Faseroptische Drohnen in der Ukraine: Entwicklung, Anwendungen und Auswirkungen

Einleitung und Hintergrund
Lichtwellenleiter-gestützte Drohnen – UAVs, die statt über Funk über ein physisches Glasfaserkabel kommunizieren – haben sich im Ukraine–Russland-Krieg als bahnbrechende Technologie erwiesen. Obwohl das Grundprinzip drahtgelenkter Munition nicht neu ist (drahtgelenkte Panzerabwehrraketen wie die US-amerikanische TOW oder Israels Spike sind seit Jahrzehnten im Einsatz), ist der Einsatz von Lichtwellenleitern bei Drohnen eine Innovation, die durch die Notwendigkeit der Schlachtfeldsituation beschleunigt wurde. Vor dem Krieg galten solche „drahtgelenkten Drohnen“ noch als unpraktisch oder überflüssig, doch der massive Einsatz russischer elektronischer Störsysteme ließ diese Einschätzung schnell kippen. Erste Prototypen von glasfasergebundenen Drohnen tauchten 2023 sowohl auf russischer als auch auf ukrainischer Seite auf, und bis 2024 war die Technologie einsatzbereit im Gefecht. Dieser Bericht befasst sich mit der Entwicklung von Glasfaser-Drohnen, ihren militärischen und zivilen Anwendungen in der Ukraine, den technischen Spezifikationen, taktischen Einsatzmöglichkeiten, Kommunikationsvorteilen, der Widerstandsfähigkeit gegenüber elektronischer Kriegführung, wichtigen Herstellern und dem Vergleich mit anderen Drohnentypen.
Militärische Anwendungen von Glasfaser-Drohnen in der Ukraine
Russischer Einsatz: Russland war das erste Land, das Glasfaser-Drohnen mit First-Person-View (FPV) im großen Maßstab in diesem Krieg einsetzte. Das erste bekannte Modell war die Drohne „Knyaz Vandal Novgorodsky“, entwickelt von einer russischen Freiwilligen-Technikgruppe (Ushkuinik) unter der Leitung von Aleksey Chadaev kyivindependent.com. Sie wurde um August 2024 in der russischen Region Kursk eingesetzt, um einen ukrainischen Einfall abzuwehren, und erwies sich als äußerst effektiv beim Angriff auf ukrainische Truppen und Nachschubkonvois. Russische Streitkräfte nutzten diese FPV-„Kamikaze“-Drohnen am Kabel, um ukrainische Nachschubwege zu überwachen und anzugreifen, sodass Nachschubtransporte im Raum Kursk nahezu unmöglich wurden. Ein ukrainischer Sanitäter berichtete, dass ihre „Logistik einfach zusammenbrach; Glasfaser-Drohnen überwachten alle Wege, sodass keine Munition oder Vorräte mehr geliefert werden konnten“. Bis Ende 2024 und Anfang 2025 verfügte Russland über Elite-Drohneneinheiten (z. B. Einheiten mit den Codenamen „Rubicon“ und „Sudny Den“), die mit Glasfaser-FPVs erfahren waren und in die Ostukraine (Oblast Donezk) verlegt wurden, um die Offensiven bei Brennpunkten wie Pokrowsk und Torezk zu verstärken. Laut Berichten waren die russischen Glasfaser-Drohnen maßgeblich daran beteiligt, die ukrainischen Truppen aus dem Grenzvorsprung Kursk zu vertreiben, da Bewegungen dort zu gefährlich waren.
Russische glasfasergebundene Drohnen sind in der Regel FPV-Quadrokopter mit Sprengladung (oft umgerüstete RPG-Gefechtsköpfe oder kleine Bomben) und einer langen Glasfaserspule am Rumpf. Ein geborgenes russisches Exemplar verfügte über eine Spulenlänge von ca. 10,8 km (≈7 Meilen) Glasfaser. Russische Modelle erreichten Reichweiten von 20–30 km bei hoher Zuverlässigkeit: Ukrainische Geheimdienstberichte gaben an, dass russische Glasfaser-Drohnen bei 20 km eine Erfolgsquote von rund 80 % hatten (Fehlschläge zumeist aufgrund von Pilotenfehlern). Das übertrifft frühere ukrainische Modelle deutlich, die anfangs nur eine Erfolgsquote von 10–30 % bei 15 km Reichweite aufwiesen. Eine Ursache liegt in der Technik: Russische Entwickler setzten auf hochwertigere Übertragungstechnik – sie verwendeten Lichtwellenleiter mit 1490–1550 nm Wellenlänge (niedrigere Dämpfung) und digitale IP-Kameras mit eigens angepasster OpenIPC-Software sowie leistungsstärkeren Sendern uasvision.com uasvision.com. Dadurch war das Steuersignal russischer Glasfaser-Drohnen auf größere Distanz klarer. Im Gegensatz dazu bauten die frühen ukrainischen Modelle oft auf ein chinesisches Analog-Digital-Wandlersystem mit 1310 nm für die Steuerung (was eine dreimal höhere Dämpfung pro Kilometer aufweist) und analoge FPV-Kameras uasvision.com uasvision.com. Der russische Ansatz war zwar teurer, brachte aber deutlich bessere Reichweite und Videoqualität.
Ukrainische Einführung: Nachdem Russlands Vorteil deutlich wurde, startete die Ukraine einen Wettlauf um die Aufholjagd bei der Entwicklung glasfasergesteuerter Drohnen. Die bislang sehr innovationsfreudigen ukrainischen Drohnenbauer waren diesmal im Hintertreffen. Bis Mitte 2024 hatte das ukrainische Militär und staatliche Technologieinkubatoren dringende Signale an die heimischen Drohnenhersteller gesendet, dass glasfasergebundene FPV-Drohnen „dringend benötigt“ würden und der Staat bereit war, sie in großen Stückzahlen zu beschaffen. Ein Schlüsselmoment war ein ukrainischer Sondereinsatz in Kursk im Sommer 2024, bei dem man erstmals auf russische Glasfaser-Drohnen traf; russische Quellen bestätigten, dass die ukrainischen Einheiten zur elektronischen Kriegführung sämtliche russischen Drohnen außer den glasfasergesteuerten stören konnten. Diese Erfahrung bewog das ukrainische Verteidigungsministerium, die Entwicklungsprogramme für Glasfaser-Drohnen massiv zu beschleunigen.
Im Dezember 2024 veranstaltete die ukrainische Abteilung für Innovationsförderung eine öffentliche Vorführung von FPV-Drohnen am Glasfaserkabel für hochrangige Offiziere. Es wurden über ein Dutzend inländische Modelle präsentiert, einige davon konnten bis zu 3 kg Nutzlast transportieren, dazu gab es Testflüge für Militärbeobachter. Anfang 2025 arbeiteten Dutzende ukrainische Ingenieurteams an Glasfaser-Drohnen oder zugehörigen Komponenten, unterstützt vom Regierungs-Tech-Cluster Brave1. Fabriken in der Ukraine bauten ihre Produktionskapazitäten aus; es wurde behauptet, dass bei ausreichend verfügbaren Komponenten tausende Glasfaser-Drohnen pro Monat gefertigt werden könnten. Der ukrainische Minister für digitale Transformation, Mykhailo Fedorov, erklärte Mitte 2025, dass inzwischen 15 Unternehmen in der Ukraine Glasfaser-Drohnen produzierten.
Ukrainische Frontverbände begannen Ende 2024 mit dem Einsatz glasfasergebundener Drohnen, zunächst in kleinen Mengen. Ein Kommandant der Nationalgarde-Brigade 12 „Spezialzweck“ (Azov) schätzte, dass <5 % ihrer Drohnen bislang mit Glasfaserkabeln betrieben werden – der Nachschub ist noch begrenzt. Die wenigen eingesetzten Modelle erzielten jedoch enorme Wirkung. Ein Drohnenpilot der Internationalen Legion („George“) schilderte im Herbst 2024 eine Mission, bei der sein glasfasergesteuerter Multikopter mit einem 1,6 kg-Gefechtskopf massive russische Störsender durchdrang und in einen Bunker mit russischen Soldaten einflog – für eine Funkdrohne in diesem Gebiet undurchführbar. Als sein Team den erfolgreichen Angriff live im perfekten Videofeed sah, wurde klar, welche „enormen Konsequenzen“ sich daraus ergaben – „Als ich das erste Mal die Glasfaser benutzt habe, wollte ich nie wieder eine normale [Funk]drohne steuern“, so George. Besonders im elektronisch hart umkämpften Frontbereich bei Bachmut und im Donbas sind Glasfaser-Drohnen sehr wertvoll. Bis Anfang 2025 setzten ukrainische Drohneneinheiten (z. B. die Achilles-Sturmkompanie der 92. Brigade oder das Azow-Drohnenteam) regelmäßig Glasfaser-FPVs für priorisierte Angriffe ein, und arbeiten weiter an der Erhöhung der Stückzahlen.
Taktische Auswirkungen: Auf dem Gefechtsfeld werden glasfasergebundene FPV-Drohnen vor allem als einmalig eingesetzte Angriffswaffen (loitering Kamikaze-Drohnen) und für kurze Aufklärungs-Schlag-Missionen eingesetzt. Sie fliegen meist in geringer Höhe und lassen sich mit höchster Präzision auf Ziele wie Panzerfahrzeuge, Erdbunker oder sogar durch Fenster und Türen lenken. Ukrainische Drohnenführer betonen, dass mit diesen Drohnen Angriffe in Lagen möglich sind, die früher für FPVs tabu waren: „Sie sind perfekt, wenn man in eine Halle hineinfliegen möchte, um sich umzusehen und gleich zuzuschlagen… [oder] beim Flug durch bewaldetes Gebiet“, so ein FPV-Teamleiter der „Achilles“-Einheit. Da Glasfaser-Drohnen auch in dichter Bebauung oder bewaldetem Gelände steuerbar bleiben (wo Funkdrohnen das Signal verlieren würden), sind ehemals drohnensichere Gebiete wie Wälder oder Verstecke in Gebäuden nicht mehr sicher. In einer Anekdote berichteten ukrainische Soldaten, dass sie sich früher auf baumbestandenen Wegen sicher bewegen konnten (weil das Blätterdach die Funksignale feindlicher Drohnen blockierte) – doch nun können russische Glasfaser-FPVs mühelos durch den Wald gelenkt werden.
Die wohl größte Auswirkung zeigt sich bei Gegenmaßnahmen zur elektronischen Kriegführung (EW). Im Verlauf von 2024 investierten beide Seiten massiv in teure Störsysteme zum Schutz von Panzern und Stellungen vor Schwärmen funkgesteuerter FPV-Drohnen. Glasfaser-Drohnen haben diese Störsender praktisch wirkungslos gemacht. Ukrainische und russische Einheiten für elektronische Kriegführung behinderten teils sogar ihre eigenen Drohnen – da sich mehrere Teams auf demselben Abschnitt gegenseitig störten. Mit Glasfasersteuerung entfällt dieses Problem. Glasfaser-Drohnen wurden bis 2025 auf manchen Frontabschnitten als „Waffen, die ganze Gefechte entscheiden“ betrachtet. Bildmaterial vom Frühjahr 2025 zeigt ukrainische Straßen mit Netztunneln überspannt und Felder übersät mit glitzernden Fasersträngen – neue Merkmale auf dem Schlachtfeld. Beide Seiten räumen ein: Diese nicht störbaren Drohnen sind eine Schlüsselfähigkeit geworden, die mit der Bedeutung der Artillerie für gezielte Schläge verglichen werden kann.
Zivile und nichtmilitärische Anwendungen von Glasfaser-Drohnen
Abgesehen von direkten Kampfaufgaben haben Glasfaser-Drohnen in der Ukraine spezielle nichtmilitärische Anwendungen gefunden, hauptsächlich in Logistik und potenziell in zivilen Bereichen, wo zuverlässige Konnektivität benötigt wird. Ein bemerkenswertes Beispiel ist der Einsatz von glasfasergesteuerten unbemannten Bodenfahrzeugen (UGVs) zur Versorgung von Fronttruppen. 2025 führten ukrainische Einheiten kleine Kettenroboter ein („miniaturisierte unbewaffnete Panzer“ genannt), die 100–150 kg Munition, Lebensmittel und Kraftstoff bis in vorderste Stellungen bringen und per Glasfaserkabel ferngesteuert werden. Diese Boden-Drohnen übernehmen zahlreiche gefährliche Versorgungsfahrten, die früher Menschen feindlichen FPV-Angriffen aussetzten. „Wir nutzen Drohnen, um den Drohnen zu entgehen,“ scherzte ein Soldat – gemeint ist: Sie setzen die eigenen Glasfaser-Bodenroboter ein, um vor russischen Flug-FPVs zu schützen, die auf Nachschub-LKWs Jagd machen. Das Glasfaserkabel macht die UGVs unempfindlich gegen Störversuche und Abhörmaßnahmen, sodass sie selbst in der elektronisch umkämpften Frontlinie steuerbar bleiben. Wird ein Bodenroboter durch Feindfeuer (oder auch durch frei laufende Hunde, wie es bereits vorkam) zerstört, sind keine Menschenleben in Gefahr. Diese Innovation gilt als lebensrettend, um Truppen im Angesicht massiver Drohnenbedrohung zu versorgen.
Die Glasfaseranbindung ist auch in zivilen Szenarien, in denen Funkkommunikation nicht praktikabel ist, von Natur aus nützlich. Schon vor dem Krieg wurden kabelgebundene Roboter und Drohnen zur Inspektion von Tunneln, Minen und Rohrleitungen eingesetzt – Umgebungen, in denen die Fernsteuerung über Kabel zuverlässiger ist als über Funk. Der Krieg hat die Entwicklung solcher Systeme beschleunigt. Beispielsweise passen ukrainische Unternehmen jetzt schwere Hexacopter-„Bomber“-Drohnen für den Glasfaserbetrieb zu Spezialmissionen an (diese können größere Nutzlasten tragen). Ein Prototyp von Dronarium Air nutzt Glasfasersteuerung und kann bei Kabelbruch automatisch auf GPS-Führung umschalten oder zur Basis zurückkehren. Diese Art von Fail-safe könnte für zivile Drohneneinsätze wertvoll sein (z.B. in Katastrophengebieten oder bei industriellen Inspektionen), um sicherzustellen, dass eine Mission nicht durch eine Kabelverklemmung verloren geht.
Die Verbreitung von Glasfaserkabeln auf dem Schlachtfeld hat sogar zu unbeabsichtigten „zivilen“ Anwendungen durch Wildtiere geführt. In einer surrealen Anekdote wurden Vögel im Donbas beobachtet, wie sie Glasfaserstränge aus verbrauchten Drohnenkabeln in ihre Nester einwoben. Ein nahezu vollständig aus Glasfaserkabel bestehendes Vogelnest wurde in der Nähe von Torezk von der Asow-Brigade gefunden und zeigt, wie allgegenwärtig das Material in der Umwelt geworden ist.
Blickt man in die Zukunft, könnte das Know-how, das die Ukraine in der Glasfaser-Drohnen-Technik gewinnt, nach dem Konflikt auf zivile Industrien übertragen werden. Sichere, störungssichere glasfasergeführte Drohnen könnten für Instandhaltungsaufgaben in Hochstörungszonen oder für Polizei und Grenzsicherheit nützlich sein, wo Kommunikation absichtlich gestört werden kann. Bislang war der primäre zivile Nutzen jedoch indirekt – die Verbesserung der Logistik auf dem Schlachtfeld (was humanitäre Auswirkungen hat, da Versorgung von Soldaten sicherer wird) und die Erhaltung von Menschenleben.
Technische Spezifikationen und Fähigkeiten von Glasfaser-Drohnen
Glasfaser-FPV-Drohnen in der Ukraine sind in der Regel modifizierte Quadro- oder Hexacopter im kommerziellen Stil mit einer aufgespulten Glasfaser. Die Drohnenrahmen bestehen oft aus Kohlefaser oder Polymer, mit standardmäßiger FPV-Racetechnik und einer First-Person-Kamera. Zu den wichtigsten Spezifikationen gehören:
- Kommunikationsverbindung: Ein dünnes Glasfaserkabel (oft Singlemode-Faser) wird bei Flug von einer Spule abgewickelt. Die Spule wird gewöhnlich zwischen Rahmen und Nutzlast getragen. Typische Glasfaserlängen sind 5 km, 10 km, 15 km bis zu 20 km. Ukrainer haben Drohnen effektiv auf ~15 km eingesetzt und wissen von erfolgreichen Einsätzen bei 20 km, während Russen angeblich Spulen bis zu 30 km einsetzen. Die Faser ist extrem leicht (eine 10 km-Spule wiegt etwa 0,9–1,2 kg) und sehr dünn (0,2–0,3 mm Durchmesser), aber stärker als es scheint – Standard-Militärausführung erreicht Zugfestigkeiten über 100.000 psi. Dennoch kann sie reißen, wenn sie zu stark belastet oder scharf geknickt wird.
- Geschwindigkeit und Manövrierbarkeit: Glasfaser-FPVs sind aufgrund von Spule und größerem Akku etwas größer und schwerer als normale FPVs. Ein typisches Design kann etwa 60 km/h fliegen und normale Manöver ausführen. Durch das zusätzliche Gewicht sind sie jedoch langsamer und weniger wendig als vergleichbare Funkdrohnen. Piloten berichten, dass die Drohnen auf größeren Rahmen mit leistungsstärkeren Motoren gebaut werden müssen, um die Spule zu heben, was die Beschleunigung verringert und sie zu leichteren Zielen für Kleinwaffen macht. Hochklassige Racing-FPVs (funkgesteuert) erreichen >150 km/h – Faser-Drohnen kommen meist nicht auf diese Geschwindigkeiten.
- Reichweite: Die Einsatzreichweite entspricht im Wesentlichen der Länge der Glasfaserleine. Übliche ukrainische Spulen sind 10 km; längere (15–20 km) Spulen existieren, haben aber höhere Ausfallraten, wenn die Technik nicht hochwertig ist. In der Praxis erreichen 10 km-Drohnen aktuell ~50% Erfolgsquote, während frühe 15 km-Versuche mit weniger als 30% erfolgreich waren, bis bessere Komponenten verwendet wurden. Russische Langstreckenfaser-Drohnen (20 km) waren sehr effektiv (≈80% Trefferquote). Im Gegensatz zu Funkdrohnen benötigen Faser-Drohnen keine Sichtlinie – sie können sich hinter Hügeln oder in Strukturen fortbewegen, solange das Kabel intakt bleibt. Der Nachteil ist, dass eine funkgeführte Drohne mit Mesh-Netzwerk-Relais oder Satellitenlink potenziell viel weiter (hunderte km) fliegen kann, während eine Faser-Drohne durch die Länge ihrer Leine hart begrenzt ist.
- Nutzlast: Frühe Faser-FPVs befördern ähnliche Gefechtsköpfe wie reguläre Kamikaze-Drohnen – häufig kleine Panzerabwehrgranaten oder RPG-Gefechtsköpfe (~0,5–1,5 kg Sprengstoff). Die Drohne selbst (Rahmen + Akku + Spule) wiegt etwa 5–7 kg, daher liegt das Abfluggewicht höher als bei Standard-FPVs. Einige größere Glasfaser-Drohnen können mehr tragen; das ukrainische Unternehmen BattleBorn berichtet, dass ihre Drohnen zwischen ~1,5 kg bis 8 kg Sprengstoff je nach Modell transportieren können. Ein großer Hexacopter-Bomber am Faserband könnte also eine schwerere Bombe oder mehrere Granaten abwerfen. Allerdings verkürzt mehr Nutzlast die Flugzeit und macht die Drohne noch weniger wendig, daher liegt der Einsatzschwerpunkt meist auf kleinen, präzisen Schlägen. Bodenfahrende Glasfaser-Drohnen können durch ihre Kettenantriebe 100+ kg bewegen – sie sind aber langsame UGVs.
- Flugzeit: Die Glasfaserverbindung an sich ändert die Flugzeit wenig; sie ist abhängig von Akku und Gewicht. Eine typische FPV-Kamikazedrohne hat ~10–15 Minuten Flugausdauer. Die schwereren Faser-Drohnen erreichen mit gleichem Akku vermutlich etwas weniger, wegen Gewicht und Luftwiderstand. Ihre Missionen sind meist kurz (5–10 km Flug, Zielanflug im Sturzflug). Beobachtungsdrohnen mit Kabel-Stromversorgung vom Boden können viel länger kreisen, sind aber überwiegend stationäre „Aero-Tether“-Systeme, die in diesem Krieg wegen Mobilitätsproblemen kaum genutzt werden.
- Video-/Datenübertragung: Die Glasfaserverbindung liefert einen hochbandbreitigen, hochauflösenden Videofeed mit minimaler Verzögerung. Nutzer berichten von einem „perfekten Videofeed bis direkt ans Ziel“, im Gegensatz zu analogen Funk-FPV-Übertragungen, die beim Endanflug oft ausfallen oder verrauscht werden. Die Faser kann HD-Digitalvideo praktisch ohne Latenz übertragen und verschafft dem Piloten so eine klare Sicht zur präzisen Steuerung. Das ist ein bedeutender Vorteil – einer der Hauptgründe, warum die Russen auf Glasfaser umstellten, war, dass autonome KI-Steuerung (Machine Vision) noch nicht zuverlässig genug war und deshalb ein Pilot mit Videofeed bevorzugt wurde kyivindependent.com.
- Steuerungssysteme: Beide Seiten haben improvisierte Steuereinheiten für Faser-Drohnen entwickelt. Viele nutzen handelsübliche Flugsteuerungen (COTS) mit angepasster Firmware, die Befehle über eine Kabelschnittstelle empfangen. Das Steuersignal ist häufig Ethernet oder serielle Daten über Glasfaser. Wie bereits erwähnt, haben die Russen IP-Netzwerke auf der Drohne integriert (Medienkonverter und OpenIPC-Software mit IP-Kameras) uasvision.com und die Drohne so zu einem Knoten eines Glasfasernetzwerks für Steuerung/Video gemacht. Ukrainer nutzten zunächst einfachere analoge FPV-Feeds, die durch die Faser geleitet wurden (deshalb die chinesischen Analog-Digital-Wandler) uasvision.com. In Zukunft ist mit standardisierten Glasfaser-Steuergeräten für Drohnen zu rechnen, vielleicht mit robusten Fasersteckern und Plug-and-Play-Spulen.
- Kosten: Zu Kriegsbeginn waren Komponenten für Glasfaser-Drohnen sehr teuer. 2023 konnte ein Spulen- und Sende-Kit aus China bis zu 2.500 $ kosten, sodass eine Glasfaser-Drohne eine kostspielige Einwegbewaffnung war. Bis Ende 2024 sanken die Preise, als chinesische Fabriken die Produktion (angetrieben durch russische Großaufträge) hochfuhren, dramatisch. Stand 2025 kostet eine 10 km-Faserspule plus Kommunikationsmodul etwa 500 $ (und sinkend). Eine komplette Glasfaser-FPV-Drohne kostet heute etwa 1.000–1.500 $, nur wenige Hundert Dollar mehr als ein hochwertiges Funk-FPV-Setup. Ein ukrainischer Kommandeur nannte etwa 1.200 $ pro Drohne für eine 10 km-Einheit. Die Inlandfertigung könnte dies weiter senken; ukrainische Hersteller rechnen damit, dass sich Glasfaser-Drohnen bei lokaler Spulenumwicklung und Montage nur 70–140 $ teurer als Funkdrohnen herstellen lassen (etwa 500–800 $ gesamt). Bodenfahrende Glasfaser-UGVs sind teurer – z.B. kostet eine Charge fünf Ratel-UGVs mit Fasersteuerung (35 kg Gesamtnutzlast) ₴1,2 Millionen (32.000 $).
Zusammenfassung typischer Glasfaser-Drohnen-Spezifikationen: Ein repräsentatives Beispiel für eine mittelgroße Faser-FPV-Drohne wäre: ein Quadcopter mit ~12–13″-Propellern, Gesamtgewicht ~10 kg einschließlich 1 kg Gefechtskopf und 1 kg Glasfaserspule, Höchstgeschwindigkeit ~60 km/h, effektive Reichweite 5–10 km (mit 10 km-Kabel) abhängig vom Gelände, und Kosten um die 1.000 $. Er liefert einen 1080p-Videofeed an den Steuerer und ist praktisch immun gegen Funkstörungen. Fortgeschrittene Modelle schaffen Reichweiten von 15–20 km oder Nutzlasten von ~5–8 kg, allerdings bei größerem Format und höheren Kosten.
Taktische Vorteile der Glasfaser-Kommunikation
Die Kontrolle via Glasfaser verschafft enorme taktische Vorteile in der elektronischen Kriegsführungsumgebung der Ukraine:
- Unempfindlich gegen Funkstörungen: Der größte Nutzen ist die Immunität gegenüber RF-Jamming. Im Gegensatz zu herkömmlichen Drohnen, die auf Funkverbindungen angewiesen sind und durch Störsender blockiert werden können, hält eine Glasfaser-Drohne eine kabelgebundene Direktverbindung zum Steuerer. Kein bekanntes elektronisches Kriegssystem kann ein Signal innerhalb eines Glasfaserkabels stören. Ukrainische und russische Kräfte haben eine breite Palette von EW-Einheiten (fahrzeugmontierte Störsender, Anti-Drohnen-Gewehre etc.) eingesetzt, die sich gegen normale Drohnen als wirksam erwiesen haben. Faser-Drohnen umgehen all das – „elektronische Kriegsmittel…sind einfach ineffizient“ gegen Glasfaser, wie es ein ukrainischer Drohnenkommandeur formulierte. In Tests fanden ukrainische EW-Spezialisten heraus, dass sie alle feindlichen Drohnen außer den glasfasergekoppelten ausschalten konnten. Das erlaubt Faser-Drohnen, dichte „elektronische Abschirmungen“, die beide Seiten um Schlüsselpositionen gelegt haben, zu durchbrechen. Im Kampf um Hlyboke etwa schlich eine Faser-Drohne trotz starker Störstrahlung zum Ziel, wo jede Funkdrohne gescheitert wäre.
- Von RF-Sensoren nicht aufspürbar: Da sie keine Hochfrequenzenergie abstrahlen, sind Glasfaser-Drohnen elektronisch unauffälliger. Weder Drohne noch Steuerer senden, sodass Geräte wie RF-Scanner, Richtungsfinder oder Anti-Drohnen-Monitorsysteme sie nicht orten können. Das ist entscheidend: Viele in der Ukraine eingesetzte Drohnendetektionssysteme (auch von NATO-Einheiten) spüren das Steuer- oder Videosignal der Drohne auf. Glasfaser-Drohnen sind effektiv „radio-silent dark drones“. Wie The War Zone schreibt: „Ein weiterer großer Vorteil einer kabelgebundenen FPV-Drohne ist, dass sie keine Energie abstrahlt, … die detektiert werden könnte. Diese elektronischen Emissionen können für die Steuerer tödlich sein, falls [der Feind] deren Position trianguliert. Diese Verwundbarkeit gibt es bei einer drahtgeführten FPV-Drohne nicht.“ Praktisch kann ein FPV-Steuerer mit einer Glasfaserdrohne arbeiten, ohne Angst durch gegnerische elektronische Aufklärung geortet zu werden – lebensrettend, da Russen Funkpeilung nutzten, um Drohnensteuerer mit Artillerie zu bekämpfen. Glasfaser-Drohnen eliminieren dieses Risiko.
- Hohe Bandbreite, zuverlässige Verbindung: Die Glasfaser bietet eine hochdatige, latenzarme Verbindung, was für klares Video und reaktionsschnelle Steuerung bis zum Missionsende sorgt. Die Steuerer erhalten einen Echtzeit-POV-Feed, der selbst in den letzten Sekunden eines Sturzflugs nicht ausfällt (wo analoge FPV-Feeds oft „abrissen“). Ein Experte bemerkte, das Kabel übertrage noch „bis zum Moment der Detonation“ ein hochwertiges Bild an den Boden. Dieser zuverlässige Feed erhöht die Treffergenauigkeit erheblich, weil der Steuere selbst kleine oder bewegliche Ziele präzise treffen kann. Auch für Aufklärungseinsätze ist das ein Plus – der Steuere kann ein Gebiet (auch im Gebäudeinneren) gründlich inspizieren und die Mission abbrechen oder anpassen, was mit autonomen Drohnen riskanter wäre. Im Kern liefert Glasfaser den „perfekten Videofeed“ und eine Steuerverbindung – solange das Kabel hält.
- Nicht an Funk-Sichtlinie gebunden: Glasfaser-Drohnen können in Bereiche fliegen, die für Funkdrohnen tabu sind. Normalerweise haben FPVs Probleme, wenn der Steuerer hinter einem Hügel steht oder die Drohne in ein Gebäude/den Wald eindringt, weil das Funksignal blockiert wird. Gelände, Strukturen oder auch die Erdkrümmung begrenzen die Sichtlinie. Glasfaser eliminiert diese Sichtlinien-Anforderung – die Drohne kann buchstäblich um Ecken, in Keller, unter dichten Baumwipfeln etc. fliegen, solange das Kabel folgt (oder zumindest nicht reißt). Ukrainische Soldaten berichten, dass sie früher im tiefen Wald durch FPVs sicher waren („der Wald blockiert die Funksignale“), aber Faser-Drohnen das änderten: „Es war sehr schwer für eine Funkdrohne, in die Mitte des Waldes hinabzusteigen… weil das Funksignal verschwand“, aber eine Faser-Drohne hat dieses Problem nicht. Das hat „Ziele geöffnet“, die früher gegen Drohnen natürlich geschützt waren. Beide Seiten nutzen das aus: Russische Faser-Drohnen in Kursk überwachten Walddurchfahrten, die früher sichere Nachschubrouten waren, und ukrainische Spezialeinheiten setzen Faser-Drohnen ein, um Feindbunker oder Gebäudeecken auszuspähen, bevor sie angreifen.
- Ausgleich von Gelände-Effekten: Neben absichtlicher Störung löst Glasfaser auch das Problem des Signalverlusts auf große Distanz und bodennah. FPV-Drohnen verlieren im Tiefflug (zur Tarnung) oft Funkkontakt, weil die Antennen bodennah sind, besonders beim Zielanflug. Wie The War Zone beschreibt, ist das „Halten der Funk-Sichtverbindung … sobald [eine Drohne] sehr bodennah fliegt“ schwierig; Gelände oder Gebäude können die Verbindung kappen. Glasfasersteuerung bedeutet, Drohnen können bodennah oder beliebig manövrieren, ohne auf die Funksichtlinie achten zu müssen. Besonders nützlich für Anti-Panzer-FPVs, die knapp über Feldern fliegen, um nicht entdeckt zu werden – eine Taktik, die jetzt möglich ist, ohne Funkkontakt zu verlieren.
- Produktions- und Lieferkettenvorteile: Bemerkenswerterweise kann der Einsatz von Glasfaser einige Versorgungsprobleme lindern. Eine Glasfaser-Drohne benötigt keinen Bordfunksender oder -empfänger, Komponenten, die durch Exportbeschränkungen bei Dual-Use-Elektronik mitunter knapp waren. Ohne Funkmodule wird die Teileliste einfacher. Ukrainische Entwickler berichteten, als bestimmte Funkchips knapp wurden, erlaubte der Umstieg auf Glasfaser die Fortsetzung der Produktion nur mit optischen Komponenten. Zudem bedeutet die Effektivität glasfasergeführter Drohnen im Störumfeld, dass pro Ziel weniger Drohnen benötigt werden (da jede eine höhere Trefferwahrscheinlichkeit hat), was die höheren Kosten durch größere Effizienz kompensieren könnte.
Zusammengefasst bieten Glasfaser-Drohnen eine gegenmaßnahmenresistente Angriffsoption, die elektronische Kriegsführungsabwehr durchdringen und jedes Versteck erreichen kann. Wie ein ukrainischer Mediapost verkündete: „Wir werden eine gegenmaßnahmenresistente FPV-Drohne finden, um jedes russische elektronische Kriegssystem zu durchbrechen. Genau diese Waffe haben wir.“ Bislang bewahrheitet sich diese Ankündigung – keine Seite hat bislang eine wirksame Möglichkeit gefunden, elektronisch gegen Faser-Drohnen vorzugehen.
Einschränkungen und Herausforderungen von faseroptischen Drohnen
Trotz ihrer Vorteile haben faseroptische Drohnen bemerkenswerte Nachteile und Einschränkungen. Sie besetzen eine spezialisierte Nische und sind kein vollständiger Ersatz für Funkdrohnen. Wichtige Herausforderungen sind unter anderem:
- Physische Verwundbarkeit der Verbindung: Das faseroptische Kabel selbst ist eine potenzielle Achillesferse. Es kann sich in Hindernissen in der Umgebung verfangen oder abgetrennt werden. Städtische Gefechtsfelder mit Ruinen, Bäumen und Stromleitungen bilden ein Labyrinth, an dem das nachgezogene Kabel hängen bleiben kann. Wird die Faser gezogen oder durchtrennt, verliert die Drohne sofort die Verbindung. Es gab Fälle von versehentlichem Bruch und sogar von feindlichen Aktionen zum Durchtrennen der Kabel. In einem Vorfall hat ein russischer Quadrokopter sogar absichtlich das Glasfaserkabel einer ukrainischen Drohne durchflogen und es mit seinen Rotoren zerschnitten, wodurch die Drohne abstürzte. Die Bediener müssen mit dieser Verwundbarkeit im Hinterkopf fliegen – also scharfe Kurven um Ecken vermeiden und eine gewisse Höhe halten, um das Ablegen der Leitung über Hindernisse zu verhindern. Um das zu mildern, umfasst die Taktik das Fliegen in größerer Höhe und dann ein fast senkrechtes Stürzen auf das Ziel (damit die Leitung möglichst frei bleibt). Dennoch bleibt das Kabel ein ständiges Risiko und eine Überlegung.
- Begrenzte Manövrierfähigkeit und Geschwindigkeit: Die “angeseilte” Natur bringt Leistungsbeschränkungen mit sich. Das nachgezogene Kabel erzeugt Luftwiderstand und kann extreme Manöver behindern. Wichtiger noch: das Design der Drohne muss Gewicht und Volumen der Spule aufnehmen, was sie sperriger macht. Wie bereits erwähnt, verwenden Faser-Drohnen größere Rahmen und Batterien, wodurch sie zu langsameren und weniger wendigen Zielen werden. Ein Kommandant sagte, eine Faser-Drohne sei leichter mit Kleinwaffen abzuschießen als ein Standard-FPV, einfach weil sie größer ist und nicht so schnell die Richtung wechseln kann. Die hohe Manövrierbarkeit von FPV-Drohnen (die im Zickzack und mit hohem G-Krafteinsatz tauchen können) wird teilweise geopfert. Zusätzlich kann das aufgespulte Kabel bei zu viel Spiel zu einer leichten Kontrollverzögerung führen, auch wenn die Latenz bei Glasfaser minimal ist – vielmehr ist es die Trägheit der Drohne, die problematisch ist. Piloten müssen ihren Flugstil anpassen, und unerfahrene Piloten haben schon Faser-Drohnen verloren, weil sie die Besonderheiten der Kabelführung nicht bedacht haben.
- Reichweiteneinschränkungen: Faser-Drohnen sind auf verhältnismäßig kurze Reichweiten im Vergleich zu manchen funk- oder satelliten-gesteuerten Drohnen limitiert. Die maximale Reichweite ist die Kabellänge (meist 5–15 km). Das deckt die meisten taktischen Szenarien an der Front ab, bedeutet aber, dass Faser-Drohnen keine tiefen Schläge weit hinter feindlichen Linien ausführen können, es sei denn, sie werden sehr nah an der Front gestartet. Im Vergleich dazu könnte eine Funk-Drohne mit Mesh-Netzwerk oder Satellitenlink Ziele dutzende oder hunderte Kilometer entfernt erreichen. So hat die Ukraine beispielsweise Langstrecken-UAVs (vermutlich satelliten- oder GPS-geführt) eingesetzt, um Luftwaffenbasen tief in Russland anzugreifen – etwas, das eine Faser-Drohne physisch nicht kann. Daher werden Faser-FPVs „nur eine bestimmte Nische besetzen und nicht millionenfach produziert werden“, wie ukrainische Experten feststellen. Sie sind äußerst nützlich für die Gebietskontrolle im Nahbereich (innerhalb von ~10 km), aber nicht für lange Ausdauer- oder strategische Einsätze. Für Aufklärung und Angriffe außerhalb der Front müssen weiterhin konventionelle Drohnen genutzt werden.
- Logistischer Aufwand: Die Notwendigkeit von Spulen erhöht die Komplexität bei Logistik und Einsatz. Soldaten müssen die relativ empfindlichen Glasfaser-Spulen transportieren und vorsichtig handhaben. Im Feld übersäen weggeworfene Kabel den Boden, sodass sie im Sonnenlicht glitzern und Startrampen verraten können, wenn sie nicht weggeräumt werden. Ukrainische Bediener erwähnten, dass die reflektierenden Faserstränge rund um die Startposition den Feind auf die Drohnenstarts aufmerksam machen können. Dadurch müssen die Teams „häufiger die Position wechseln“, um nicht angegriffen zu werden, sobald die verbrauchten Kabel sie verraten haben. Der Umgang mit den übrig gebliebenen Spulen ist zudem lästig – kilometerlange feine Faser nach jedem Einsatz zu säubern oder zu verstecken, ist nicht leicht.
- Fertigungsschwierigkeiten: Anfänglich importierten viele ukrainische Hersteller einfach chinesische Glasfaser-Kits und fehlendes Know-how zur Optimierung. Dies führte zu Zuverlässigkeitsproblemen – etwa, dass Drohnen dennoch Funksignale abgaben oder die Faser wegen schlechter Spulenmechanik riss. Mit der Zeit haben die besseren Hersteller Feedback integriert und ihre Systeme verbessert, sodass die Erfolgsquote pro Schlag auf ~50 % und steigend liegt. Trotzdem ist die Herstellung der Glasfaser-Kommunikationsmodule und das Wickeln hochwertiger Spulen anspruchsvoll. Die Faser muss so aufgewickelt sein, dass sie sich ohne Verheddern oder Bruch abspulen lässt. Laut Branchenkennern ist „die Technologie zum Wickeln von Glasfasern und für Kommunikationsboards nicht die einfachste“ – sie erfordert Präzisionsmaschinen und erfahrene Ingenieure, ist mit Aufwand aber realisierbar. Firmen wie Smart Electronics Group in der Ukraine schlugen Faser-Drohnen früh vor, wurden aber wegen der hohen Kosten und Komplexität zunächst abgelehnt. Inzwischen, mit staatlicher Unterstützung, verbessern sich die Hersteller rasant, aber die Produktion hinkt dem Bedarf noch hinterher. Der ukrainische Kommandant „Yas“ äußerte im Mai 2025, dass gute Faser-Drohnen-Hersteller lange Wartelisten haben und seine Einheit oft 2–3 Monate auf Lieferungen warten muss oder minderwertige Alternativen ablehnt. Dieses Problem hält Faser-Drohnen derzeit auf ukrainischer Seite knapp.
- Höhere Kosten (vs. einfache FPVs): Obwohl die Preise fallen, kosten Faser-Drohnen pro Stück immer noch mehr als improvisierte Funk-Drohnen. Mitte 2023 wollte niemand 2500 US-Dollar für eine Einwegdrohne zahlen. Stand 2025, kostet eine Faser-Drohne etwa 1000 US-Dollar, verglichen mit wenigen Hundert für ein einfaches FPV. Das bedeutet, aus Spenden finanzierte Drohneneinheiten müssen genau abwägen, wo sich der Einsatz von Faser-Drohnen lohnt. Häufig werden Faser-Drohnen für hochwertige Ziele oder in Bereichen, in denen Funkdrohnen wegen Störung nicht funktionieren, reserviert. Der Kostenfaktor nimmt mit der Zeit ab (bei lokaler Massenproduktion wird Parität prognostiziert), bleibt aber eine Einschränkung beim weiteren Hochskalieren.
- Nutzlast-Abstriche: Die Nutzlastkapazität ist reduziert, weil ein Teil der Tragkraft für das Kabel verwendet wird. Eine Faser-Drohne mit 1 kg Sprengkopf ist in etwa so groß wie eine Funkdrohne mit 2 kg Sprengkopf. Das kann im Schnitt etwas weniger Sprengkraft auf dem Ziel bedeuten. Ebenfalls wurden Faser-FPVs bislang kaum für Schwarm-Taktiken (mit dutzenden kleinen FPVs) genutzt – auch, weil jede Drohne teurer und komplexer ist. Sie kommen häufiger bei einzelnen Präzisionsschlägen zum Einsatz. Soll eine sehr große Sprengladung geliefert werden, sind andere Mittel (wie Bodenroboter oder Artillerie) wegen des Gewichtsverlustes durch das Kabel geeigneter.
- Lernkurve: Die Truppen müssen sich neue Taktiken für Faser-Drohnen aneignen. Das Fliegen mit Leitung, das Bedienen der Spule und gezielte Angriffe ohne Kabelverwicklungen erfordern Training. Ukrainische Bediener sind „erst dabei, diese Technologie zu beherrschen“, und mit zunehmender Erfahrung könnten viele aktuelle Probleme gemildert werden. Zum Beispiel kann eine sorgfältige Routenplanung das Verfangungsrisiko minimieren (z. B. erst oberhalb der Baumkronen bis nahe ans Ziel fliegen). Je größer die Erfahrung, desto geringer wird die Ausfallquote durch menschliches Versagen, und der effektive Einsatz von Faser-Drohnen verbessert sich.
Zusammengefasst sind faseroptische Drohnen hochwirksame, aber spezialisierte Werkzeuge. Ein Kommandant eines Zuges der Nationalgarde der Ukraine brachte es auf den Punkt: Idealerweise sollte eine Einheit gemischt ausgerüstet sein – „viele Standard-FPV-Drohnen [Funk] auf verschiedenen Frequenzen, Drohnen mit Maschinensicht und faseroptische Drohnen. Jede ist auf ihre Weise effektiv und dient bestimmten Aufgaben.“ Faser-Drohnen sind besonders bei defensiven Operationen stark (z. B. zur Bekämpfung gepanzerter Fahrzeuge unter starker Störung oder im Nebel, wenn optische Führung erforderlich ist) und bieten Fähigkeiten, wenn andere Drohnentypen versagen. Aber ihre Schwächen – Reichweite, Gewicht, Sichtbarkeit, Kosten und Handling des Kabels – bedeuten, dass sie andere Drohnentypen eher ergänzen als komplett ersetzen. Wie ein Medienbericht feststellt, werden Faser-FPVs eine wichtige Nische in der Drohnenkriegsführung besetzen, aber diese nicht völlig dominieren.
Wichtige Hersteller und Entwickler
Mehrere Akteure in der Ukraine und im Ausland treiben die Entwicklung faseroptischer Drohnen voran:
Ukrainische Hersteller/Teams: Die ukrainische Drohnenindustrie ist ein Mix aus klassischen Rüstungsfirmen, freiwilligen Ingenieuren und militärischen Technikeinheiten. Zu den bemerkenswertesten Namen zählen:
- Vyriy Drone: Ein privates ukrainisches Unternehmen, mitbegründet von Oleksii Babenko. Vyriy steht an der Spitze der FPV-Drohnenproduktion und baute 2023 den ersten vollständig aus ukrainischen Bauteilen bestehenden FPV-Quadrokopter (zunächst noch ohne Glasfaser). Babenko, CEO von Vyriy, tritt häufig mit Leistungsstatistiken und Optimierungsforderungen für Faser-Drohnen öffentlich auf uasvision.com. Er hob den Abstand zur russischen Technik hervor und drängte auf bessere Faser-Transmitter und dickere Fasern zur Erfolgssteigerung uasvision.com. Vyriy engagiert sich auch für die Lokalisierung der Faser-Spulenproduktion zur Kostenreduzierung.
- BattleBorn: Ein in Kiew ansässiger Drohnenhersteller (erwähnt bei Business Insider), der eine breite Palette an Drohnen einschließlich faser-optischer FPVs entwickelt. Der CEO (Rufname „Max“) sagte: „Es gibt nahezu keinen Schutz gegen diese [faseroptischen] Drohnen“ und hob hervor, dass sie effizient hochwertige Ziele zerstören. Der COO („Alex“) gab technische Details an (aktuell bis ca. 10 km Reichweite, Ziel 15 km, mit 3–8 kg Nutzlast). BattleBorn steht beispielhaft für Firmen, die Designs rasch iterieren und die Produktion nach Militärbedarf hochfahren.
- Dronarium (und WARMAKS): Dronarium Air ist eine ukrainische Entwicklergruppe, die schon am 18. März 2024 einen Prototyp einer faseroptischen Drohne vorstellte – eine schnelle Reaktion auf Russlands erste Einsätze. Sie arbeiteten auch an einem schweren Hexakopter mit Glasfasersteuerung (mit Warmaks), der bei Ausfall des Kabels auf autonome Modi umschalten kann. Dronariums Prototyp inspirierte vermutlich weitere Initiativen auf ukrainischer Seite.
- Smart Electronics Group: Mitbegründet von Vladyslav Oleksiienko, beansprucht dieses Team, schon Anfang 2023 faseroptische Drohnen der Armee vorgeschlagen zu haben, allerdings bestand damals noch kein Interesse. Heute ist Oleksiienko in der Entwicklung aktiv und gibt Einblicke in die Marktdifferenzierung (Standard- vs. Spezialdrohnen). Solche Firmen arbeiten oft unter dem Brave1-Programm zusammen, um ihre Produkte testen und zertifizieren zu lassen.
- 3DTech und andere: Eine Firma namens 3DTech lieferte dem ukrainischen Militärgeheimdienst (GUR) ebenfalls eine faseroptische FPV-Drohne. Auch kursierten Fotos ihrer Modelle. Zahlreiche weitere kleine Firmen – z.B. „Boiovi Ptakhy Ukrainy“ (Kampfvögel der Ukraine), Kamik-A, Raptor Engineering, OWL (OWAD), Ptashka Drones u.a. – finden sich im Brave1-Katalog, mit jeweils individuellen Faser-Lösungen (unterschiedliche Spulenlängen, Preise, lokale/chinesische Faser). Mitte 2025 arbeiteten über 25 ukrainische Ingenieurteams an der Technologie, rund 10 bewegten sich Richtung Serienfertigung. Dieses dynamische Ökosystem mit Staatsunterstützung schließt schnell zur russischen Konkurrenz auf.
- Aerorozvidka & militärische Einheiten: Auch das ukrainische Militär setzt auf hausinterne Innovationsarme. Einheiten wie das Unmanned Systems Bataillon der 12. Asow-Brigade beschäftigen technikaffine Kämpfer, die Drohnen an der Front verbessern und anpassen. Der Kommandant der Asow-Brigade verdankt einem seiner Teammitglieder die Umsetzung von faseroptischen FPVs für die Einheit – im Prinzip eine Bottom-up-Innovation. Solche Feldmodifikationen und Rückmeldungen an Hersteller sind maßgeblich für die Verbesserung der Drohnen.
Russische Hersteller/Entwickler: Russlands Ansatz ist geprägt von grassroot-Freiwilligeningenieuren und Partnerschaften mit chinesischen Zulieferern:
- Aleksey Chadaev und Ushkuinik: Chadaev, ein Politikwissenschaftler, der zum Freiwilligen wurde, gründete den „Ushkuinik“-Beschleuniger für Militärtechnologie. Sein Projekt brachte die Knyaz Vandal Novgorodsky Faseroptik-FPV und möglicherweise weitere Modelle hervor kyivindependent.com. Dies deutet auf eine halborganisierte Innovationsinitiative innerhalb Russlands hin, mit dem Ziel, im Drohnensektor voranzukommen – ausgelöst durch Aufrufe prominenter Militärblogger 2023, im Drohnenkrieg einen Durchbruch zu erzielen. Der Erfolg von Chadaevs Projekt hat Stereotypen über Russlands Militär als unbeweglich in Frage gestellt.
- Freiwilligen-Einheiten (Rubicon, Sudny Den): Diese sind keine Hersteller im eigentlichen Sinne, sondern russische Drohnenbataillone, die den Einsatz von Faserdrohnen im Gefecht verfeinerten. Ihre Erfahrungen dienten effektiv als F&E; durch Versuch und Irrtum in Kursk und Donezk verbesserten sie die Taktiken und lieferten vermutlich Rückmeldungen für bessere Designs. Wahrscheinlich bauen sie Drohnen im Feld aus Bausätzen zusammen.
- Chinesische Lieferanten: Chinesische Unternehmen spielen eine große Rolle als Komponenten- und Faserversorger. Russische Stellen bestellen große Mengen Faseroptikspulen und zugehöriger Elektronik bei chinesischen Herstellern, die monatlich wachsende Bestellungen melden. Ein ukrainischer Hersteller bemerkte, dass eine chinesische Fabrik bereits sieben Monate in Folge Faserkabelspulen für Russland produzierte – inzwischen bezieht auch die Ukraine von dort. Im Wesentlichen wurde chinesische Faseroptiktechnologie (ursprünglich für Telekom oder Industrie gedacht) von beiden Seiten für Drohnen umfunktioniert. Die Chinesen scheinen bereit zu sein, an jeden zu verkaufen, was sie laut ukrainischen Insidern zu den „größten Profiteuren“ dieses neuen Trends macht. Das umfasst Faserkabel, optische Transceiver und möglicherweise sogar fertige Drohnenbausätze. Öffentlich genannt werden diese Lieferanten (wahrscheinlich um Sanktionen zu vermeiden) nicht, aber sie ermöglichen Russland eine schnelle Skalierung – und helfen jetzt auch der Ukraine beim Aufholen.
- Westliche Freiwillige und Unterstützung: Auf der internationalen Unterstützungsseite ist ein überraschender Beitrag ein ehemaliger US-Marine namens Troy Smothers. Smothers betreibt die Firma Drone Reaper und wurde durch Medien auf Russlands Faserdrohnen aufmerksam. Er entwickelte ein einfaches Faserdrohnen-Design (mit etwa 360 US-Dollar an Standardbauteilen) und brachte es in die Ukraine, um es vorzuführen. Seit Ende 2023 reist er durch die Ukraine und zeigt Einheiten, wie man Faser-FPVs baut und verwendet – und hat damit die ukrainische Initiative gewissermaßen angestoßen. Laut Forbes/NDTV waren Smothers’ Design und Training ein Katalysator, der half, die lokale Produktion schnell hochzufahren. Sein Telefon „lief heiß“ nach Videos eines erfolgreichen Faserangriffs, mit zahlreichen Anrufen ukrainischer Soldaten businessinsider.com businessinsider.com. Dies ist ein bemerkenswertes Beispiel internationaler Freiwilligenhilfe, die die Innovation auf ukrainischer Seite beschleunigt. Zusätzlich unterstützten NATO-Länder mit allgemeiner Drohnentechnologie und Ausbildung in Drohnenabwehr, auch wenn es kaum explizite Informationen zu Faser-Drohnen gibt. Bekannt ist hingegen, dass die Ukraine die Lieferkette russischer Faserdrohnen ins Visier genommen hat – etwa durch Bombardierung russischer Faseroptik-Fabriken, um deren Produktion zu stören. Dies deutet darauf hin, dass westliche Geheimdienste und Waffen (die die Ukraine für Angriffe auf große Entfernung nutzt) indirekt Teil der Anti-Faserdrohnen-Offensive sind, indem sie gezielt die Quelle treffen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Ukraine nun über eine aufstrebende heimische Faserdrohnen-Industrie verfügt – dank einer Synergie aus lokalem Technik-Nachwuchs, Regierungsinitiativen (Brave1, MoD-Demos) und ausländischer Unterstützung (Freiwillige wie Smothers sowie vermutlich finanzielle Hilfe durch Spenderorganisationen). Bis Mitte 2025 dürfte diese Branche das Militär strukturiert beliefern – verschiedene Modelle sind für die Beschaffung formalisiert und Verträge werden vorbereitet. Auf russischer Seite ermöglichte eine Kombination aus kreativen freiwilligen Ingenieuren und dem leichten Zugang zu chinesischer Technik einen frühen Vorsprung, den sie auf dem Schlachtfeld nutzten, während die ukrainische Produktion noch anlief. Beide Seiten verlassen sich auf globale Lieferketten (chinesische Faser) – was den internationalen Charakter dieser scheinbar lokalen Innovation verdeutlicht.
Geopolitische Implikationen und Verteidigungsstrategien
Das Aufkommen von Faseroptik-Drohnen in der Ukraine hat verschiedene weitreichende Auswirkungen auf Kriegsführung und internationale Sicherheit:
- Wandel des Drohnenkrieg-Paradigmas: Der massive Einsatz von Störsendern in der Ukraine – einem der ersten Konflikte mit großangelegtem Drohnen-vs-EW-Krieg – führte zu dieser neuartigen Lösung. Nun nehmen Militärs weltweit Notiz davon. Faseroptisch geführte Drohnen (manchmal FOG-D genannt) fehlten weitgehend in westlichen Arsenalen, da westliche Streitkräfte beim Einsatz gegen Aufständische nicht in ähnlichem Ausmaß Störungen ausgesetzt waren. Angesichts der Wirksamkeit könnten NATO-Staaten solche Systeme für Szenarien mit ebenbürtigen Gegnern (die sehr wohl EW einsetzen) prüfen. Die Ukraine ist dabei de facto zu einem Testfeld für Drohneninnovationen geworden, und Faseroptiksteuerung gehört zu den wichtigsten Ergebnissen. Künftig dürfte dieses Konzept dort, wo es Sinn ergibt, in künftiges Doktrin für unbemannte Systeme einfließen – etwa als spezialisierte Angriffs-Drohnen für Stadtkämpfe, die mittels Faserverbindung störsicher bleiben.
- Gegenmaßnahmen und Reaktionen: Bislang haben weder Ukraine noch Russland eine effektive Abwehr gegen Faserdrohnen, außer sie physisch zu zerstören. Das hat ein kleines Wettrüsten an Gegen-Gegenmaßnahmen ausgelöst. Ukrainische Entwickler testen über Brave1 bereits Wege, gegnerische Faserdrohnen auszuschalten – „physische Neutralisierung solcher FPV-Drohnen mit Geschütztürmen, Netzwerfern und Schrotflinten sowie … Lasern, um sie außer Gefecht zu setzen“. Da man sie nicht stören kann, bleibt nur das Abschießen oder etwa die Verbindung durchtrennen (möglicherweise könnte ein Laser die Faser verbrennen oder die Drohnenkamera blenden). Das kurbelt Investitionen in C-UAS (Counter-UAS)-Systeme an, die auf kinetische oder gerichtete-Energie-Effekte statt elektronische Kriegsführung setzen. Westliche Firmen (wie Spotter Global, die das Aufspüren von FOG-D-Drohnen erproben) passen Bodenkontrollradare und optische Sensoren an, um kleine fibergeführte Drohnen zu erkennen, die kein HF-Signal aussenden. Der Konflikt zeigt auch, dass passive Verteidigung (Tarnnetze über Schützengräben, physische Abdeckungen an Fahrzeugen etc.) wieder wichtiger wird – ukrainische Truppen haben kilometerlange Straßen an der Front mit Netzen überzogen, um sich gegen niedrigfliegende Faserdrohnen zu schützen. Geopolitisch schauen jetzt andere Länder, wie eine Mischung aus Low-Tech (Netze) und High-Tech (Laser) diesen neuen Bedrohungen begegnen könnte.
- Internationale Lieferketten und Sanktionen: Die Rolle chinesischer Hersteller, die beide Seiten beliefern, wirft Fragen für internationale Exportkontrollen auf. Faseroptikkabel und -komponenten sind Dual-Use-Güter und normalerweise nicht eingeschränkt. Ihr Einsatz in Drohnen, die massive Schäden anrichten, könnte jedoch bald genauer überwacht werden. Wenn westliche Staaten Russlands Faserdrohnen-Programm bremsen wollen, könnten sie chinesischen Firmen Druck machen oder der Ukraine Alternativen bieten, damit sie nicht ebenfalls an dieselben Lieferanten zahlt. Ein Beispiel dafür, wie globaler Handel unbeabsichtigt beide Seiten eines Krieges ausrüsten kann – ein geopolitischer Drahtseilakt, zumal China offiziell neutral bleibt, seine Firmen aber am Krieg verdienen. Die westliche Unterstützung für die Ukraine könnte künftig darauf hinauslaufen, robuste Faseroptiksysteme oder fortgeschrittene optische Technik zu liefern, damit die Ukraine den Abstand im Drohnenrennen hält (sofern westliche Regierungen das wollen).
- Übergeordnete Verteidigungsstrategie – Verbundene Waffen: Faserdrohnen haben sich so bewährt, dass einige ukrainische Soldaten sie „die letzte Hoffnung zur Wende des Krieges“ nennen. Das mag übertrieben sein, zeigt aber die neue Bedeutung der Drohnen – sie sind inzwischen fast so wichtig wie klassische Waffenarten, z. B. Artillerie. Kommandeure müssen nun eine Drohnenstrategie auch auf operativer Ebene einbauen. Russlands Konzentration von Faser-Drohneneinheiten in bestimmten Abschnitten (Kursk, dann Donezk) legt nahe, dass sie diese massiert zur Formung eines Gefechts einsetzen (z. B. zur Unterbrechung gegnerischer Logistik in einer Region). Die Ukraine könnte Faserdrohnen wiederum in Schwärmen für Großoffensiven oder gegen einen massierten Panzerstoß in dicht gestörten Gebieten einsetzen. Die Technologie fügt sich in einen breiteren Verbundwaffen-Ansatz ein: Drohnen (Funk und Faser) agieren neben EW, Artillerie, Infanterie, usw. Beispiele zeigen, dass die Ukraine Bodenfaserdrohnen im Zusammenspiel mit anderen Mitteln einsetzt – etwa, indem Fahrer aus Versorgungskonvois genommen werden, um russische FPV-Hinterhalte zu umgehen. Im Grunde passen beide Seiten ihre Taktik an die Existenz nicht störbarer Drohnen an: durch verstärkte Sicherung von Nachschubwegen, stärkere Zerstreuung der Kräfte oder indem sie selbst Faserdrohnen zum Wegbereiten von Angriffen (durch Zerstörung von Störern und Panzerfahrzeugen) nutzen.
- Psychologische und humanitäre Aspekte: Die psychologische Wirkung, zu wissen, dass der Gegner quasi unaufhaltsame Drohnen besitzt, ist erheblich. Ukrainische Kämpfer in Kursk beschrieben die Reise unter Faser-Drohnen-Gefahr als „schlimmer als russisches Roulette“ – die Trefferwahrscheinlichkeit sei so hoch. Diese Angst prägt Soldatenverhalten und auch die Moral der Zivilbevölkerung. Umgekehrt erhalten ukrainische Truppen einen Auftrieb, wenn sie wissen, dass sie durch die Störtechnik ebenfalls zuschlagen können. Aus humanitärer Sicht ist es ein Vorteil, wenn Faserdrohnen hochriskante Aufgaben übernehmen (z. B. Nachschub), was weniger Menschenleben kostet – ein positiver Effekt in einem ansonsten verlustreichen Krieg. Allerdings steigt dadurch auch die Tödlichkeit des Schlachtfelds: Früher sichere Bereiche (wie hinter Wäldern versteckte Krankenhäuser) könnten jetzt erreichbar sein, was für Zivilisten ein größeres Risiko bedeutet, wenn sie sich in vormals totem Gelände aufhalten, das nun durch Faserdrohnen „lebendig“ wird.
- Globale Verbreitung: Sollten Faserdrohnen-Designs über die Ukraine/Russland hinaus Verbreitung finden, könnten auch nichtstaatliche Akteure oder andere Staaten sie übernehmen. Beispielsweise könnte eine gut ausgestattete Miliz Faserdrohnen nutzen, um die Störer einer Regierungarmee in einem lokalen Konflikt zu umgehen. Das Know-how verbreitet sich außerdem über Online-Foren und soziale Medien – sogar Vogelnester aus Faserkabeln wurden viral und zeigen die Breitenwirkung des Phänomens. Die internationale Gemeinschaft muss möglicherweise Rüstungskontrollmaßnahmen erwägen oder sich zumindest auf die nächste Welle der Drohnenkriegsführung einstellen, in der Stören kein Allheilmittel mehr ist. Die Verbündeten der Ukraine denken vermutlich längst darüber nach, wie sie ihre Vorteile halten kann – etwa durch die Lieferung fortschrittlicher Faserkommunikations-Kits oder Hilfe beim Inlandsausbau (Berichte zufolge werden westliche Maschinen zur Faserwicklung geprüft).
Fazit: Der Siegeszug der Faseroptik-Drohnen in der Ukraine unterstreicht die dynamische Natur moderner Kriegsführung, bei der jeder Schritt (massives Stören) eine Gegenmaßnahme (verkabelte Drohnen) nach sich zieht – die wiederum neue Gegenmaßnahmen (laserbasierte C-UAS etc.) provoziert. Dieser Zyklus treibt Innovation in enormem Tempo an. International ist im Ukraine-Krieg de facto eine neue Fähigkeit demonstriert worden, die Armeen weltweit nun in ihren Planungen berücksichtigen müssen: sowohl im Angriff als auch in der Abwehr. Für die Ukraine wird die Unterstützung in diesem Bereich (durch Ausbildung, Technologietransfer oder Komponenten) Teil der breiteren Militärhilfedebatten – ähnlich wie Luftabwehr oder Artillerie.
Vergleich: Faseroptische Drohnen vs. Funkgesteuerte vs. Satellitenverbundene Drohnen
Die ukrainischen Streitkräfte setzen heute eine Vielzahl von Drohnen mit unterschiedlichen Steuerungsverfahren ein. Jede hat ihre Vorteile und Einschränkungen. Nachfolgend ist ein Vergleich von faseroptisch geführten Drohnen, herkömmlichen funkferngesteuerten Drohnen und satellitenverbundenen Drohnen (wie große UAVs) im Kontext des Ukrainekriegs aufgeführt:
Merkmal | Faseroptische Drohnen (verkabelt) | Funkgesteuerte Drohnen | Satellitenverbundene Drohnen |
---|---|---|---|
Reichweite der Kommunikation | Begrenzt durch die Kabellänge (übliche Rollen 5–15 km, maximal etwa 20–30 km). Effektive Reichweite ~10 km bei hoher Zuverlässigkeit. Darüber hinaus erhöht sich das Risiko eines Faserbruchs oder Signalverlusts. | Begrenzt durch Sichtverbindung und Signalverstärker. Kleine FPVs: einige km; größere militärische Drohnen (TB2 ohne SATCOM): ~150 km Sichtverbindung. Repeater können FPV auf ~20+ km erweitern, benötigen jedoch Netzwerkaufbau. | Potentiell global (außerhalb der Sichtweite), solange Satellitenverbindung und Treibstoff vorhanden sind. Z. B. Bayraktar TB2 mit SATCOM oder Seedrohnen über Starlink können Hunderte von Kilometern entfernt operieren. Die Reichweite wird eher durch die Einsatzdauer als durch die Kontrollverbindung begrenzt. |
Anfälligkeit für Störungen | Unempfindlich gegen Funkstörungen – verwendet kein Funk, daher kann herkömmliche elektronische Kriegsführung die Verbindung nicht trennen. Einzige Möglichkeit, die Kontrolle zu unterbrechen, ist das physische Durchschneiden oder Beschädigen der Faser. | Sehr anfällig für Störungen und Täuschung. Die Funkverbindung kann durch feindliche elektronische Signale unterbrochen werden. Sowohl Steuerung als auch Videoübertragung können bei Frequenzstörung durch den Feind verloren gehen. Ohne Verschlüsselung auch anfällig für Übernahme durch Feinde. | Relativ widerstandsfähig gegen lokale Störungen auf dem Gefechtsfeld – Auf-/Abwärtsverbindung läuft über Satellit auf gesicherten Frequenzen. Kann jedoch durch strategische elektronische Kriegsführung (Satellitenstörer, GPS-Störer) und Cyberangriffe auf Satellitenkommunikation gestört werden. GPS-abhängige Drohnen riskieren Navigationsausfall bei GPS-Störung. |
Entdeckbarkeit | Niedrige elektronische Signatur. Sendet keinen Funk, kann also nicht per Funkpeilung entdeckt werden. Nur durch Sicht-/Geräuscherkennung oder Radar auffindbar. Die Faserspur könnte den Startpunkt bei Sonnenlicht verraten. | Durch Funkaussendungen erkennbar. Drohnen auf üblichen Frequenzen (2,4 GHz, 5,8 GHz etc.) können durch Scanner und Anti-Drohnen-Systeme mit Funksensierung aufgespürt werden. Funkmodule und Videotransmitter verraten die Anwesenheit. | Eine gewisse Funksignatur. Nutzt leistungsstarke Satellitenfunktechnik (L-Band etc.), schwerer vom Boden aus zu orten, aber potenziell durch SIGINT-Satelliten abfangbar. Große UAVs haben auch eine größere Radarsignatur im Vergleich zu kleinen FPVs und sind damit besser für Luftabwehr sichtbar. |
Widerstandsfähigkeit gegen EW | Hoch. Immun gegen Funkstörungen und Täuschung. Nicht betroffen von Geländeblockaden – das Kabel sichert die Verbindung auch durch Wälder/Gebäude. Kann problemlos in intensiven Störzonen operieren. | Niedrig bis mäßig. Bediener versuchen Frequenzsprünge, Spread-Spectrum und Verstärker, aber starke Störung kann sie außer Kraft setzen. Gelände oder Gebäude können die Verbindung leicht unterbrechen. Einige hochwertige Drohnen nutzen Anti-Störantennen, einfache FPVs jedoch nicht. | Mäßig. Auf-/Abwärtsverbindung kann verschlüsselt und schmalstrahlig sein, wodurch sie schwerer zu stören ist als lokale Funkverbindung. Gegner mit fortgeschrittener EW können jedoch gezielt den Satelliten oder bekannte Steuerfrequenzen stören. Insgesamt deutlich resistenter als Direkt-Funk, aber nicht vollkommen immun (z. B. versuchte Russland wiederholt Starlink-Verbindungen zu stören). |
Nutzlast & Größe | Trägt typischerweise kleinere Sprengköpfe wegen des Spulengewichts. Übliche Nutzlast ~0,5–3 kg Sprengstoff. Größere Faseroptik-Drohnen existieren (bis zu 8+ kg Nutzlast), werden aber groß und teuer. Drohnenrahmen meist mittlere Größe (Quadrocopter mit 10–13″ Propellern). | Reicht von winzigen Quadcoptern (DJI Mavic mit <0,2 kg Nutzlast) bis zu großen Octocoptern (5–10 kg Bombenabwurf). FPV-Kamikaze-Drohnen tragen meist 0,3–1 kg Ladungen (RPG-Sprengkopf o.ä.). Kein Kabelgewicht, daher kann ein gegebener Rahmen mehr Sprengstoff befördern als mit Spule. | Sehr große Plattformen. Bayraktar TB2 trägt ~55 kg Präzisionsmunition, andere UCAVs Dutzende oder Hunderte kg. Nicht zum Abwurf kleiner Granaten – führen professionelle Raketen/Bomben. Im taktischen Fronteinsatz kaum eingesetzt; Nutzlast für strategische Ziele gedacht. |
Manövrierfähigkeit | Verminderte Wendigkeit. Benötigt stärkere Motoren wegen des Kabelgewichts. Leichter Widerstand durch das Kabel. Geringere Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit (~60 km/h). Hindernissen kann ausgewichen werden, aber Risiko von Verheddern limitiert sehr enge Kurven. | Hohe Wendigkeit (kleine Drohnen). FPV-Racer extrem schnell (100+ km/h) und wendig. Quadrokopter können tauchen, drehen, wenden ohne Kabelsorgen. Größere Funkdrohnen (Flächenflieger) weniger wendig, aber weiterhin frei fliegend. | Geringe Wendigkeit. MALE-UAVs wie TB2 fliegen wie Flugzeuge – großer Wendekreis, langsame Richtungsänderung. Operieren in großer Höhe und können nicht ausweichen. Nicht für Tiefflugmanöver genutzt. (Kleinere, satellitenverbundene Waffendrohnen wären ggf. wendig, aber die wichtigsten Beispiele in der Ukraine sind große UAVs.) |
Einsatzszenarien | Intensive EW- und umkämpfte Umgebungen: Offensivschläge gegen gut verteidigte Ziele (Panzer mit EW, Gefechtsstände), Einsätze in Gebäude oder Wälder unter Störung. Am besten für kurzfristige, garantierte Angriffe und Aufklärung bei elektronischem Blackout. Auch für Bodeneinheiten in Hochrisiko-Versorgungsmissionen. | Allgemeiner und massenhafter Einsatz: Aufklärung, Artilleriebeobachtung, Bombenabwurf, Kamikaze-Angriffe bei moderater Störlage. Unersetzlich für breite Abdeckung – können im Schwarm gestartet werden. Benötigen Unterdrückung feindlicher EW oder clevere Taktik. Standardlösung für den täglichen Bedarf dank einfacher Handhabung und Verfügbarkeit. | Langstrecken- und strategische Ziele: Tiefe Schläge (z.B. Angriffe auf Flugplätze weit hinter den Linien), operative Aufklärung (Grenzüberwachung, Bewegungen jenseits der Frontlinie). Überwacht und liefert Erkenntnisse in Reichweiten, die Fiber-/Funkdrohnen nicht erreichen können. Direkt an der Front jedoch meist ineffektiv, wenn feindliche Luftabwehr existiert (zahlreiche TB2s wurden zu Beginn durch SAMs/EW verloren). Heute meist sicherere Rollen wie Überwachung oder Einsatzbereiche mit unterdrückter Luftabwehr. |
Kosten & Verfügbarkeit | Sinkende, aber noch nicht niedrige Kosten: etwa 1.000–2.000 US-Dollar pro Einheit. Benötigt Spezialkomponenten (Faserspulen ~500 $). Begrenzte Verfügbarkeit – Auftragsstau in der Ukraine wegen starker Nachfrage und Hochlauf der Produktion. Nicht so einfach DIY wie Funk-FPVs (benötigt Fiber-Interface-Hardware). | Billig und weit verbreitet: Kleine FPV-Drohnenbausätze für ein paar Hundert Dollar, Seriendrohnen 1.000–3.000 $, kommerziell leicht verfügbar. Für Freiwilligengruppen einfach, Dutzende zusammenzustellen. Hunderttausende einfache FPVs werden in der Ukraine produziert oder beschafft. Preis-Leistung macht sie zum Arbeitspferd, aber Verluste durch Störung sind hoch. | Teuer und knapp: z.B. Bayraktar TB2 kostet mehrere Millionen Dollar plus Bodenstation. Nur über staatliche Programme oder Spenden von Verbündeten verfügbar. Begrenzte Flotte (Ukraine hatte ~20–30 TB2). Nicht in FPV-Mengen einsetzbar. Hohe Anforderungen an Schulung und Wartung. |
Wie die Tabelle zeigt, haben faseroptische Drohnen ein einzigartiges Profil: Sie sind herkömmlichen Lösungen in elektronisch umkämpften Umgebungen überlegen, weisen aber Einschränkungen bei Reichweite und Flexibilität auf. Funkgesteuerte Drohnen bleiben wegen ihrer einfachen Bedienung und der Möglichkeit, das Gefechtsfeld zu überfluten, unverzichtbar (obwohl Gegenmaßnahmen ihre Effektivität schmälern). Satellitenverbundene Drohnen agieren in einem ganz anderen Maßstab – strategische Tiefe statt taktische Frontunterstützung – und sind nach frühen Erfolgen und Verlusten weniger sichtbar in der Ukraine (so wurde Mitte 2022 die Bayraktar TB2 von der Ukraine mehr zur Aufklärung statt für Angriffe eingesetzt, wegen verstärkter russischer Luftabwehr und Störungen).
Wichtig ist: Diese Kategorien schließen sich nicht gegenseitig aus. Die Ukraine experimentiert mit hybriden Ansätzen – sie setzt beispielsweise Funkdrohnen mit Bilderkennung durch KI ein, um Ziele im Endanflug autonom zu treffen (und so Störungen zu umgehen). Außerdem gibt es schwere Drohnen, die zwischen Faseroptik- und Funksteuerung wechseln können (als Backup). Jede Methode (Faser, Funk, Satellit) hat ihre Nische, und die Tendenz geht zu einer gestaffelten UAS-Strategie: Funkdrohnen für die meisten Einsätze, Faseroptik-Drohnen für besonders Störungs-intensive Situationen und Satellitendrohnen für lange Reichweite oder Einsätze außerhalb der Sichtlinie.
Fazit
Faseroptische Drohnen in der Ukraine stellen eine bemerkenswerte Anpassung an den erbitterten elektronischen Krieg dar. In einem Konflikt, der von ständiger Innovation geprägt ist, hat diese scheinbar simple „Rückkehr zu den Grundlagen” – eine Spule aus Glasfaser – enorme Auswirkungen gehabt und ermöglicht Drohnen präzise Schläge, wo sie zuvor geblendet oder abgeschnitten gewesen wären. Militärisch haben Faseroptik-FPVs ihren Wert bewiesen, indem sie teure Störsysteme neutralisierten und das Drohnenfeld in zuvor geschützte Räume ausgeweitet haben. Sie unterstreichen die Lehre, dass Luftüberlegenheit in modernen Kriegen bis hinunter auf die Tiefflug- und Kleindrohnenebene reicht – und die Kontrolle über das elektromagnetische Spektrum dort ebenso entscheidend ist. Sowohl Russland als auch die Ukraine haben diese Systeme in ihre Operationen integriert, und mit zunehmender Produktion könnten wir größere koordinierte Einsätze sehen (bisher war der Einsatz eher gestückelt wegen begrenzter Stückzahl). Kommandanten betrachten Drohnen inzwischen als ebenso essenziell wie Artillerie oder Panzer – ukrainische und russische Offizielle vergleichen die Verbreitung von FPV-Drohnen mit der Bedeutung der Artillerie für die Feuerkraft.
Strategisch hat das Rennen um die Vorherrschaft bei faseroptischen Drohnen die inländische Industrie und internationale Kooperation mobilisiert. Dass die Ukraine in wenigen Monaten auf Dutzende Tech-Startups, freiwillige Experten und ausländische Partner zurückgreift, um diese Fähigkeit bereitzustellen, unterstreicht die Agilität ihres Verteidigungssektors unter Druck. Auch Russlands Innovationsfähigkeit (entgegen vieler Erwartungen) in diesem Bereich zeigt, dass keine Seite die Drohnentechnologie für immer monopolisiert – das Spielfeld bleibt in Bewegung. Staaten weltweit beobachten diese Entwicklungen. Die NATO wird wahrscheinlich Lektionen für Offensive wie Defensive ziehen: Sie erwartet in zukünftigen Konflikten (vor allem gegen ebenbürtige Kräfte) einen umkämpften Frequenzraum und wird ein Portfolio aus gehärteten Funkverbindungen, Faseroptik und autonomer Steuerung als sinnvoll erkennen.
Für die internationalen Unterstützer der Ukraine ist die Weiterförderung von Drohneninnovationen genauso wichtig wie die Lieferung klassischer Waffentechnik geworden. Das zeigt sich in der Geschwindigkeit des Know-how-Transfers – z.B. amerikanische Freiwillige, die Baupläne teilen, oder westliche Fördergelder, die vom ukrainischen Digitalministerium zum Ausbau von Drohnenprogrammen genutzt werden. Auch wenn Panzer und Jets die Schlagzeilen dominieren – es könnten diese kleinen, surrenden Quadrocopter mit ihren unsichtbaren Faserleinen sein, die in entscheidenden Schlachten letztlich den Ausschlag geben.
In den kommenden Monaten können wir mit weiteren Verbesserungen und Gegenmaßnahmen rechnen. Die Ukraine arbeitet bereits an der nächsten Welle von Neuerungen: besseres maschinelles Sehen für halbautonome Angriffe (damit Drohnen ohne ständige Verbindung ihr Ziel finden) und der Ausbau der lokalen Produktion von faseroptischen Komponenten, um Abhängigkeiten zu vermeiden. Auch russische Ingenieure werden nicht untätig bleiben; sie könnten noch weiter reichende Faserdrohnen entwickeln oder auf kreative Taktiken wie das Durchtrennen der Verbindung eines anderen Dronenkabels durch eine eigene Drohne setzen (was bereits einmal geschah). Das Katz-und-Maus-Spiel geht weiter. Doch ungeachtet der konkreten Ergebnisse steht eines fest: Das Vermächtnis des Ukraine-Krieges wird auch darin bestehen, dass er das Zeitalter der faseroptischen Drohnen eingeläutet hat und der Drohnenkriegführung ein neues Kapitel hinzufügt. Wie ein ukrainischer Soldat ironisch zum Trend der Faseroptik bemerkte: „Wegen der hohen Kosten schien es, als würden [sie] sich nie verbreiten, aber die Preise fallen jetzt.“ – das bedeutet, es ist nur eine Frage der Zeit, bis jede Einheit einige dieser nicht zu störenden Augen am Himmel besitzt.
Letztlich wird eine ausgewogene Drohnenflotte jeden Drohnentyp nach seinen Stärken einsetzen, um ein Gleichgewicht zu erreichen. Faseroptische Drohnen, Funkdrohnen und Satellitendrohnen ergänzen einander. Die Erfahrungen der Ukraine zeigen, dass echte Vorteile nicht dadurch entstehen, dass eine Technologie alle anderen ersetzt, sondern durch Integration – also den richtigen Einsatz des passenden Werkzeugs zur Aufgabe. Faseroptische Drohnen haben eine entscheidende Lücke in den Fähigkeiten der Ukraine zu einem wichtigen Zeitpunkt geschlossen. Auch in Zukunft werden sie wahrscheinlich ein spezialisiertes, aber entscheidendes Mittel im ukrainischen Arsenal bleiben und werden der Welt ein anschauliches Beispiel für Innovation unter Beschuss liefern.
Quellen:
- Altman, Howard. „Inside Ukraine’s Fiber-Optic Drone War.“ The War Zone, 28. Mai 2025.
- Trevithick, Joseph, und Rogoway, Tyler. „Russia Now Looks To Be Using Wire-Guided Kamikaze Drones In Ukraine.“ The War Zone, 8. März 2024.
- Farrell, Francis. „As Russia’s fiber optic drones flood the battlefield, Ukraine is racing to catch up.“ Kyiv Independent, 20. Mai 2025.
- RFE/RL (Ukrainischer Dienst). „Fiber-Optic Drones: The New Must-Have In Ukraine War.“ 12. März 2025.
- RFE/RL (Ukrainischer Dienst). „Fibre-Optic Drones Replace Drivers To Deliver Critical Supplies To Ukraine’s Frontlines.“ 15. Mai 2025.
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