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Kein Signal? Kein Problem – Starlinks Direct-to-Cell-Satelliten beseitigen Funklöcher

Kein Signal? Kein Problem – Starlinks Direct-to-Cell-Satelliten beseitigen Funklöcher

No Signal? No Problem – Starlink’s Direct-to-Cell Satellites Are Eliminating Dead Zones

Stellen Sie sich vor, Sie senden eine SMS mitten auf dem Ozean oder tief in den Bergen – ohne Mobilfunkmast in Sichtweite. Das ist das Versprechen von Starlinks neuer Direct-to-Cell-Technologie – ein „Handymast im All“, der es gewöhnlichen Handys ermöglicht, sich über Satellit zu verbinden, wenn terrestrische Abdeckung fehlt. In jüngsten Tests konnten SpaceX’ Starlink-Satelliten erfolgreich SMS-Nachrichten sowie Sprach-/Videoanrufe direkt an Standard-Smartphones übertragen und zeigen damit einen potenziellen Gamechanger für mobile Konnektivität. Dieser Bericht beleuchtet, was Starlink Direct-to-Cell ist, seine wichtigsten Meilensteine (darunter die Testphasen für SMS und Sprache), beteiligte Partner und Zeitpläne – und was dies für die Telekommunikationsbranche und Konsumenten weltweit bedeutet.

Was ist Starlink Direct-to-Cell?

Starlink Direct-to-Cell ist ein satellitengestützter Mobilfunkdienst, der entwickelt wurde, um mobile Funklöcher zu beseitigen, indem er unveränderte 4G-LTE-Telefone direkt mit Satelliten im Orbit verbindet starlink.com starlink.com. Im Wesentlichen funktioniert jeder entsprechend ausgerüstete Starlink-Satellit wie ein schwebender Handymast im Weltraum mit einer integrierten 4G-LTE-Basisstation (technisch als eNodeB bezeichnet), die mit Standardtelefonen am Boden kommuniziert starlink.com. Im Gegensatz zu herkömmlichen Satellitentelefonen benötigen Nutzer keine spezielle Hardware oder Apps – jedes normale Smartphone kann eine Verbindung herstellen, solange es das verwendete Frequenzband unterstützt und freie Sicht zum Himmel hat starlink.com. Die Satelliten leiten dann Anrufe oder Nachrichten über das Starlink-Netzwerk von SpaceX und weiter zum Partnernetzbetreiber auf der Erde – genau wie eine weitere Roaming-Zelle im Mobilfunknetz starlink.com.

Illustration, wie Starlink Direct-to-Cell gewöhnliche Handys über Satelliten verbindet. Die Satelliten fungieren als weltraum-basierte Funkmasten, die Nutzertelefone über das Starlink-Satellitennetzwerk mit dem Mobilfunkanbieter verbinden. starlink.com starlink.com

Technische Aspekte: Dieses ambitionierte System stellt hohe technische Anforderungen. Die nur wenige hundert Kilometer über der Erde kreisenden Satelliten bewegen sich mit etwa 27.000 km/h relativ zum Telefon, daher muss das System schnelle Übergaben, Doppler-Effekte bei der Signalübertragung und eine deutlich höhere Latenz als Boden-Netzwerke bewältigen starlink.com. Zudem stellt die winzige Antenne und die geringe Sendeleistung eines Handys eine sogenannte „Link-Budget“-Herausforderung dar – das Signal muss trotz der großen Distanz in beide Richtungen stark genug sein theregister.com. Die SpaceX-Ingenieure entwickelten dafür neue Phased-Array-Antennen, spezielle Siliziumchips und intelligente Algorithmen an Bord der Satelliten, um die Signalbündel optimal auszurichten und diese Probleme zu lösen starlink.com. Tatsächlich tragen die Starlink-Satelliten der zweiten Generation (Gen2) diese fortschrittliche Direct-to-Cell-Nutzlast; selbst die kleineren V2-„Mini“-Satelliten, die 2023/24 mit Falcon-9-Raketen gestartet wurden, sind für diese Tests ausgerüstet theregister.com. Im Prinzip nutzt jeder Satellit lizensierte 4G-LTE-Frequenzen der Mobilfunkpartner (im Bereich von ca. 1,6–2,7 GHz), sodass Telefone die Satelliten ähnlich wie einen normalen Funkmast nutzen können starlink.com. Das Ergebnis: ein nahtloses Roaming-Erlebnis – wenn Sie aus dem Empfangsbereich laufen, aber freien Himmel haben, kann Ihr Telefon auf das Satellitensignal wechseln und Sie bleiben verbunden.

Wichtige Meilensteine und Durchbrüche

Starlinks Direct-to-Cell-Entwicklung verlief rasant – zum Start erster Dienste verging kaum mehr als ein Jahr seit Vorstellung des Konzepts. Hier sind einige entscheidende Meilensteine und technische Durchbrüche auf dem Weg:

  • August 2022 – „Coverage Above & Beyond“-Ankündigung: SpaceX und T-Mobile (USA) kündigten erstmals ihre Partnerschaft an, um Starlink-Satelliten für direkte Telefonverbindungen zu nutzen, und kündigten an, Funklöcher mithilfe von T-Mobiles Frequenzen zu beenden theregister.com. Bei diesem hochkarätigen Event wurde ein ehrgeiziger Zeitplan vorgestellt: SMS bereits 2023/24, mit Sprache und Daten im Anschluss.
  • Anfang 2023 – Regulatorische Anträge und Vorbereitungen: SpaceX stellte Ende 2022 bei der US-FCC einen Antrag auf Genehmigung zur Nutzung bestehender Mobilfunkbänder aus dem All und plante Versuche für 2023 capacitymedia.com. Auch Regulierungsbehörden anderer Länder und globale Standard-Gremien (3GPP) erarbeiteten Regeln für „zusätzliche Abdeckung aus dem All“, da die Nutzung von Satelliten als Funkzellen ein neues Szenario darstellt. SpaceX begann 2023 mit dem Start der Starlink-Gen2-Satelliten, von denen viele die Direct-to-Cell-Hardware für Versuche an Bord hatten theregister.com.
  • Januar 2024 – Erste SMS direkt über Satellit: In einem Durchbruchstest bestätigte SpaceX, dass es SMS-Nachrichten mit unveränderten Handys über die Starlink-Satelliten im Orbit senden und empfangen konnte theregister.com. Bereits neun Tage nach dem Start des ersten D2C-ausgerüsteten Satelliten gelang es dem Team, eine zweiseitige SMS-Konversation zwischen gewöhnlichen Smartphones auf der Erde vollständig über den Weltraum abzuwickeln starlink.com. „Das bestätigt, dass unser Link-Budget aufgeht und das System funktioniert,“ verkündete das Starlink-Team, und veröffentlichte ein Foto von zwei normalen Handys, die erfolgreich per Satellitenverbindung SMS wechselten theregister.com theregister.com. Damit war die Kerntechnologie und die Funkverbindung als brauchbar bewiesen.
  • Mitte bis Ende 2024 – Sprach- & Datentests, Notfalleinsätze: Mit der Ausbringung weiterer Satelliten (Ende 2024 hatten mehr als 400 Direct-to-Cell-Fähigkeit starlink.com starlink.com) weitete SpaceX die Tests auf bandbreitenstärkere Dienste aus. Es gelangen Sprachanrufe und sogar Videoanrufe mit Apps wie X (Twitter) und WhatsApp über die Satellitenverbindung – ein Beleg, dass Echtzeitkommunikation möglich ist starlink.com. Auch IoT-Geräte (z. B. stromsparende Cat-1-Sensoren) wurden erfolgreich angebunden, was künftige M2M-Anwendungen andeutet starlink.com. In einer unerwarteten Bewährungsprobe wurde Starlink Direct-to-Cell bei Naturkatastrophen eingesetzt: Als die Hurrikans Helene und Milton sowie große Waldbrände in Kalifornien auftraten, erhielt SpaceX spezielle Ausnahmegenehmigungen der FCC, um den Satelliten-Handydienst für Notfälle zu aktivieren starlink.com. So konnten betroffene T-Mobile-Kunden ohne Bodennetz SMS senden und Wireless Emergency Alerts per Satellit empfangen – ein Rettungsanker, wo sonst kein Netz mehr funktionierte starlink.com.
  • November 2024 – FCC-Genehmigung & Service-Start: Nach umfangreichen Tests erhielt SpaceX eine Vorab-Genehmigung der US-FCC, kommerzielle „Direct-to-Phone“-Dienste zu starten spacelaunchschedule.com capacitymedia.com. (Eine Auflage: Starlink muss mit der NASA vor Nutzung bestimmter niedriger Orbits koordinieren, sodass die ersten Satelliten über 400 km Höhe betrieben werden capacitymedia.com.) Mit diesem Signal wechselte Starlink Direct-to-Cell offiziell vom Experiment zum Service. Ende 2024 eröffneten SpaceX und T-Mobile ein Beta-Programm für Nutzer, und der SMS-Satellitendienst startete erstmals für Kunden in den USA und Neuseeland starlink.com starlink.com.
  • Anfang 2025 – Öffentliche Beta und Erweiterung: Anfang 2025 begann T-Mobile in den USA mit dem Rollout einer offenen Beta für den Starlink-basierten SMS-Dienst für seine Abonnenten (und testweise sogar für Kunden anderer Provider) capacitymedia.com theverge.com. Millionen Nachrichten wurden allein während der Beta und den Katastropheneinsätzen im Jahr 2024 versendet starlink.com starlink.com. Im Februar 2025 erklärte SpaceX den SMS-Satellitendienst offiziell als „kommerziell verfügbar“ in den USA (über T-Mobile) und Neuseeland (über One NZ) – damit ist es faktisch der weltweit erste Direct-to-Cell-Satelliten-SMS-Dienst starlink.com starlink.com. Für später in 2025 ist die stufenweise Freischaltung von Sprachanrufen und moderaten Datendiensten geplant, sobald ausreichend Satelliten und Bodenintegrationen vorhanden sind starlink.com capacitymedia.com.

SMS- und Sprachanruf-Tests: Wie laufen die Versuche ab?

SMS-Testläufe: Anfangs konzentrierte sich alles auf den SMS-Versand, da dieser relativ geringe Bandbreite benötigt und besonders wichtig für Sicherheit ist. In der Beta-Phase können Nutzer mit kompatiblen Handys (jedes moderne Gerät, das das LTE-Band des Partnernetzbetreibers unterstützt, wie beispielsweise das 1900-MHz-PCS-Band von T-Mobile) normale SMS senden, wenn sie keinen Mobilfunkempfang haben, indem sie über einen Starlink-Satelliten in ihrer Nähe verbinden. In den Tests zeigt das Handy einfach, dass es sich im Roaming befindet (über einen Netz-Identifikator, den T-Mobile/Starlink verwendet), und der Nachrichtenversand dauert nur unwesentlich länger als gewohnt. Der Starlink-Test im Januar 2024 beweist, dass zwei Telefone an entgegengesetzten Enden des Landes via All SMS austauschen konnten theregister.com theregister.com. Während der laufenden offenen Beta 2025 hat T-Mobile sogar Kunden konkurrierender Anbieter (AT&T, Verizon) eingeladen, die Satelliten-SMS kostenlos zu testen – als Zeichen kooperativer Offenheit und um Feedback von verschiedenen Geräten zu erhalten theverge.com theverge.com. Die Ergebnisse sind bislang äußerst vielversprechend – SpaceX berichtet, dass allein 2024 „Millionen Nachrichten über Starlink Direct to Cell während Beta- und Notfalltests versandt wurden“ starlink.com starlink.com – ein Beleg, dass das System Masseneinsatz im Alltag für Basisnachrichten bewältigt.

Sprachverbindungs-Tests: Obwohl für Verbraucher noch nicht verfügbar, hat SpaceX intern erfolgreiche Sprachtests über die Satellitenverbindung durchgeführt. Laut Starlink gelang es Ingenieuren, Sprachverbindungen – und sogar Videoanrufe – zwischen Standard-Smartphones mit den Satelliten als Relais herzustellen starlink.com. Diese Anrufe (darunter einer angeblich über eine beliebte Social-App für Videochats) zeigen, dass das Netzwerk interaktive Audio-/Videoanwendungen unterstützen kann, wenn die Bandbreite ausreicht. Öffentliche Sprachdienste werden jedoch vorsichtiger eingeführt. In T-Mobiles Demo beim Super Bowl 2025 wurde satelitengestütztes Telefonieren und das Versenden von Bildnachrichten angedeutet, aber das Unternehmen stellte klar, dass diese Funktionen „später kommen“, sobald die Beta-Phase für reine Textübertragung abgeschlossen ist theverge.com. Der vorläufige Plan sieht vor, Sprachanrufe nach erfolgreichem Nachweis von SMS zu starten – voraussichtlich Ende 2025 – gefolgt von schrittweisen Datendiensten. Die bisherigen Tests zeigen, dass Sprache machbar ist, aber Qualität und Zuverlässigkeit müssen sichergestellt werden, da die Latenz höher ist (eine Starlink-Satellitenverbindung könnte einige hundert Millisekunden zusätzlich verursachen). SpaceX‘ Partner AST SpaceMobile (ein separates Unternehmen) war Starlink tatsächlich zu dem ersten Satellitentelefonat im April 2023 mit einem Prototyp-Satelliten mit riesiger Antenne zuvorgekommen theregister.com theregister.com und bewies damit die technische Möglichkeit eines direkten Sprachdienstes. Starlinks Ansatz mit vielen kleineren Satelliten statt einigen wenigen großen soll mit anderer Architektur eine vergleichbare Sprachabdeckung erreichen – nun geht es darum, genug Satelliten bereitzustellen und das Netzwerk zu optimieren.

Testpartner und Zeitplan: Die Entwicklung von Direct-to-Cell ist ein globales Projekt in Partnerschaft mit Mobilfunkanbietern. T-Mobile in den USA war der Hauptpartner (bereitstellend des Spektrums und einer großen Nutzerbasis für die Beta-Tests), aber auch Anbieter weltweit stiegen schnell ein. Bis 2025 hat SpaceX mit mehr als einem Dutzend Anbietern Vereinbarungen getroffen, darunter One NZ in Neuseeland, Rogers in Kanada, Optus und Telstra in Australien, KDDI in Japan, Salt in der Schweiz und sogar Entel in Teilen Südamerikas starlink.com starlink.com. Diese Partner befinden sich in unterschiedlichen Phasen des Testens und der Zulassung. One NZ zum Beispiel startete zusammen mit T-Mobile die erste kommerzielle Beta für Textnachrichten Ende 2024. Andere (wie Optus in Australien und Rogers in Kanada) beginnen voraussichtlich 2025 mit den Tests, sobald die Satellitenkonstellation und die Bodenintegrationen ausgeweitet werden starlink.com starlink.com. Der grobe Zeitplan lautet: 2024 für Text-Tests, 2025 für Sprach- und Niedrigdatenraten-Tests und ab 2025 die vollständige globale Einführung des Multiservice-Angebots starlink.com theregister.com. Jede Phase erfordert nicht nur technische Bereitschaft, sondern auch lokale Genehmigungen, weshalb manche Länder später online gehen werden. Die Testergebnisse zeigen bislang: Selbst in abgelegenen Dschungel-, Wüsten- oder Meeresregionen kann eine einfache Textnachricht gesendet werden – eine bahnbrechende Veränderung für unsere Vorstellung von „Abdeckungskarten“.

Auswirkungen auf die Telekommunikationsindustrie und die Anbindung entlegener Gebiete

Starlinks Direct-to-Cell-Dienst dürfte die Telekommunikationslandschaft grundlegend verändern – besonders für abgelegene und unterversorgte Gebiete. Über Jahrzehnte hinweg hatten Anbieter Schwierigkeiten, ländliche oder schwer zugängliche Regionen zu versorgen – der Aufbau und Unterhalt terrestrischer Sendemasten ist dort meist nicht wirtschaftlich. Das Ergebnis sind „Funklöcher“, in denen kein Empfang besteht und Nutzer abgeschnitten sind. Die Integration von Satelliten und Mobilfunk kehrt dieses Modell um, indem eine nahezu flächendeckende Abdeckung aus dem All möglich wird. Selbst im entlegensten Dorf, auf einem Schiff im Meer oder auf einer Wanderung in der Wildnis wird Grundversorgung für jeden mit einem gewöhnlichen Handy möglich. Das könnte die Sicherheit erheblich verbessern (z. B. Notrufe von überall sowie Warnmeldungen empfangen) und all jenen Konnektivität ermöglichen, die in Regionen leben, in denen es nie terrestrische Sendemasten geben wird capacitymedia.com capacitymedia.com. In Entwicklungsländern könnte sich dadurch der Aufbau teurer Infrastruktur erübrigen und die digitale Kluft verringert werden.

Für die Telekommunikationsindustrie ist die Technik Chance und Disruptor zugleich. Viele Mobilfunkanbieter sehen die Partnerschaft mit Satellitenfirmen wie Starlink als Möglichkeit, ihre Abdeckung zu erweitern, ohne enorme Kapitalkosten – sie lagern die schwierigsten Regionen quasi an die Satelliten aus. Das globale Partnerschaftsmodell von Starlink bedeutet, dass Kunden eines Netzes über Satellit auch im Partnernetz eines anderen Landes Empfang hätten – ein Win-Win für Anbieter und Kunden starlink.com starlink.com. So könnte z. B. ein T-Mobile-Nutzer im kanadischen Outback über die Partnerschaft mit Rogers verbunden werden – und umgekehrt; alles mit demselben Starlink-Satellitennetz. Auch Branchen wie Schifffahrt, Luftfahrt und Landwirtschaft interessieren sich für diese Technik zur IoT-Anbindung – etwa Sensoren auf See-Bojen oder intelligente Landmaschinen, die Daten aus abgelegenen Regionen über Satelliten verschicken, wo bislang kein Mobilfunk möglich war.

Allerdings äußern traditionelle Satellitenkommunikationsanbieter und einige Netzbetreiber Bedenken. Firmen wie Iridium und Globalstar (die spezielle Satellitentelefone ermöglichen) könnten neue Konkurrenz bekommen, wenn Alltagsgeräte Satellitenfunktionen erhalten. Zudem verfolgen manche Telekom-Rivalen eigene Ansätze: AST SpaceMobile (unterstützt von AT&T u.a.) bringt Satelliten mit riesigen Antennen in den Orbit, um direkte Telefonverbindungen zu ermöglichen, und hat bereits 4G-Telefonate und sogar eine 5G-Verbindung aus dem All demonstriert theregister.com ast-science.com. Auch Technologie-Riesen steigen ein – Apples aktuelle iPhones können Notfall-SMS per Satellit senden (über Globalstar), allerdings nur im Notfall. All dies deutet auf eine Konvergenz von Satelliten und terrestrischer Telekommunikation. Langfristig werden Verbraucher wohl kaum noch wissen (oder es interessiert sie nicht), ob das Handy mit einem Masten oder Satelliten verbunden ist – es wird einfach „überall verbunden“ sein. Starlinks aggressiver Ausbau erhöht den Druck auf die Konkurrenz und könnte das Zeitalter hybrider Netze beschleunigen.

Regulatorische Herausforderungen und Genehmigungen

Den Start eines satellitengestützten Mobilfunknetzes kann man nicht einfach „auf Knopfdruck“ erledigen – es ist ein komplexes Geflecht aus Zulassungen und Frequenzkoordination zu durchlaufen. In den USA musste SpaceX von der Federal Communications Commission (FCC) die Erlaubnis einholen, mobiles Spektrum aus dem All zu nutzen. Das war ein Novum, denn diese Frequenzen (wie das 1910–1995-MHz-PCS-Band) sind traditionell Bodenstationen vorbehalten. Nach ausführlicher Prüfung und teils rechtlichen Auseinandersetzungen erhielt SpaceX Ende 2023 eine temporäre experimentelle Lizenz, um Direct-to-Cell-Kommunikation mit ca. 60 Satelliten über den USA zu testen theregister.com theregister.com. Diese 6-monatige Testlizenz ermöglichte es SpaceX, das Konzept zu demonstrieren, während die FCC Regelungen für den Dauerbetrieb erarbeitete. Nicht alle waren anfangs dafür – AT&T legte Einspruch ein und versuchte, das Starlink-T-Mobile-Projekt zu stoppen, da Satellitensignale in diesen Bändern angeblich benachbarte Mobilfunknetze am Boden stören könnten theregister.com theregister.com. Besonders AT&T sorgte sich wegen Störungen, weil Starlinks kleinere Satelliten eine größere Strahlkeule erzeugen könnten, die in die von AT&T genutzten Frequenzen hineinreicht theregister.com. SpaceX entgegnete, dass störende Einflüsse vermeidbar seien, und die FCC ließ die Tests zu, um Daten zu sammeln theregister.com theregister.com.

Im November 2024 erteilten die US-Regulierungsbehörden eine bedingte, aber offizielle Genehmigung für SpaceX, um mit dem kommerziellen Angebot eines Direct-to-Phone-Dienstes zu beginnen spacelaunchschedule.com capacitymedia.com. Der „bedingte“ Teil beinhaltete die Zusammenarbeit mit der NASA, um sicherzustellen, dass die Gen2-Satelliten von Starlink kein Kollisionsrisiko in bestimmten Höhen darstellen (Koordination ist vorgeschrieben, wenn der Betrieb unter ~400 km erfolgt) capacitymedia.com. Wahrscheinlich sind ebenfalls fortlaufende Maßnahmen zur gemeinsamen Nutzung des Spektrums erforderlich, um andere Nutzer zu schützen. Ähnliche regulatorische Hürden bestehen im Ausland: Starlink und seine Partner müssen die Erlaubnis für jedes Land einzeln einholen. Erfreulicherweise sind die Regulierungsbehörden in Ländern wie Neuseeland und Kanada ebenfalls vorangeschritten und haben Tests mit One NZ, Rogers usw. unter ihrer Aufsicht genehmigt. Internationale Institutionen wie die ITU überwachen diese neue Nutzung von Weltraum-Spektrum, um globale Vorschriften bei Bedarf anzupassen.

Ein interessanter Aspekt ist die Entwicklung eines Rahmens der FCC für „Supplemental Coverage from Space“. Mitte 2023 begann die FCC, Regeln zu etablieren, damit Satellitenbetreiber und terrestrische Anbieter gemeinsam Netzabdeckung bieten können – genau das Modell, das Starlink vorantreibt natlawreview.com. Dieses Regelwerk legt Eintrittskriterien und Schutzmechanismen gegen Störungen fest und eröffnet damit Diensten wie Starlink D2C und anderen rechtlich den Weg, Teil von Mobilfunknetzen zu werden. Anfang 2025 war die regulatorische Basis für SpaceX in den USA stabil genug, damit der Dienst im Beta-Modus für Endkunden starten konnte. Für die Zukunft bleibt die fortgesetzte Zusammenarbeit mit Regulierungsbehörden entscheidend – von der fairen Aufteilung von Spektrum (also, dass nicht ein Satellitennetz alle Frequenzen blockiert) bis zur Koordination der Müllvermeidung (damit die benötigten tausenden Satelliten das Weltraumschrott-Problem nicht verschärfen). Bislang verlief Starlinks Strategie, mit lizenzierten Mobilfunkbetreibern in jedem Land zu kooperieren, reibungslos, da die Partner das bereits genutzte Spektrum einbringen starlink.com starlink.com. Zusammengefasst: Es gab einige regulatorische Hürden, aber Starlinks Direct-to-Cell-Dienst hat die wichtigsten Genehmigungen für den Betrieb in ersten Märkten erhalten; weitere dürften folgen, sobald auch andere Länder die Vorteile sehen.

Nutzererwartungen und Einschränkungen

Für alltägliche Nutzer ist die Idee, eine Nachricht von überall auf der Erde senden zu können, spannend – aber es ist wichtig, in diesen Anfangszeiten realistische Erwartungen zu haben. Derzeit ist der Direct-to-Cell-Service von Starlink auf SMS-Textnachrichten und sehr grundlegende Daten beschränkt. Das bedeutet, dass Sie Standardtexte (und in manchen Fällen kleine Bilder oder Emojis) senden können, aber Sie können noch keine Webseiten surfen, keine Videos streamen und keine normalen Sprachanrufe per Satellit über Ihr Handy durchführen. In der öffentlichen Beta von T-Mobile werden ausdrücklich „Textnachrichten in Funklöchern“ und 911-Notruftexte unterstützt, ohne Sprachdienste und ohne generelles Internet bis zu zukünftigen Updates theverge.com theverge.com. Selbst wenn Sprachdienste eingeführt werden, wird dies anfangs vermutlich auf Notrufe oder gelegentliche Kurzgespräche beschränkt bleiben, da die Kapazität begrenzt ist.

Die Leistung des Dienstes unterscheidet sich ebenfalls deutlich von der normalen 4G/5G-Abdeckung. Nutzer sollten damit rechnen, dass das Senden einer Nachricht über Satellit Dutzende Sekunden oder sogar ein bis zwei Minuten dauern kann, abhängig von der Position der Satelliten. Es kann vorkommen, dass Sie auf den Vorbeiflug eines Satelliten warten müssen, um eine Nachricht zu versenden (mit Hunderten Satelliten im Orbit sollte aber regelmäßig einer in Reichweite sein). Zu Beginn funktioniert der Dienst wahrscheinlich nur im Freien mit freier Sicht zum Himmel – in Gebäuden oder unter dichtem Blätterdach ist eine direkte Satellitenverbindung vermutlich nicht möglich. Im Grunde ist die erste Phase als Sicherheitsnetz gedacht: Sie soll kein Ersatz für terrestrische Netze sein, sondern verfügbar, falls es keine anderen Möglichkeiten gibt.

Es wird auch Geräte- und Betreiberbeschränkungen geben. Nur neuere Handys, die das spezifische LTE-Band der jeweiligen Satelliten-Partnerschaft unterstützen, funktionieren. Glücklicherweise unterstützen die meisten modernen Smartphones die gängigen Bänder (zum Beispiel nutzt T-Mobile Teile des PCS-Bands, das die meisten Telefone haben theregister.com). Ein Firmware-Update ist nicht erforderlich; das Handy erkennt den Satelliten als Roaming-Zelle. Anbieter verlangen eventuell, dass Sie die Satelliten-Nachrichtenfunktion im Tarif aktivieren. In der US-Beta hat T-Mobile es tatsächlich kostenlos für alle geöffnet (auch für Nicht-Kunden) bis Mitte 2025 theverge.com. Nach der regulären Markteinführung wird der Dienst aber nur in bestimmten Premium-Tarifen enthalten sein, oder als Zusatzoption zu etwa 10–20 US-Dollar pro Monat für andere theverge.com theverge.com. Das deutet darauf hin, dass lebensrettende Notruf-Nachrichten vielleicht für alle freigeschaltet bleiben, während die Satelliten-Nutzung für Alltagsnachrichten vermutlich einen kleinen Aufpreis kostet – je nach Anbieter.

Eine weitere Einschränkung ist die Bandbreite. Der Satellit bildet im Prinzip eine Zelle, die ein riesiges Gebiet (mehrere hundert Kilometer Durchmesser) abdeckt. Alle Nutzer in diesem Bereich teilen sich die begrenzte LTE-Kapazität des Satelliten, die deutlich niedriger ist als bei typischen Mobilfunkmasten. Das Netz priorisiert daher Anwendungen mit niedrigem Bandbreitenbedarf – Texte, WhatsApp-Nachrichten, kleine E-Mails. Erwarten Sie noch nicht, dass Sie über Satellit FaceTime nutzen können. T-Mobiles Mike Katz merkte an, dass Apps, die „keine superschnellen Daten benötigen“, unterstützt werden, und dass sie mit App-Entwicklern daran arbeiten, die Anwendungen für die sehr begrenzte Satellitenbandbreite zu optimieren theverge.com theverge.com. Beispielsweise könnte eine Navigations-App im Satellitenmodus nur die wichtigsten Kartendaten laden oder eine Messenger-App Bilder stark komprimieren. Nutzer könnten feststellen, dass bestimmte Funktionen automatisch deaktiviert werden, wenn das Handy erkennt, dass es im Satellitenmodus ist (um den Datendurchsatz zu schonen).

Außerdem gilt: Die Netzabdeckung wird anfangs nicht zu 100 % kontinuierlich sein. Je mehr Starlink-Satelliten gestartet werden, desto kleiner werden die Abdeckungs-Lücken. In der Anfangsphase kann es aber vorkommen (besonders an hohen Breitengraden oder in bestimmten Regionen), dass für einige Minuten kein Satellit sofort verfügbar ist. Das verbessert sich, wenn die Konstellation wächst. Das Fernziel von SpaceX ist eine „allgegenwärtige“ Abdeckung starlink.com starlink.com. Da tausende neue Satelliten der zweiten Generation geplant sind, sollten Sie in Zukunft mit Ihrem Handy nur noch sehr selten „außer Reichweite“ sein. Bis dahin gilt der Dienst als Backup-Lösung – extrem praktisch für einen Notfall oder einen kurzen Check außerhalb der Zivilisation, aber kein Ersatz für terrestrische Netze bei hohem Bandbreitenbedarf.

Zukunftsausblick: Datendienst und was kommt als Nächstes?

Die erfolgreichen SMS- und Sprach-Tests sind erst der Anfang. Starlinks Direct-to-Cell-Roadmap sieht vor, Schritt für Schritt weitere Funktionen hinzuzufügen. Laut SpaceX wird 2025 der Start von Daten- und IoT-Diensten erfolgen und das Angebot damit über SMS hinaus erweitern starlink.com. Das heißt, spätestens Ende 2025 könnten Nutzer Bildnachrichten senden, leichte Messenger-Apps nutzen oder sogar per Satellit mit dem Handy auf niedrigschwelliges Internet zugreifen. T-Mobile deutete an, dass bis Ende der aktuellen Beta-Phase (Mitte 2025) einige Messenger-Apps und eingeschränkte Multimedia-Inhalte (wie Fotos in geringer Auflösung) über den Satellitenlink unterstützt werden sollen theverge.com theverge.com. IoT-Support wird wahrscheinlich im gleichen Zeitraum folgen – zum Beispiel könnten smarte Geräte in Landwirtschaft, Transport oder Umweltüberwachung dann erstmals per Starlink-Satelliten mit Standard-LTE-Modems verbunden werden starlink.com starlink.com. Das könnte die Konnektivität für Millionen von Sensoren in abgelegenen Gebieten ermöglichen (denken Sie an Pipelines, Wetterstationen oder Herdenüberwachung weit entfernt von Mobilfunkmasten) starlink.com starlink.com.

Blickt man weiter in die Zukunft, stehen vollständige Sprachanrufe und umfangreichere Datendienste am Horizont. Offiziellen Materialien von SpaceX zufolge soll der Sprachdienst „in Kürze“ nach dem SMS-Versand verfügbar sein und die Datendienste im Jahr 2025 hochgefahren werden starlink.com. Es ist möglich, dass wir bis 2026 wirklich weltweite Telefonie erleben, bei der Sie im Nirgendwo einen normalen Telefonanruf tätigen oder empfangen können – ganz ohne Unterbrechung. Die Datenraten werden zwar anfangs noch bescheiden sein – vielleicht ein paar Megabit pro Sekunde pro Nutzer –, reichen aber für grundlegende Konnektivität aus. Mit fortschreitender Technologie könnte sogar 5G aus dem All Realität werden. Die Direct-to-Cell-Satelliten könnten sich weiterentwickeln und künftig 5G-NR-Signale oder höhere Bandbreiten unterstützen, sofern das Frequenzspektrum dies zulässt. (Bemerkenswert: AST SpaceMobile hat bereits 2023 eine grundlegende 5G-Verbindung von einem Satelliten im Testbetrieb demonstriert; Starlink könnte diesem Beispiel in Zukunft folgen.)

Starlinks laufende Starts und die geplante Einführung der größeren Starlink Gen2 Satelliten (mit Starship-Raketen) werden die Netzwerkkapazität massiv erhöhen. Die Gen2-Satelliten sollen über verbesserte Antennen und mehr Leistung verfügen, was den Dienst über die ursprünglichen Einschränkungen hinaus ausweiten könnte. Anfang 2025 nutzt SpaceX die Falcon 9, um „V2 Mini“-Satelliten in das Netzwerk einzubringen; sobald Starship regelmäßig startet, können Dutzende vollwertige Next-Gen-Satelliten auf einmal ausgesetzt werden starlink.com starlink.com. Diese Skalierung ist entscheidend, um von einem Nischen-Betadienst zu einem robusten globalen Netzwerk zu werden.

Wir sollten auch auf weitere Mobilfunkanbieter weltweit achten, die sich dem System anschließen. SpaceX gab bekannt, dass es kommerzielle Starts mit Betreibern in Ländern wie Ukraine, Peru, Chile, Japan und der Schweiz im Jahr 2025 vorbereitet starlink.com starlink.com. Sobald diese Partnerschaften Realität werden, könnte ein Reisender eines Tages vom Amazonas bis in die Antarktis unterwegs sein und unter derselben Telefonnummer erreichbar bleiben. Ein solches Szenario war noch vor wenigen Jahren undenkbar.

Natürlich wird auch der Wettbewerb Innovationen vorantreiben. Andere Satelliten-Betreiber (darunter AST SpaceMobile und Lynk Global) starten eigene Direkt-zu-Handy-Konstellationen oder nutzen bestehende Netze. Das könnte zu einem neuen Ökosystem satellitengestützter mobiler Dienste führen. Regulatoren könnten künftig Satelliten in manchen Fällen erlauben, Telefone ohne Mobilfunkpartner direkt zu versorgen (beispielsweise war für Apples Notfallnachrichten keine Mobilfunkpartnerschaft nötig). Aber derzeit ist das Starlink-Modell – die Zusammenarbeit mit Netzbetreibern – der schnellste Weg zum Markt.

Abschließend lässt sich sagen, dass die erfolgreichen SMS- und Sprachanruf-Tests von Starlink Direct-to-Cell auf eine Zukunft hindeuten, in der „kein Empfang“ wirklich der Vergangenheit angehört. Der Einfluss dieser Technologie auf die Vernetzung entlegener Regionen, den Katastrophenschutz und den Komfort im Alltag könnte gewaltig sein. Es gibt zwar noch Herausforderungen – technische Feinabstimmung, regulatorische Hürden, Skalierung der Kapazität – aber der rasante Sprung von der Idee zum Live-Service in rund einem Jahr ist wirklich bemerkenswert. Wenn Sie in ein paar Jahren in der Wüste campen oder jenseits bekannter Wege segeln, wundern Sie sich also nicht, wenn Ihr Handy dank eines Starlink-Satelliten Empfang hat. Funklöcher, nehmt euch in Acht – die Sendemasten haben die Erde verlassen und umkreisen jetzt den Orbit.

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