-Infrastruktur und hat viele Kupferleitungen sowie ältere Netze übernommen. Es bietet neben Mobilfunk auch DSL und teilweise Glasfaser-Breitband an. Die Unterstützung durch Maroc Telecom verschafft Moov Investitionsressourcen, im Wettbewerb mit Orange bleibt es jedoch eng.
- Telecel Faso: Telecel ist der dritte Mobilfunkanbieter, ein kleinerer lokaler Akteur mit rund 1,8 Millionen Datennutzern digitalmagazine.bf (~10 % Marktanteil). Er hat Nischen in urbanen Regionen und einige Präsenz im ländlichen Raum, aber schleppender Netzausbau und finanzielle Schwierigkeiten führten in letzter Zeit zu Nutzerrückgängen digitalmagazine.bf. Telecel verfügt nicht über bedeutende Festnetz-Breitband-Angebote, hat jedoch mit drahtlosen Lösungen experimentiert. Es positioniert sich preislich oft unter den Wettbewerbern, wobei die Netzqualität als geringer wahrgenommen wird als bei Orange oder Moov.
- GVA (Canalbox): Group Vivendi Africa (GVA) unter der Canal+-Marke Canalbox ist ein neuer, einflussreicher Anbieter, der sich auf Glasfaser-Breitbandanschlüsse für Privathaushalte in den Großstädten konzentriert. GVA startete das Glasfaser-Internet in Ouagadougou und Bobo-Dioulasso und verzeichnet ein explosives Wachstum. Ende 2023 war GVA der größte Glasfaseranbieter mit 40.835 Abonnenten, ein Wachstum von 279 % im Vergleich zum Vorjahr digitalmagazine.bf. Das Canalbox-Angebot (Highspeed-Flatrate) zieht vor allem die wachsende urbane Mittelschicht und Unternehmen an. GVA’s Erfolg zeigt einen enormen Nachholbedarf an schnellem Internet für Zuhause – allerdings beschränkt auf Stadtbewohner. (Bemerkenswert: GVA ist rein ISP und bietet keinen Mobilfunkdienst an.)
- FasoNet (Onatel): FasoNet ist der Festnetz-Internetarm von Onatel/Moov und war historisch der wichtigste ISP für Unternehmen und staatliche Stellen. Laut Daten zum Internetverkehrsanteil hält „FasoNet“ etwa 23 % des Internetmarktes pulse.internetsociety.org. Dies spiegelt vermutlich Firmenleitungen, ADSL-Anschlüsse und einige Glasfaserkunden über Onatel wider. Onatel zählte 13.050 Glasfaserkunden im September 2023 digitalmagazine.bf (damit der drittgrößte Glasfaseranbieter nach GVA und Orange). FasoNet/Onatel profitiert vom Besitz großer Teile der Telekom-Infrastruktur des Landes (Glasfaser-Backbones, internationale Verbindungen), sieht sich im Endkundengeschäft aber starkem Wettbewerb ausgesetzt.
- Weitere ISPs und Initiativen: Es gibt einige kleinere Anbieter wie VTS (rund 600 Glasfaser-Abonnenten digitalmagazine.bf) sowie satellitengestützte Anbieter für NGOs oder Firmen in entlegenen Regionen. Auch der Staat betreibt die ANPTIC (Nationale Agentur zur Förderung der IKT), mit einem winzigen Marktanteil von unter 1 % pulse.internetsociety.org – sie stellt vermutlich Konnektivität für E-Government-Projekte und Community-Telezentren bereit. Insgesamt wächst der ISP-Markt für Festnetzinternet von einem sehr niedrigen Niveau; Orange, GVA und Onatel absorbieren fast die gesamte neue Nachfrage nach Internetanschlüssen für Privathaushalte.
Wettbewerb und Marktdynamik: Der Wettbewerb auf dem Internetmarkt in Burkina Faso gilt als schwach bis mäßig – die Bewertung der Internet Society stuft ihn für Endnutzer als „schlecht“ ein, was die Konkurrenzfähigkeit betrifft pulse.internetsociety.org. Im Wesentlichen dominieren zwei große Gruppen (Orange und Maroc Telecom über Moov/Onatel); beide wurden in der Vergangenheit wegen Servicequalität und mutmaßlich kartellähnlichem Verhalten mit Geldbußen belegt. Der Markteintritt von GVA Canalbox im Festnetz-Segment sowie die Präsenz von Telecel als drittem Mobilfunkbetreiber üben aber – vor allem bei den Preisen – gewissen Wettbewerbsdruck aus. Bemerkenswert sind Verbraucherboykotte und Proteste in den letzten Jahren wegen hoher Datenpreise und schlechter Dienste, was den Unmut der Bevölkerung widerspiegelt und Anbieter zu Anpassungen zwingt. Der Regulierer ARCEP griff mehrfach ein – unter anderem durch Geldbußen gegen Orange, Moov und Telecel wegen Dienstleistungsmängeln und die Forderung nach Verbesserungen developingtelecoms.com. Insgesamt zeigen diese Entwicklungen: Obwohl es mehrere Akteure gibt, haben Verbraucher wenig Auswahl und der Markt befindet sich noch auf dem Weg zu mehr Wettbewerb.
Satelliteninternet: Eine neue Ära (Starlink und andere)
Eines der meistdiskutierten Themen im Bereich der globalen Konnektivität ist das Satelliteninternet, insbesondere sogenannte Low-Earth-Orbit (LEO)-Konstellationen wie Elon Musks Starlink. Für ein Land wie Burkina Faso – mit weiten ländlichen Gebieten und lückenhafter Infrastruktur – könnte Satelliten-Breitband revolutionär sein, da es schnelles Internet an jeden Ort bringen kann – ohne Bodenstationen oder Glasfaserkabel. Allerdings ist der Ausbau von Satelliteninternet in Burkina Faso bislang langsam und voller regulatorischer Hürden.
Stand Anfang 2024 ist Starlink in Burkina Faso noch nicht in Betrieb und sogar der Verkauf von Starlink-Geräten wurde offiziell von der Regierung verboten ecofinagency.com. Burkina Faso ist eines von mehreren afrikanischen Ländern (darunter Côte d’Ivoire, DR Kongo, Mali, Senegal, Simbabwe und Südafrika), die Starlink-Geräte verboten oder eingeschränkt haben, bis formale Lizenzen vorliegen ecofinagency.com. Zwar decken Starlinks Satelliten ganz Afrika technisch bereits ab, aber das Unternehmen hat keine Vereinbarung oder Lizenz der Behörden Burkina Fasos und die Regulierer warnen davor, den Dienst zu nutzen. Das Verbot untermauert die Regierungsforderung nach regulatorischer Konformität (und vielleicht Schutz lokaler Telekom-Märkte), bevor ausländische Satellitenanbieter freien Zugang bekommen.
Allerdings stehen Pläne für Starlink in Aussicht. Branchenbeobachter erwarteten, dass Burkina Faso voraussichtlich 2024 oder 2025 Starlink-Dienste erhält blog.telegeography.com, vorbehaltlich der Regierungszulassung. Tatsächlich hat Starlink in den letzten beiden Jahren in Afrika rasant expandiert – Anfang 2025 war der Dienst in 18 afrikanischen Ländern aktiv africa.businessinsider.com – daher ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Burkina Faso angeschlossen wird. Nachbarländer wie Niger sind vorgegangen (die Regierung von Niger hat Starlink Ende 2024 eine Lizenz erteilt, um entlegene Regionen zu verbinden). Sobald verfügbar, könnte Starlink eine schnelle, aber teure Option bieten – die Hardware (~400 $ für das Terminal) und eine monatliche Gebühr von ca. 50–100 $ liegen für den Durchschnittsburkinier weit über den Möglichkeiten. Dennoch könnte der Dienst für Unternehmen, NGOs und wohlhabende Nutzer in abgelegenen oder unterversorgten Regionen bahnbrechend sein – und Lücken schließen, die nie durch Glasfaser oder zuverlässigen Mobilfunk geschlossen werden.
Abgesehen von Starlink hat Burkina Faso Erfahrung mit älteren Satelliten-Internetlösungen. VSAT-Terminals (die geostationäre Satelliten nutzen) werden seit langem von Banken, Regierungsstellen und Hilfsorganisationen eingesetzt, um abgelegene Standorte zu verbinden. Allerdings ist traditionelles Satelliten-Breitband teuer und hat eine begrenzte Bandbreite. In letzter Zeit interessieren sich auch andere Unternehmen wie Viasat und Eutelsat (Konnect) für den afrikanischen Markt mit neuen Satellitenangeboten. Die Regierung von Burkina Faso hat in Partnerschaft mit internationalen Geldgebern (wie der Regierung von Luxemburg, die Verbindungen zum Satellitenbetreiber SES hat) Satelliten-basierte Konnektivität für humanitäre Zwecke bereitgestellt etcluster.org – zum Beispiel zur Verbindung von IKT-Zentren für Gemeinden in Konfliktgebieten, in denen terrestrische Netze ausgefallen sind.
Es ist erwähnenswert, dass Satelliteninternet zwar die lokalen Infrastrukturbeschränkungen umgehen kann, aber in jedem Land eine regulatorische Genehmigung benötigt. Die Behörden machen sich verständlicherweise Sorgen um Souveränität, Sicherheit (unkontrollierte Kommunikation) und Wettbewerb (Schutz der etablierten Telekomunternehmen). Das Verbot von nicht lizenzierten Starlink-Geräten zeigt, dass Burkina Faso diese Bedenken mit dem Versprechen neuer Technologie sorgsam abwägt.
Zusammengefasst stellt Satelliteninternet für Burkina Faso sowohl eine große Chance als auch ein regulatorisches Dilemma dar. Die Technologie könnte die Bodeninfrastruktur überspringen und die am schwersten erreichbaren Teile des Landes verbinden (Gegenden, in denen aktuell noch „kein Netz“ ist). Unternehmen wie Starlink stehen kurz vor dem Markteintritt und könnten, sobald sie starten, eine neue Ära der Konnektivität für abgelegene Schulen, Kliniken und Gemeinden einläuten. Doch die Verbreitung wird voraussichtlich langsam und durch die Kosten begrenzt sein, während die Regierung die Entwicklung in diesem Sektor streng kontrollieren wird.
So schlägt sich Burkina Faso: Nachbarn und globale Benchmarks
Um den Internetzugang in Burkina Faso ins Verhältnis zu setzen, lohnt es sich, mit einigen Nachbarn und vergleichbaren Ländern zu vergleichen. Das Land hinkt vielen westafrikanischen Nachbarn beim Thema Konnektivität hinterher, liegt aber etwa gleichauf mit anderen Sahelländern in unmittelbarer Nähe.
- Elfenbeinküste (Côte d’Ivoire): Etwa 45 % der Ivorer waren bis 2023 Internetnutzer datareportal.com, also mehr als doppelt so viele wie in Burkina Faso. Die Elfenbeinküste hat stark in Telekommunikations-Infrastruktur investiert und profitiert davon, ein Küstenknotenpunkt für Unterseekabel zu sein. In den Städten gibt es weit verbreitetes 4G und sogar erste 5G-Pilotprojekte, und ein wachsendes Glasfasernetz verbindet Haushalte in Abidjan. Dadurch ist die Elfenbeinküste eine der digital am besten vernetzten Volkswirtschaften der Region.
- Ghana: Burkina Fasos südlicher Nachbar Ghana ist ein westafrikanischer Vorreiter bei der Konnektivität. Die Internetdurchdringung in Ghana wird für 2025 auf etwa 70 % geschätzt statista.com – eine für Afrika bemerkenswert hohe Zahl. Der Erfolg Ghanas verdankt sich einem wettbewerbsintensiven Telekommarkt, breiter 3G/4G-Abdeckung (auch in ländlichen Regionen) und einer aggressiven Ausweitung von Breitbanddiensten. Zudem fördern höhere Alphabetisierung und Urbanisierung die Internetnutzung. Der Abstand zwischen Ghana und Burkina Faso zeigt, wie stark Politik und Marktstrategie die Ergebnisse beeinflussen können.
- Mali und Niger: Diese beiden Nachbarstaaten sehen sich mit ähnlichen Herausforderungen wie Burkina Faso konfrontiert (Binnenlage, große ländliche Bevölkerung, Sicherheitsprobleme). Die Internetdurchdringung in Mali liegt etwa im gleichen Bereich wie in Burkina Faso, bei rund 20 % oder weniger (genaue jüngere Werte schwanken, und Konflikte haben Teile des Telekomnetzes in Mali beeinträchtigt). Niger hat weltweit eine der niedrigsten Internetnutzungsraten – in den letzten Jahren lag sie Berichten zufolge bei etwa 5–10 % der Bevölkerung etcluster.org. Nigers riesige Wüstengeografie und der sehr niedrige Elektrifizierungsgrad machen Konnektivität extrem schwer erreichbar. Burkina Faso ist etwas weiter als Niger, aber alle drei Sahelländer liegen deutlich unter dem afrikanischen Durchschnitt.
- Nigeria: Afrikas bevölkerungsreichstes Land, Nigeria, hat etwa 40 % seiner Bevölkerung online (2023 je nach Schätzung 50–60 % Durchdringung). Die schiere Größe von Nigeria führt dazu, dass das Land die höchste absolute Zahl von Internetnutzern in Afrika hat, aber prozentual zeigt es, dass selbst Afrikas größte Märkte noch nicht einmal die Hälfte ihrer Bevölkerung ans Netz anbinden konnten. Die 20 % von Burkina Faso wirken gering, aber verglichen mit Nigeria vor wenigen Jahren ist das Aufholpotenzial sichtbar – bei den richtigen Investitionen wäre also ein Anschluss möglich.
- Weltweiter Durchschnitt: Rund 66 % der Weltbevölkerung sind 2024 online datareportal.com. Führende Länder (Europa, Nordamerika, Teile Asiens) liegen bei weit über 90 % Internetpenetration. Sogar innerhalb Afrikas gibt es Ausreißer wie Marokko (~92 %) und Kleinstaaten wie Cabo Verde (~73 %), die das mögliche Potenzial zeigen statista.com. Die ~20 % von Burkina Faso liegen klar am unteren Ende des globalen Spektrums. Das unterstreicht die Dringlichkeit für Verbesserungen – das Land müsste seine Internetnutzerschaft verdreifachen oder vervierfachen, um auf den heutigen Weltdurchschnitt zu kommen.
Zusammengefasst hinkt Burkina Faso beim Internetzugang regionalen und globalen Vergleichsländern hinterher, insbesondere im Vergleich zu Küsten- und weiter entwickelten Volkswirtschaften. Allerdings ist das Niveau in etwa das, was man angesichts der wirtschaftlichen und geografischen Umstände erwarten kann (ähnlich wie Mali/Niger). Die Hoffnung ist, dass laufende Projekte und neue Technologien (Glasfaserausbau, 4G-Erweiterung, Satelliten-Breitband) Burkina Faso helfen, die Lücke in den nächsten Jahren zu verkleinern und vielleicht sogar Entwicklungsschritte zu überspringen.
Chancen und Hindernisse für eine breitere Konnektivität
Mit Blick in die Zukunft steht Burkina Faso an einem Scheideweg der digitalen Entwicklung. Es gibt mehrere ermutigende Chancen, die den Internetzugang beschleunigen könnten, sowie anhaltende Barrieren, die ihn weiter bremsen. Hier eine Analyse der wichtigsten Faktoren:
Chancen, die das Wachstum der Konnektivität antreiben:
- Staatliche und Geldgeber-Initiativen: Das Versprechen, 800 neue Sendemasten zu bauen und bis 2027 1.000 abgelegene Zonen zu verbinden developingtelecoms.com developingtelecoms.com, ist eine große Gelegenheit. Wird das umgesetzt, steigt die Bevölkerungsabdeckung der Mobilfunknetze sprunghaft. Internationale Entwicklungspartner (Weltbank usw.) und der Fonds für universellen Zugang bringen Kapital, um dies zu ermöglichen. Diese Investitionen könnten die Versorgungslücke schließen und Millionen Menschen in Reichweite eines Netzes bringen.
- Ausbau von 4G (und künftig 5G): Burkina Faso rüstet rasch von 2G/3G auf 4G-LTE-Netze auf. Allein 2023 wuchs die Zahl der 4G-Abonnements um 79 % digitalmagazine.bf, während Betreiber die LTE-Reichweite ausbauten. Höhere Geschwindigkeiten und bessere Qualität durch 4G verbessern die Nutzererfahrung und locken neue Nutzer an (Menschen nutzen das Internet eher, wenn es schnell und zuverlässig ist). 5G ist zwar noch nicht eingeführt, doch die laufenden Vorarbeiten (Glasfaser-Anbindung und Rechenzentren) erleichtern künftig den 5G-Ausbau in städtischen Zentren.
- Glasfaser-Boom: Die Zunahme von Fibre-to-the-Home-Anschlüssen (beispielsweise durch GVA Canalbox und andere) schafft eine wachsende Gruppe von breitbandaffinen Nutzern in den Städten. Das hat positive Nebeneffekte: Es entstehen lokal mehr Inhalte und Dienstleistungen, wenn es eine kritische Masse an schnellen Anschlüssen gibt. Zudem überträgt sich der Druck auf die Mobilfunkbetreiber, ihre Angebote zu verbessern, weil die Kunden sehen, was echtes Breitband leisten kann. Das wachsende nationale Glasfasernetz (inklusive Anbindung an Nachbarstaaten) wird mit der Zeit die Bandbreitenkosten senken und die Netzresilienz erhöhen.
- Sinkende Kosten & erschwinglicher Zugang: Die Kosten für mobiles Internet in Burkina Faso sinken und machen das Land zu einem der erschwinglichsten Datenmärkte Afrikas pulse.internetsociety.org. Günstige Smartphones für Einsteiger sind ebenso auf dem Markt. Je erschwinglicher Geräte und Tarife werden, desto mehr Menschen können online gehen. Es gibt Hinweise, dass auch einkommensschwache ländliche Nutzer Daten kaufen, wenn die Preise niedrig genug sind und sie einen Nutzen im Internet erkennen (z. B. Kommunikation, mobiles Bezahlen oder Unterhaltung).
- Junge, motivierte Bevölkerung: Burkina Faso hat eine junge Bevölkerung (Medianalter ca. 17 Jahre). Diese digital aufgewachsene Generation ist im Allgemeinen sehr interessiert an sozialen Medien, Onlinediensten und Smartphones. Sie stellen ein riesiges Nachfragepotenzial für Internetnutzung dar, wenn die Infrastruktur und die Erschwinglichkeit stimmen. Schon jetzt gibt es Millionen burkinischer Konten auf Plattformen wie Facebook (häufig sporadisch genutzt). Diese latente Nachfrage könnte in regelmäßige Nutzung umschlagen, sobald die Abdeckung steigt.
- Satelliten-Breitband und innovative Technologien: Das Aufkommen von LEO-Satellitenoptionen (Starlink) und ggf. weiteren Innovationen (wie Community-WiFi-Hubs, Ballons oder Drohnen für Konnektivität) eröffnet neue Möglichkeiten. Wenn Burkina Faso diese Technologien gezielt nutzt, könnten traditionelle Infrastrukturengpässe teilweise umgangen werden. Beispielsweise lassen sich Schulen oder Kliniken in entlegenen Regionen via Satellit oft viel schneller anbinden als mit Glasfaser oder Richtfunk. Die Offenheit der Regierung, Pilotprojekte (z. B. Satellitenkommunikation für Notfälle) zuzulassen, deutet auf eine Bereitschaft zur Einführung neuer Lösungen dort hin, wo es sinnvoll ist.
Hindernisse und dauerhaft bestehende Herausforderungen:
- Armut und geringe Alphabetisierung: Grundlegende sozioökonomische Faktoren dürfen nicht ignoriert werden. Ein großer Teil der Bevölkerung Burkina Fasos lebt in Armut und verfügt nur über wenig formale Bildung. Selbst wenn Internet verfügbar wäre, können sich viele keine Smartphones oder Computer leisten; zudem fehlt vor allem älteren Menschen die Lese- bzw. Digitalkompetenz zur Nutzung von Online-Diensten. Diese Barriere im Humankapital bedeutet, dass der bloße Netzausbau nicht ausreicht – es braucht Programme zur digitalen Bildung, Angebote in Landessprachen und Dienste, die einen konkreten Mehrwert für die Landbevölkerung bieten (z. B. zu Landwirtschaft, Mobile Banking usw.).
- Elektrische Infrastruktur: Wie bereits erwähnt, ist der Stromzugang – insbesondere in ländlichen Gebieten – noch immer sehr gering. Solange die Elektrifizierung nicht vorankommt (Dörfer ans Stromnetz angeschlossen und die Versorgung auch in den Städten zuverlässiger wird), bleibt auch die Internetnutzung eingeschränkt. Stromausfälle oder Offgrid-Dörfer bedeuten permanente Unterbrechungen. Der Telekomsektor muss ggf. in Solarlösungen und Backup-Systeme investieren – sowohl an Sendemasten als auch als Ladepunkte für die Bevölkerung.
- Sicherheit und politische Stabilität: Die andauernde Sicherheitskrise durch extremistische Aufstände ist eine gravierende Barriere. Sie führt nicht nur zur Zerstörung von Infrastruktur developingtelecoms.com, sondern bindet auch staatliche Ressourcen und Aufmerksamkeit. In instabilen Regionen investieren Unternehmen zögerlich in neue Standorte, und selbst Instandhaltung ist riskant. Politische Instabilität (z. B. Putsche 2022) kann zudem regulatorische Reformen verzögern und ausländische Investitionen abschrecken. Für langfristige Telekom-Projekte ist Stabilität entscheidend.
- Regulatorische Engpässe: Trotz Fortschritten gibt es nach wie vor regulatorische und bürokratische Hürden. Die Verzögerung bei der Zulassung neuer Technologien wie Starlink zeigt ein vorsichtiges Vorgehen – das zwar nachvollziehbar ist, aber dazu führt, dass die Bevölkerung länger auf technisch verfügbare Dienste warten muss ecofinagency.com. Auch die Spektrumsvergabe für künftige Dienste (wie 5G) oder Genehmigungen für Sendemastbau könnten zum Flaschenhals werden, falls die Prozesse nicht effizient ablaufen. Ein Gleichgewicht zwischen Kontrolle und Innovationsförderung wird für Regulierer eine ständige Herausforderung bleiben.
- Marktwettbewerb und Investitionen: Die aktuelle Marktstruktur könnte dynamische Expansionen ausbremsen. Die beiden großen Anbieter (Orange und Moov) haben möglicherweise wenig Anreiz, in wenig rentable ländliche Gebiete vorzudringen, sofern kein Druck herrscht. Telecel, der kleinere Anbieter, hat begrenztes Kapital für eigene Netzausweitung. Es braucht weitere Investitionen – eventuell durch neue Betreiber oder öffentlich-private Partnerschaften – um die Konnektivität voranzutreiben. Bleibt der Markt ein Duopol, könnten Verbesserungen bei Preis und Qualität nach der laufenden Expansionsrunde (durch Staat und Geldgeber finanziert) stagnieren.
- Wartung und Dienstgüte: Die Gewährleistung, dass bestehende Anschlüsse tatsächlich brauchbares Internet liefern, ist eine Herausforderung. Viele Nutzer klagen über langsame Geschwindigkeit und häufige Ausfälle. Burkina Fasos durchschnittliche Download-Geschwindigkeit lag 2023 bei rund 35,7 Mbit/s im Mobilfunk und 43,2 Mbit/s im Festnetz pulse.internetsociety.org – ein ordentlicher Wert auf dem Papier, aber die Stadt-Land-Kluft ist enorm. In ländlichen Regionen liegen die tatsächlichen Werte oft weit darunter, wenn es überhaupt eine Datenverbindung gibt. Netzüberlastungen in Städten und begrenzte internationale Bandbreite verschlechtern die Qualität zusätzlich. Ohne kontinuierliche Upgrades und Wartung dürfte das Nutzungserlebnis bescheiden bleiben, was dazu führen könnte, dass Menschen das Interesse an Internet verlieren.
Ausblick: Trotz aller Hindernisse ist der Gesamtkurs für Burkina Faso ein gradueller Anstieg der Konnektivität. In den Jahren 2023–2025 war neue Dynamik spürbar – mit politischem Fokus, Infrastrukturprojekten und Technologietests. Sollte friedliche Stabilität anhalten und werden die angekündigten Pläne (Sendemastprojekte, Glasfaserausbau, mögliche Starlink-Einführung) tatsächlich umgesetzt, könnte Burkina Faso seine Internet-Penetration bis Ende des Jahrzehnts deutlich steigern. Optimistisch betrachtet könnte das Land von aktuell ~20 % auf 40–50 % bis 2030 kommen – also etwa dort stehen, wo die Nachbarn heute sind. Das würde die sozioökonomische Landschaft entscheidend wandeln und neue Chancen für Bildung, E-Commerce, E-Government und vieles mehr eröffnen.
Doch der „letzte Kilometer“ der Konnektivität – also das Erreichen der am schwersten zu verbindenden Bevölkerungsgruppen – wird wahrscheinlich die größte Herausforderung bleiben. Die Kombination aus Armut, abgelegener Geografie und Unsicherheit bedeutet, dass ohne nachhaltige Anstrengungen und Innovation ein Teil der Bevölkerung möglicherweise offline bleibt, selbst wenn der Rest bereits große Fortschritte macht. Die digitale Kluft innerhalb von Burkina Faso könnte sich vertiefen, wenn Städte von Glasfaser und 5G profitieren, während einige ländliche Gemeinden weiterhin mit 2G kämpfen. Diese Lücke zu schließen, erfordert nicht nur Technologie, sondern auch gemeinschaftsgetriebene Ansätze, inklusive Politik und vielleicht sogar regionale Kooperation (denn das Internet kennt keine Grenzen).
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Internet-Zukunft von Burkina Faso bewegt sich zwischen großen Hoffnungen und harten Realitäten. Der aktuelle Stand ist ernüchternd – nur ein Fünftel der Bürger ist online, mit eklatanten Unterschieden – doch die laufenden Initiativen und neuen Technologien sind vielversprechend. Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die „Starlink-Träume“ und die nationalen Breitbandziele verwirklicht werden können, sodass Burkina Faso Anschluss an das digitale Zeitalter findet. Die Welt schaut zu, wie diese widerstandsfähige Nation die gewaltige Aufgabe angeht, ihr Volk zu verbinden – ein abgelegenes Dorf und einen neuen Nutzer nach dem anderen.
Quellen:
- Internet Society Pulse – Burkina Faso Länderbericht (2023) pulse.internetsociety.org developingtelecoms.com
- ARCEP Burkina Faso – Marktdaten Q3 2023 (veröffentlicht Jan. 2024) digitalmagazine.bf digitalmagazine.bf
- Developing Telecoms – Burkina Faso will bis 2027 die Konnektivität in unterversorgte Gebiete ausweiten developingtelecoms.com; Weitere Funkmasten für 2025 geplant developingtelecoms.com developingtelecoms.com
- Ecofin Agency – Starlinks Herausforderung in Afrika: Regulierungshürden (März 2024) ecofinagency.com
- DataReportal – Digital 2024: Burkina Faso (Jan. 2024) digitalmagazine.bf
- Emergency Telecom Cluster (ETC) Sahel Fact Sheet (Jan. 2024) etcluster.org
- Statista / Business Insider Africa – Vergleich der Internetdurchdringung (Daten 2023–2025) statista.com datareportal.com
- Internet World Stats / Weltbank-Daten – Globale und regionale Benchmarks zur Internetnutzung datareportal.com pulse.internetsociety.org