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Ukraine Ausschreibungen 2025: Öffentliche Beschaffungsplattformen, Prozesse und Möglichkeiten

Ukraine Ausschreibungen 2025: Öffentliche Beschaffungsplattformen, Prozesse und Möglichkeiten

Ukraine Tenders in 2025: Public Procurement Platforms, Processes and Opportunities

Überblick: Die Ausschreibungslandschaft der Ukraine im Jahr 2025 ist geprägt von einem robusten öffentlichen E-Procurement-System und einer wachsenden Anzahl von Beschaffungsmöglichkeiten, getrieben durch Wiederaufbaubedarf. Sowohl öffentliche als auch private Ausschreibungen sind aktiv, wobei die elektronische Plattform Prozorro das Herzstück der öffentlichen Beschaffungsreformen bildet. Allein im Jahr 2024 wurden über 3,2 Millionen öffentliche Verträge über Prozorro abgeschlossen (insgesamt ~888 Mrd. UAH), und in den ersten vier Monaten des Jahres 2025 wurden 1,2 Millionen Verträge im Wert von 444,4 Mrd. UAH unterzeichnet – ein klarer Indikator für den wachsenden Umfang der Beschaffung me.gov.ua. Dieser Bericht bietet einen umfassenden Überblick über das Ausschreibungssystem der Ukraine im Jahr 2025, einschließlich der wichtigsten Plattformen (wie Prozorro), Teilnahmevoraussetzungen, typischer Vertragsbedingungen, Zahlungsmodalitäten und Garantien, aktueller bemerkenswerter Ausschreibungen, regulatorischer Änderungen sowie der wichtigsten Herausforderungen und Chancen für Bieter.

Öffentliche Beschaffungsplattformen in der Ukraine

Prozorro E-Procurement-System: Öffentliche Ausschreibungen in der Ukraine werden über das elektronische Beschaffungssystem Prozorro durchgeführt, das international für Transparenz und Effizienz anerkannt ist. Prozorro funktioniert als zentrale Datenbank mit einem Netzwerk akkreditierter elektronischer Marktplätze warwicklegal.com. Anstatt eines einzelnen staatlichen Ausschreibungsportals sind mehrere private E-Plattformen an Prozorro angebunden, was einen breiten Zugang zu Ausschreibungsinformationen ermöglicht. Im Jahr 2024 waren 10 autorisierte E-Procurement-Plattformen in Prozorro integriert, um öffentliche Ausschreibungen durchzuführen (mit zwei zusätzlichen Plattformen für Beobachtungs-/Auktionszwecke) intent.press. Vergabestellen (Regierungsministerien, staatliche Behörden, Versorgungsunternehmen usw.) veröffentlichen Ausschreibungsbekanntmachungen und -dokumente über jede dieser akkreditierten Plattformen auf Prozorro, und Bieter reichen ihre Angebote ebenfalls darüber ein.

Marktanteile der führenden Prozorro-Plattformen bei öffentlichen Ausschreibungen im Jahr 2024. Zakupivli.Pro (Prom.ua) führte etwa 50 % der Verfahren durch, gefolgt von der staatlichen „Derzhzakupivli Online“ (25%), E-Tender (14%) und SmartTender (7%) intent.press. Diese konkurrierenden E-Marktplätze sind alle mit der zentralen Prozorro-Datenbank verbunden und gewährleisten so gleichen Zugang und synchronisierte Informationen.

Einige der wichtigsten Marktplätze im Prozorro-System sind:

  • Zakupivli.Pro (Prom.ua): Ein führender kommerzieller Marktplatz, der 2024 etwa 50% der öffentlichen Ausschreibungen abwickelte intent.press. Er ist für eine benutzerfreundliche Oberfläche bekannt und bietet auch Module für kommerzielle (private) Ausschreibungen an.
  • DerzhZakupivli Online (DZO): Eine regierungsnahe Plattform (Name bedeutet „Öffentliche Beschaffung Online“), die rund 25% der Ausschreibungen abdeckt intent.press. Sie bietet Such- und Überwachungstools für alle Prozorro-Beschaffungen.
  • E-Tender: Eine weitere große Plattform (etwa 14% der Ausschreibungen) intent.press, akkreditiert für sämtliche Prozorro-Verfahren. E-Tender unterstützt auch bei Auktionen im Rahmen von Prozorro.Sale.
  • SmartTender.biz: Ursprünglich eine private Ausschreibungsplattform, ist SmartTender mittlerweile ein offizielles Prozorro-Gateway (~7% der Ausschreibungen) intent.press. Sie richtet sich weiterhin an kommerzielle Ausschreibungen außerhalb von Prozorro und ist daher bei privaten Unternehmen beliebt, die eigene Wettbewerbe durchführen.
  • Weitere Plattformen: Kleinere akkreditierte Seiten wie Public Bid, Newtend, PlayTender usw. bedienen Nischenanwendende intent.press. Alle Plattformen veröffentlichen identische Ausschreibungen und Ergebnisse über die Prozorro-API, wodurch Wettbewerb unter den Dienstleistern gefördert wird, ohne den Markt zu fragmentieren.

Transparenz von Prozorro: Ein Markenzeichen von Prozorro ist, dass alle Ausschreibungsinformationen standardmäßig öffentlich zugänglich sind. Das zentrale Webportal (prozorro.gov.ua) und das zugehörige BI-Analytics-Modul (bi.prozorro.org) ermöglichen es jedem, Ausschreibungsbekanntmachungen, Dokumentationen, Verträge zu durchsuchen und sogar Echtzeitauktionen einzusehen. Dieses „Jeder sieht alles“-Prinzip hat Prozorro internationale Auszeichnungen eingebracht und hilft Unternehmen, Chancen und Wettbewerber zu recherchieren warwicklegal.com warwicklegal.com. Während des andauernden Kriegsrechts (als Folge des Krieges in Kraft) unterliegen bestimmte Beschaffungen im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich einer eingeschränkten Offenlegung, aber die Mehrheit nicht klassifizierter Ausschreibungen bleibt vollständig transparent für öffentliche Kontrolle.

Prozorro.Sale Plattform: Neben der Beschaffung von Waren, Bauleistungen und Dienstleistungen über Prozorro betreibt die Ukraine auch Prozorro.Sale, ein angeschlossenes System für transparente Versteigerungen staatlicher Vermögenswerte und Mietverträge. Prozorro.Sale dient für Privatisierungsauktionen, den Verkauf von Lizenzen, die Vermietung staatlicher Immobilien usw., nicht jedoch für typische Kaufverträge. Es funktioniert ähnlich über akkreditierte Auktionsplattformen. (Zum Beispiel ist die E-Tender-Seite auch ein Marktplatz für Prozorro.Sale oecd-opsi.org.) Obwohl nicht Schwerpunkt dieses Berichts, ergänzt Prozorro.Sale die öffentlichen Ausschreibungen, indem offene Gebote für Vermögenswerte gewährleistet werden. Viele Investoren beobachten es wegen Privatisierungsmöglichkeiten.

Private und kommerzielle Ausschreibungen

Außerhalb des öffentlichen Sektors führen auch private Unternehmen in der Ukraine Ausschreibungen (Wettbewerbsverfahren) für ihre Beschaffungsbedarfe durch, obwohl sie rechtlich nicht verpflichtet sind, Prozorro zu nutzen. Viele große Unternehmen, insbesondere jene mit ausländischer Beteiligung oder mit dem Ziel von Transparenz, nutzen die gleichen E-Procurement-Plattformen für private Ausschreibungen. Beispielsweise können Unternehmen auf SmartTender und Zakupivli.Pro von Prom.ua kommerzielle Ausschreibungen veröffentlichen, um Lieferantenangebote in einer kontrollierten Online-Umgebung einzuholen. Dadurch wurde SmartTender.biz zur „größten kommerziellen Beschaffungsplattform“ in der Ukraine tradecommissioner.gc.ca, auf der Unternehmen alles von Baudienstleistungen bis Bürobedarf ausschreiben können.

Wichtige Punkte zu privaten Ausschreibungen im Jahr 2025:

  • Freiwillig, aber verbreitet: Wettbewerbliche Beschaffung durch Privatunternehmen ist freiwillig. Aufgrund des kulturellen Wandels durch Prozorro haben jedoch viele Unternehmen (einschließlich staatlicher Unternehmen und Kommunen für Beschaffungen unterhalb der Schwellenwerte) ausschreibungsähnliche Verfahren eingeführt, um den besten Wert zu erzielen und Korruption vorzubeugen. Besonders häufig sind private Ausschreibungen in den Bereichen Bau, Entwicklungsprojekte oder CSR-finanzierte Initiativen.
  • Plattformen und Sichtbarkeit: Private Ausschreibungen werden unter Umständen auf Unternehmenswebsites oder über Ausschreibungsportale veröffentlicht. Einige Aggregatoren (wie globale Ausschreibungsseiten) listen sowohl öffentliche als auch private Ausschreibungen in der Ukraine auf biddetail.com. Da Prozorro viele Besucher hat, kann die Nutzung seiner angeschlossenen Plattformen für private Ausschreibungen mehr Anbieter anziehen.
  • Beispiele: Energieunternehmen wie Naftogaz oder DTEK schreiben häufig RFPs für Ausrüstungen oder Dienstleistungen aus und verfügen oft über eigene Lieferantenportale. Außerdem kündigen internationale Organisationen und NGOs mit Aktivitäten in der Ukraine (z.B. UN-Organisationen, von der EBRD finanzierte Projekte) Ausschreibungen an – diese haben eigene Regeln, bieten Unternehmen aber weitere Möglichkeiten. Beispielsweise veröffentlichen UNHCR und die US-Botschaft regelmäßig Ausschreibungen für Waren und Bauleistungen in der Ukraine unhcr.org ebrd.com.

Betonung: Auch wenn dieser Bericht den Schwerpunkt auf öffentliche Ausschreibungen legt, sollten Unternehmen sowohl Prozorro als auch große private Ausschreibungsplattformen im Blick behalten, um das gesamte Spektrum der Möglichkeiten in der sich erholenden ukrainischen Wirtschaft zu erfassen. Öffentliche Ausschreibungen sind typischerweise größer und strukturierter, aber private Ausschreibungen können in Bereichen wie Industrie, Einzelhandelsentwicklung und durch Geber finanzierte Wiederaufbauprojekte bedeutsam sein.

Teilnahmevoraussetzungen und Dokumentation

Die Teilnahme an einer ukrainischen Ausschreibung – insbesondere einer öffentlichen Prozorro-Ausschreibung – erfordert die Vorbereitung bestimmter Unterlagen und die Einhaltung formaler Abläufe. Inländische und ausländische Bieter folgen ähnlichen Prozessen, da das ukrainische Vergaberecht jegliche Diskriminierung ausländischer Unternehmen verbietet (außer für solche mit Verbindungen zu Aggressorstaaten) warwicklegal.com. Im Folgenden finden Sie die typischen Voraussetzungen und Schritte für die Teilnahme an einer Ausschreibung:

  • Registrierung auf einer E-Plattform: Bieter müssen sich zunächst auf einer der akkreditierten elektronischen Plattformen von Prozorro registrieren. Nichtansässige (ausländische) Unternehmen können sich durch Auswahl ihres Landes und Handelsregisters aus einer integrierten Liste registrieren – das System kann Unternehmensdaten aus dem Ausland meist automatisch verifizieren warwicklegal.com. Dadurch wird die Kontoerstellung für ausländische Bieter erleichtert. Für die Abgabe von Angeboten wird in der Regel eine ukrainische digitale Signatur (EDS) benötigt; allerdings akzeptiert die Ukraine derzeit qualifizierte elektronische Signaturen der EU als gültig und arbeitet an einer gegenseitigen Anerkennung warwicklegal.com. (Praktisch können ausländische Bieter auch ohne lokale EDS einreichen und die signierten Unterlagen später nachreichen, sofern erlaubt warwicklegal.com warwicklegal.com.)
  • Ausschreibungsbekanntmachung und Sprache: Öffentliche Ausschreibungsbekanntmachungen werden auf Ukrainisch veröffentlicht. Für hochpreisige Ausschreibungen, die bestimmte Schwellenwerte überschreiten (ca. 133.000 EUR für Waren/Dienstleistungen, 5,15 Mio. EUR für Bauleistungen), wird zusätzlich eine englischsprachige Bekanntmachung im Prozorro-System eingestellt warwicklegal.com. Diese englische Zusammenfassung enthält die wichtigsten Informationen, um internationale Bieter anzulocken – die rechtsverbindliche Dokumentation ist jedoch auf Ukrainisch. Bieter sollten darauf vorbereitet sein, mit ukrainischsprachigen Ausschreibungsunterlagen zu arbeiten (ggf. mit Übersetzung).
  • Ausschreibungsunterlagen: Jeder Ausschreibung liegt ein Ausschreibungsdossier oder ein von der Vergabestelle zusammengestelltes Dokumentenpaket bei. Dieses enthält die technischen Spezifikationen, den Leistungsumfang, die Vertragsbedingungen, Bewertungskriterien, Eignungsanforderungen und Bieterformulare. Sämtliche Ausschreibungsunterlagen sind online frei zugänglich warwicklegal.com. Über das Prozorro-Fragenmodul können Bieter anonym Klärungsfragen stellen, deren Antworten werden für alle veröffentlicht. Ergänzungen oder Änderungen werden ebenfalls über das System kommuniziert. Wichtig: Während des Kriegsrechts werden einige Vergaben außerhalb öffentlicher Ausschreibungen durchgeführt; aber auch verhandelte Verträge werden häufig in Prozorro für die Dokumentation gemeldet, ggf. mit eingeschränkten Angaben, falls vertraulich.
  • Erforderliche Angebotsunterlagen:Es gibt keine universell festgelegte Liste von Unterlagen für jede Ausschreibung – die Anforderungen variieren je nach Art der Beschaffung prikhodko.com.ua. Üblicherweise werden folgende Unterlagen verlangt:
    • Identifikation und Rechtsstatus – z. B. eine Kopie der Unternehmensregistrierungsurkunde oder Satzung und ein Auszug aus dem Handelsregister (für juristische Personen) oder Pass/ID bei Einzelunternehmern prikhodko.com.ua.
    • Nachweis der Eignung – Nachweise, dass der Bieter die Anforderungen an Erfahrung und Kapazität erfüllt. Dazu können Referenzen zu früheren Projekten oder Verträgen, Abnahmebescheinigungen, Lebensläufe von Schlüsselpersonal, technische Zertifikate, Lizenzen für regulierte Tätigkeiten (Energie, Medizin, Bau), Nachweis zu Ausstattung oder Räumlichkeiten etc. gehören prikhodko.com.ua. Bei Bauleistungen kann ein Massenaufstellungsblatt oder Kostenvoranschlag verlangt werden. Beispielsweise kann ein Bauauftrag eine Aufschlüsselung der Kalkulation erfordern.
    • Angebot und Preisgestaltung – ein ausgefülltes Angebotsformular mit Angabe des angebotenen Preises und Bestätigung der Einhaltung der Spezifikationen. In Prozorro geben Bieter ihren Preis in ein elektronisches Feld ein (dieses wird für die Online-Umkehrauktion verwendet) und fügen oft ein Handelsangebot mit Preisaufschlüsselung oder technischem Angebot als separates Dokument bei warwicklegal.com. In der Regel gibt das Angebot auch Lieferzeiten oder Zeitpläne gemäß Ausschreibung an.
    • Steuer- und Rechtsbescheinigungen – Nachweise, dass das Unternehmen ordnungsgemäß geführt ist. Ist der Bieter ein Mehrwertsteuerzahler, wird meist eine Kopie der MwSt.-Registrierungsbescheinigung verlangt prikhodko.com.ua. Zusätzlich könnten Steuerunbedenklichkeitsbescheinigungen oder eine Bestätigung über keine Rückstände bei Steuern und Sozialabgaben notwendig sein.
    • Keine Ausschlussgründe – Die Ukraine folgt EU-ähnlichen Ausschlussgründen. Bieter müssen meist erklären (und später – bei Zuschlag – nachweisen), dass sie weder insolvent noch in Liquidation sind, nicht wegen Korruption oder Betrug verurteilt wurden, keine Mitarbeiter mit Korruptionsvergangenheit haben und keine erheblichen Steuerschulden haben prikhodko.com.ua. Oft wird eine unterzeichnete Eigenerklärung mit dem Angebot eingereicht; der Zuschlagsempfänger reicht später offizielle Nachweise (wie Führungszeugnis für Geschäftsführer, Steuerbescheinigung etc.) vor Vertragsunterzeichnung ein.
    • Zusicherungsgarantie (Bietungsgarantie) – Viele größere Ausschreibungen verlangen eine Bietungsgarantie (bid bond). Dies ist typischerweise eine Bankgarantie (oder manchmal Kautionszahlung) in Höhe eines kleinen Prozentsatzes des erwarteten Vertragswertes, die die Ernsthaftigkeit des Bieter belegen soll. Beispielsweise kann eine Ausschreibung eine Bietungsgarantie zwischen 0,5–3% verlangen, die allen außer dem Gewinner zurückgegeben wird bzw. diesem nach Vertragsunterzeichnung. Bietungsgarantien sind gesetzlich nicht für alle Ausschreibungen vorgeschrieben, werden jedoch häufig bei hochpreisigen oder wettbewerbsintensiven Verfahren verlangt tradecommissioner.gc.ca. Die Ausschreibungsbekanntmachung gibt die Höhe und Form der verlangten Garantie an.
  • Elektronische Angebotsabgabe: Alle Angebote werden elektronisch über die Plattform eingereicht. Bieter füllen Online-Formulare für grundlegende Angaben (Preis, Qualifikationen etc.) aus und laden die erforderlichen Unterlagen als PDFs oder elektronische Dokumente hoch warwicklegal.com. Das Angebot muss bis zur angegebenen Frist eingereicht werden. Prozorro beachtet die Fristen strikt: Nach Ablauf der Frist wird das System geschlossen und verspätete Angebote werden nicht akzeptiert oder eingesehen. Falls nötig, können Bieter ihr Angebot vor Ablauf der Frist ändern oder zurückziehen.
  • Auktion und Bewertung: Bei offenen Ausschreibungen führt Prozorro nach Ablauf der Angebotsfrist ggf. eine Online-Umkehrauktion durch. Wenn mindestens zwei Bieter Angebote abgegeben haben, plant das System eine Live-Auktion, in der die Bieter den aktuellen niedrigsten Preis (anonymisiert) sehen und bis zu drei Runden lang ihr Gebot senken können. Diese wettbewerbsorientierte Auktion ist ein Kennzeichen des Prozorro-Systems zur Einsparung öffentlicher Mittel. (Unter den Kriegsrecht-Vorschriften war eine dreiründige Auktion zeitweise fakultativ – standardmäßig wird sie immer noch in über 99 % der Fälle genutzt –, um den Beschaffungsprozess zu beschleunigen ti-ukraine.org.) Nach der Auktion prüft die Vergabestelle das niedrigste (oder beste) Angebot anhand der Eignungs- und Vergabekriterien sowie der Ausschreibungsbedingungen. Alle Angebotsunterlagen werden überprüft, bei kleineren Fehlern kann eine Korrektur angefordert werden (die Ukraine hat dafür ein 24-Stunden-Korrekturfenster für bestimmte Fehler eingeführt, das nun dauerhaft besteht) ti-ukraine.org ti-ukraine.org. Qualifiziert das niedrigste Angebot nicht (z. B. fehlende Unterlagen), wird das nächstniedrige geprüft usw.
  • Zuschlag: Der Gewinner erhält eine Absichtserklärung zum Zuschlag und nach einer kurzen Stillhaltefrist (10 Tage bei offenen Vergaben) kann der Vertrag unterzeichnet werden. Der unterzeichnete Vertrag muss dann in Prozorro einschließlich aller Anlagen veröffentlicht werden und wird damit öffentlich einsehbar. 2025 wird die Regierung auf vollständig elektronische Verträge umstellen, die auf der Plattform signiert und gespeichert werden ti-ukraine.org. Verträge dürfen nur zu den Bedingungen des siegreichen Angebots und der Ausschreibung abgeschlossen werden – materielle Abweichungen sind nicht erlaubt. Falls ein Gewinner die Unterzeichnung verweigert oder erforderliche Nachweise nach der Angebotsphase (wie eine Ausführungsgarantie) nicht beibringt, verfällt seine Bietungsgarantie und der nächste Bieter kann zum Zuge kommen.

Gleicher Zugang für ausländische Bieter: Die Ukraine ist Vertragsstaat des WTO-Abkommens über das öffentliche Beschaffungswesen (GPA) und hat aufgrund des Assoziierungsabkommens viele Regelungen an die EU-Beschaffungsrichtlinien angepasst. Ausländische Unternehmen können ohne Sondergenehmigungen an öffentlichen Ausschreibungen in der Ukraine teilnehmen. Das Gesetz verbietet ausdrücklich Diskriminierung von Nichtansässigen warwicklegal.com. Die einzigen Ausnahmen betreffen Firmen mit Verbindungen zur Russischen Föderation oder Belarus (über Eigentümerstruktur oder Herkunft der Waren) aufgrund von Sicherheitssanktionen warwicklegal.com. In der Praxis sollten ausländische Bieter bereit sein, legalisierte Dokumente (in ukrainischer Übersetzung) im Gewinnfall einzureichen und gegebenenfalls ukrainische Zertifizierungen für bestimmte Produkte vorzulegen (sofern nicht darauf verzichtet wird). Die Sprachbarriere kann eine Herausforderung darstellen – oft engagieren internationale Firmen vor Ort einen Partner oder Vertreter für den Ablauf. Trotz dieser Hürden nimmt die ausländische Beteiligung zu: 2022 nahmen über 250 ausländische Unternehmen aus 46 Ländern an ukrainischen öffentlichen Vergaben teil; polnische Firmen gewannen dabei den höchsten Auftragswert (2,09 Mrd. UAH) warwicklegal.com.

Tipp: Wenn die Ausschreibungsanforderungen unlauter zugeschnitten erscheinen (ein bekanntes Problem, wenn eine Ausschreibung etwa einen übermäßig spezifischen Standard oder eine Marke verlangt), können Bieter diskriminierende Bedingungen anfechten. Zunächst kann bei der ausschreibenden Stelle eine Klärung oder Änderung der Ausschreibung beantragt werden. Scheitert dies, kann eine formelle Beschwerde bei der Beschwerdekammer für öffentliche Beschaffung des Antimonopolausschusses der Ukraine (AMCU) eingereicht werden. Dieses unabhängige Gremium prüft Streitfälle und kann Änderungen oder die Aufhebung von Ausschreibungen anordnen. Das Verfahren ist relativ schnell (Wochen) und kostengünstig im Vergleich zu Gerichtsverfahren und stellt eine wichtige Kontrolle gegen unfaire Anforderungen dar warwicklegal.com warwicklegal.com. Es wird internationalen Bietern empfohlen, für solche Einsprüche örtliche rechtliche Beratung in Anspruch zu nehmen, da das ukrainische Verfahren und die Sprache erforderlich sind.

Typische Vertragsbedingungen

Verträge, die durch Ausschreibungen in der Ukraine vergeben werden, müssen mit den in der Ausschreibungsdokumentation und im siegreichen Angebot festgelegten Bedingungen übereinstimmen. Der Staat hat viele Klauseln standardisiert, um das öffentliche Interesse zu schützen, wobei die Details je nach Art der Beschaffung (Waren, Dienstleistungen oder Arbeiten) variieren. Hier sind die üblichen Bedingungen und Strukturen:

  • Vertragsform: Die meisten öffentlichen Verträge sind zweiseitige, schriftliche Vereinbarungen zwischen der Vergabestelle (Staat, Kommunalbehörde oder Staatsunternehmen) und dem Lieferanten/Auftragnehmer. Die Ukraine bewegt sich in Richtung Standardvertragsmuster: Ein Gesetzesentwurf von 2024 wird dem Ministerkabinett die Befugnis geben, Standardformen für bestimmte Beschaffungen zu genehmigen, die dann verbindlich wären ti-ukraine.org. Derzeit verwenden viele Branchen empfohlene Vorlagen (z. B. folgen Bauverträge den vom Ministerkabinett genehmigten „Allgemeinen Bedingungen“). Verträge verweisen in der Regel auf die Ausschreibungs-ID und werden zur Transparenz auf Prozorro veröffentlicht.
  • Umfang und Spezifikationen: Der Vertrag enthält eine detaillierte Beschreibung der zu liefernden Waren, Arbeiten oder Dienstleistungen – exakt gemäß der Ausschreibungsbeschreibung (und oft durch Verweis auf das Angebot oder die technische Beschreibung des Lieferanten). Wesentliche Änderungen hinsichtlich Umfang oder Qualität sind bei Vertragsschluss nicht zulässig – alles muss mit dem übereinstimmen, was ausgeschrieben und gewonnen wurde.
  • Preis und Währung: Öffentliche Verträge werden üblicherweise in Ukrainischen Hrywnja (UAH) abgeschlossen. Der Preis ist meist fest für die Vertragslaufzeit, insbesondere bei Waren. Bei langfristigen Verträgen (z. B. mehrjährige Bauleistungen) können jedoch Preisanpassungsklauseln zur Berücksichtigung von Inflation oder Währungsschwankungen enthalten sein. Ende 2024 hat die Regierung die Allgemeinen Bedingungen für Bauverträge aktualisiert: Sie beseitigte die Anforderung, dass der Vertragspreis exakt dem Ausschreibungsangebot für Arbeiten entsprechen muss, und ließ die Preisbildung nach genehmigten Kostenvoranschlagsnormen zu uareconstruction.integrites.com. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass während der Ausführung (vor allem mit kriegsbedingter Inflation und Lieferengpässen) bestimmte Kostenelemente angepasst werden müssen. Dennoch dürfen Preisänderungen grundsätzlich nur im Rahmen gesetzlicher Grenzen erfolgen (häufig ist eine ±10% Änderung durch Vertragsnachtrag erlaubt, z. B. bei Währungsschwankungen oder abgestimmten Leistungsänderungen).
  • Zahlungsstruktur: Die Zahlungsbedingungen sind im Vertrag geregelt und werden auch zu Klarstellungszwecken im Prozorro-System hinterlegt infobox.prozorro.org. Typische Strukturen sind:
    • Bei Waren: Zahlung nach Lieferung und Abnahme innerhalb eines festgelegten Zeitraums (z. B. 30 Kalendertage sind eine gängige Zahlungsfrist für Haushaltseinheiten). Teilzahlungen sind bei Teillieferungen manchmal vorgesehen.
    • Bei Dienstleistungen: Monatliche oder meilensteinbasierte Zahlungen nach Vorlage von Abnahmeprotokollen (Dienstleistungs-Abnahmebescheinigungen).
    • Bei Leistungen (Bauarbeiten): Abschlagszahlungen nach Baufortschritt oder auf Grundlage monatlicher Ausführungszertifikate. Große Bauverträge enthalten oft einen Wertplan und werden nach erbrachten Leistungsvolumina abgerechnet.
    • Vorauszahlungen: Üblicherweise waren Vorauszahlungen in der ukrainischen öffentlichen Beschaffung begrenzt. Derzeit ist eine Vorauszahlung von bis zu 30% für bestimmte Verträge zulässig, sofern dies in der Ausschreibung festgelegt und durch eine Vorauszahlungsbürgschaft der Bank des Auftragnehmers abgesichert ist. Viele Bauverträge bieten eine Vorauszahlung von 10-30% zur Mobilisierung von Ressourcen, aber nur nach Vorlage einer entsprechenden Bankbürgschaft (zum Schutz der Gelder des Auftraggebers). Ohne Vorauszahlung müssen Auftragnehmer ihre eigenen Mittel vorstrecken, wie beim prominenten Metro-Projekt in Kiew, wo der Auftragnehmer „ohne Vorschuss, auf eigene Rechnung“ begann english.nv.ua english.nv.ua.
  • Leistungssicherheit: Zur Sicherstellung der Vertragserfüllung müssen Gewinner großer Ausschreibungen häufig eine Erfüllungsbürgschaft hinterlegen. Nach aktueller Gesetzeslage darf die Leistungssicherheit 5% des Vertragswerts (oder 3% für bestimmte Waren/Dienstleistungen) nicht überschreiten faolex.fao.org. Sie beträgt bei Bauaufträgen typischerweise rund 5% und liegt bei einfachen Beschaffungen darunter. Die Sicherheit ist in der Regel eine Bankbürgschaft, die bis Vertragsende (ggf. plus Gewährleistungsfrist) gültig ist. Ein neuer Gesetzesentwurf schlägt bis zu 10% für Bauverträge vor ti-ukraine.org, aber Stand 2025 gilt die 5%-Obergrenze. Die Bürgschaft wird nach erfolgreicher Ausführung an den Auftragnehmer zurückgegeben (bei Nichterfüllung durch den Auftragnehmer gilt sie dem Auftraggeber als Sicherheit).
  • Vertragsdauer und Fristen: Der Vertrag legt die Liefer- oder Fertigstellungsfrist fest. Verspätungen führen zu Vertragsstrafen (z. B. tägliche Verzugsgebühren) nach ukrainischem Zivilrecht oder spezifischen Vertragsklauseln. Bei komplexen Projekten (z. B. Infrastruktur) können Zwischenfristen für Teilleistungen gesetzt werden. Unter Kriegsrecht werden viele Wiederaufbauverträge mit ehrgeizigen Zeitplänen beschleunigt abgewickelt; verhindert höhere Gewalt (wie Kriegsausweitung) die Leistung, enthalten Verträge in der Regel entsprechende Aussetzungsklauseln oder Verlängerungsmöglichkeiten.
  • Gewährleistung und Mängelhaftung: Bei Lieferungen und Leistungen wird üblicherweise eine Gewährleistungsfrist verlangt, innerhalb derer Mängel auf Kosten des Lieferanten behoben werden müssen. Für Bauleistungen schreibt das ukrainische Recht meist mindestens 3 Jahre Mängelhaftung vor (bei kritischer Infrastruktur kann sie länger sein). Eine Gewährleistungseinbehalt oder eine separate Nachfertigstellungsbürgschaft kann in bestimmten Fällen erforderlich sein.
  • Typische Bedingungen und rechtliche Klauseln: Öffentliche Verträge beinhalten Standardklauseln zu: Kündigungsrechten (z. B. bei Wegfall der Finanzierung oder Vertragsverletzungen des Auftragnehmers), höherer Gewalt (meist unter Bezug auf eine Bestätigung durch die Ukrainische Industrie- und Handelskammer, falls Krieg die Ausführung behindert), Streitbeilegung (in der Regel ukrainische Gerichte, bei hochdotierten Verträgen mit ausländischen Parteien optional auch Schiedsverfahren) und Anwendbarkeit ukrainischen Rechts. Die Ausschreibungsunterlagen werden als integraler Vertragsbestandteil bezeichnet, sodass alle darin festgelegten Bedingungen (wie Vertragsstrafe, technische Standards usw.) auch im Vertrag gelten.
  • Rahmenvereinbarungen: Die Ukraine nutzt auch Rahmenvereinbarungen in der Vergabe. Damit kann eine Vergabestelle (oder mehrere) einen oder mehrere Anbieter für ein Produkt/eine Dienstleistung auswählen und dann bei Bedarf über einen Zeitraum (in der Regel bis zu 4 Jahre) entweder direkt oder per Mini-Wettbewerb abrufen. 2024 hat der Verteidigungssektor der Ukraine eine neue Variante von Rahmenverträgen als dynamische Beschaffungssysteme (DPS) eingeführt, bei denen sich Anbieter laufend qualifizieren und dem Rahmen beitreten können ti-ukraine.org ti-ukraine.org. Zum Beispiel beschaffte das Verteidigungsministerium Drohnensysteme über ein DPS, sodass jeder Anbieter, der die Kriterien erfüllt, sich laufend einschreiben und an Mini-Ausschreibungen teilnehmen konnte – 226 solcher Ausschreibungen im Wert von fast 13,6 Mrd. UAH wurden 2024 über diese Systeme abgewickelt ti-ukraine.org. Diese flexible Struktur wird immer üblicher und dürfte auch bei zivilen Ausschreibungen für häufig benötigte Waren an Bedeutung gewinnen.
  • Lieferbedingungen und Logistik: Verträge über Waren geben üblicherweise Lieferkonditionen (Incoterms) und Zielorte an. Seit 2022 ist die Lieferung in der Ukraine wegen Sicherheitsrisiken erschwert, sodass Verträge klar regeln, wer das Risiko im Transport trägt. Bei internationalen Ausschreibungen ist es üblich, dass der Lieferant bis zum Endabnehmer in der Ukraine liefert (DAP- oder DDP-Klauseln). Die Verzollung (sofern erforderlich) und Einfuhrabgaben sind normalerweise vom Lieferanten zu tragen, sofern nicht anders geregelt – insbesondere, wenn der Lieferant aus dem Ausland stammt und der Vertrag spendenfinanziert ist (manche spendenfinanzierten Importe sind zollfrei). Bieter berücksichtigen diese Logistik bei der Preisgestaltung.
  • Zahlungssicherung: Staatliche Stellen in der Ukraine zahlen über das Staatskassensystem. Die Staatskasse registriert den Vertrag und gibt Zahlungen nur frei, wenn sie den Vertragsbedingungen und dem Haushaltsplan entsprechen. Bemerkenswert ist, dass seit einer Reform 2023 der Staatlichen Rechnungsprüfungsbehörde das Recht zusteht, Zahlungen auf Verträgen zu stoppen, wenn schwerwiegende Verstöße vorliegen (z. B. illegale Direktvergabe, Verträge mit gesperrten Lieferanten oder Zahlungen für nicht ausgeschriebene Leistungen) ti-ukraine.org ti-ukraine.org. Dies bietet zwar Schutz vor Betrugsfällen, bedeutet aber auch, dass Auftragnehmer die Vorschriften strikt befolgen müssen, um Zahlungsausfälle zu vermeiden.

Zusammengefasst sind öffentliche Beschaffungsverträge in der Ukraine formal und regelbasiert und orientieren sich zunehmend an EU-Standards. Lieferanten sollten nach der Angebotsphase nicht mit nachträglichen Änderungen oder Verhandlungen zu Kernthemen rechnen – die Ausschreibungsphase ist der Moment, in dem alle Bedingungen festgelegt werden. Der Vorteil dieser Strenge ist die Planbarkeit: Wer die Ausschreibungsbedingungen erfüllt und vertragsgemäß liefert, erhält auch wie vereinbart seine Zahlungen (der Staat kann das Geschäft nicht willkürlich ändern). Im Folgenden betrachten wir Beispiele großer Ausschreibungen und wie sich die Bedingungen in der Praxis auswirken.

Bemerkenswerte Großaufträge (2024–2025)

Trotz der Herausforderungen des Krieges hat die Ukraine weiterhin groß angelegte Ausschreibungen initiiert und abgeschlossen, viele davon mit dem Ziel, Infrastruktur und öffentliche Dienstleistungen wieder aufzubauen. Im Folgenden werden einige bemerkenswerte Großaufträge, die 2025 aktiv oder abgeschlossen sind, hervorgehoben:

  • Ausbau der Metro Kiew (Vynohradar-Linie): Einer der jüngst vergebenen größten öffentlichen Aufträge ist die Fortsetzung der Syretsko-Pecherska-Metrolinie ins Kiewer Stadtviertel Vynohradar. Im Sommer 2024 vergab das städtische Unternehmen Metro Kiew dieses Projekt mit einem geschätzten Volumen von 13,8 Milliarden UAH (~340 Mio. $) english.nv.ua. Der Umfang umfasst den Bau von zwei neuen U-Bahn-Stationen (Mostytska und Prospekt Pravdy), einem Streckenabschnitt und einem zusätzlichen Depot. Die Ausschreibung ging an die Avtostrada Group, ein großes ukrainisches Straßen- und Bauunternehmen – bemerkenswerterweise als einziger Bieter, was den eingeschränkten Wettbewerb in Kriegszeiten widerspiegelt english.nv.ua english.nv.ua. Der Vertrag wurde im August 2024 über 13,785 Milliarden UAH unterzeichnet english.nv.ua, mit einer Laufzeit von 30 Monaten. Laut Vertrag begann Avtostrada mit den Arbeiten ohne Vorauszahlung, setzte eigenes Kapital ein und arbeitet rund um die Uhr, um die Fristen einzuhalten english.nv.ua english.nv.ua. Das Projekt ist für die Stadtentwicklung Kiews von großer Bedeutung und zeigt, dass auch in Kriegszeiten Aufträge im Umfang von mehreren Hundert Millionen Dollar vergeben werden.
  • Dniester PSP Wasserkraftprojekt: Ein weiterer Großauftrag betrifft Ukrhydroenergo, das staatliche Wasserkraftunternehmen, und die Erweiterung des Dnister-Pumpspeicherkraftwerks. Die zweite Phase dieses strategischen Energieprojekts (Erweiterung um zusätzliche Wasserkraftwerke) wurde über das System „Prozorro“ ausgeschrieben. Obgleich die genauen Vertragssummen nicht umfassend publik sind, berichten Branchenquellen von insgesamt mehreren Milliarden UAH, womit es zu den größten Ausschreibungen 2024 zählt. Ukrhydroenergo sowie Ukrenergo (Betreiber des Stromnetzes) gehörten 2024 zu den größten Auftraggebern, insbesondere für Projekte zum Schutz und zur Wiederherstellung kritischer Infrastrukturen ces.org.ua. Dazu zählen Reparaturen von kriegsbeschädigten Kraftwerken, der Bau neuer Stromleitungen und der Bau von Schutzanlagen an Energieanlagen.
  • Wiederaufbau von Straßen und Brücken: Die staatliche Straßenagentur Ukravtodor sowie verschiedene regionale Behörden haben im Rahmen der „Großen Bauoffensive“ und von Wiederaufbauprogrammen zahlreiche Großaufträge vergeben. So veröffentlichte etwa die Agentur für Wiederherstellung (staatliche Wiederaufbaubehörde) in Mykolajiw, Odessa, Charkiw, Dnipro und weiteren Regionen 2024 Ausschreibungen für umfassende Straßen- und Brückenreparaturen. Analysen zufolge gehörten zu den größten Bauaufträgen 2024 unter anderem: der Bau einer neuen Metro-Brücke in Kiew (2,0 Mrd. UAH), umfangreiche Straßenbauprojekte in den Regionen Mykolajiw und Dnipropetrowsk (je ca. 2–3 Mrd. UAH) sowie Reparaturen kritischer Brücken und Wasserinfrastruktur ces.org.ua. Viele dieser Ausschreibungen gingen an führende heimische Bau- und Infrastrukturunternehmen (genannte Avtostrada Group, Onur Group, Rostdorstroy etc.), die jeweils Aufträge in Milliardenhöhe gewannen.
  • Verteidigungs- und Sicherheitsbeschaffungen: Während die allermeisten Aufträge zu Rüstungsgütern vertraulich sind, gibt es einige öffentliche Ausschreibungen für Verteidigungsinfrastruktur. 2024 wurden rund 22 Milliarden UAH im Rahmen offener Ausschreibungen für den Bau von Verteidigungsanlagen ausgegeben – überwiegend für Befestigungen, Stützpunkte und nicht-tödliche Ausrüstung ces.org.ua. Das Verteidigungsministerium etwa nutzte offene Rahmenverträge für den Masseinkauf von Drohnen, Fahrzeugen und Uniformen. Nahezu 60 % der Verteidigungsausgaben des Jahres (nach Wert) entfielen auf einen einzigen Monat (März 2024), als dringende Bedarfe gedeckt wurden ces.org.ua. Eine innovative Neuerung war das Einführen dynamischer Beschaffungssysteme im Verteidigungsbereich, die es mehreren Anbietern ermöglichen, fortlaufend für z. B. Lieferungen von Drohnen zu bieten ti-ukraine.org. Dies ermöglichte schnelle Verträge über lokal produzierte Drohnensysteme und zeigt, wie die Ukraine trotz Sicherheitsauflagen durch Wettbewerbsverfahren das Militär effizient und transparent ausstattet.
  • Soziale Infrastruktur und Wohnungsbau: Mehrere Ausschreibungen fokussieren sich auf den Wiederaufbau von durch den Krieg zerstörten oder beschädigten Schulen, Krankenhäusern und Wohnraum. Beispielsweise schrieb das Gesundheitsministerium 2025 die Sanierung von Teilen des Kinderkrankenhauses Okhmatdyt in Kiew als Großauftrag aus – die geplanten Kosten: ca. 367 Millionen UAH (etwa 9 Mio. $) pravda.com.ua. Häufig werden solche Projekte von internationalen Geldgebern mitfinanziert. Ebenso vergeben Kommunen in befreiten Gebieten (z. B. Stadt Cherson oder Gemeinden im Großraum Kiew) Aufträge zur Wiederherstellung von Wasserversorgung, Heizungsnetzen und Wohnblocks. Viele dieser Aufträge bewegen sich im Bereich von zig bis hunderte Millionen Hrywnja. Auch wenn sie kleiner ausfallen als Mega-Projekte, sind sie für die lokale Erholung essenziell und bieten Chancen für Bau- und Ingenieurfirmen.
  • Public-Private Partnership (PPP) Projekte: Die Ukraine belebt derzeit Konzessions- und PPP-Ausschreibungen wieder. Insbesondere sollen bereits vor 2022 begonnene Seehafen-Konzessionen weitergeführt und neue PPP-Ausschreibungen für Autobahnen (wie das mögliche Mautstraßensystem in Kooperation mit der Türkei) vorbereitet werden united24media.com united24media.com. 2025 bereiteten ukrainische Entscheidungsträger Projektpakete etwa in den Bereichen Energieeffizienz, sozialer Wohnungsbau und Wasserversorgung für potentielle Auslandsinvestitionen und PPP vor – mit weiteren Ausschreibungen in diesen Bereichen united24media.com. Laufende Gesetzesänderungen sollen außerdem das PPP-Vergaberecht an EU-Standards anpassen me.gov.ua.

Tabelle: Ausgewählte Großaufträge (2024–25)

Projekt / AusschreibungVergabestelleVolumenStatus (2024–25)
Kiewer Metro-Erweiterung (2 Stationen + Depot)Metro Kiew (Stadt Kiew)13,8 Mrd. UAH (≌ 340 Mio. $) english.nv.uaVertrag vergeben Aug 2024; im Bau (Ziel 2025–26).
Ausbau des Dniester-Wasserkraftwerks (Phase)Ukrhydroenergo (staatl. Wasserkraft)geschätzt > 4 Mrd. UAHAusschreibung 2024 abgeschlossen; mehrjähriger Bau läuft.
Autobahn-Paket Region MykolajiwAgentur für Wiederherstellung (Mykolajiw)~2–3 Mrd. UAH (jeweils)Mehrere Vergaben 2024 für Straßen (Wiederaufbau nach dem Krieg).
Kiewer „Podilsko-Woskresensky“-Brücke (Fertigbau)Kiewer Stadtverwaltung~5 Mrd. UAH (mehrere Lose)Erneute Ausschreibung 2023/24; Arbeiten laufen (große Stadtbrücke).
Rekonstruktion Kinderkrankenhaus Okhmatdyt (Phase)Gesundheitsministerium367 Mio. UAH (≌ 9 Mio. $) pravda.com.uaAusschreibung 2024–25 für Baufirmen; spenderfinanzierter Wiederaufbau.
Verteidigung – Befestigungen in der OstukraineVerteidigungsministerium / Pionierkorps~1 Mrd. UAH (verschiedene Lose)2023–24 Ausschreibungen für Bunker, Gräben, Barrieren; Umsetzung läuft.
Mautstraßensystem & Modernisierung Zoll/Wirtschaft (geplant)Ministerium f. Infrastruktur / PPPnoch nicht bekannt (n/a)Absichtserklärung mit Türkei; Vergaben für 2025 erwartet united24media.com.

Hinweis: Die genannten Projekte sind beispielhaft. Viele weitere bedeutende Ausschreibungen werden durchgeführt, insbesondere da die Ukraine Milliarden von Fördermitteln für den „besseren Wiederaufbau“ einsetzt. Bis Ende 2024 wurden seit Beginn der Invasion über 3,6 Millionen Vergabetransaktionen abgewickelt – das Dreifache des Vorkriegsniveaus intent.press. Dieser Anstieg umfasst sowohl dringende Kleinaufträge (z. B. für Militär oder humanitäre Zwecke) als auch große strategische Projekte. Unternehmen sollten daher die offiziellen Stellen auf bevorstehende Großausschreibungen beobachten, wie etwa die Wiederaufbauprogramme Ukraine, welche international finanzierte Projekte in den Markt bringen werden.

Rechtliche und regulatorische Neuerungen im Jahr 2025

Das öffentliche Beschaffungswesen der Ukraine entwickelt sich rasch weiter, um sowohl den kriegsbedingten Anforderungen gerecht zu werden als auch langfristige Reformziele (insbesondere die EU-Beitrittsanforderungen) zu erfüllen. Für das Jahr 2025 sind mehrere rechtliche Neuerungen und Reformen besonders bemerkenswert:

  • Anpassungen durch das Kriegsrecht: Seit 2022 unterliegt das öffentliche Beschaffungswesen speziellen Beschlüssen des Ministerkabinetts (insbesondere Beschluss Nr. 1178, 2023, und dessen Änderungen), die das Standardrecht während des Kriegsrechts modifizieren. Ziel dieser Anpassungen war es, schnelle Beschaffungen für die Verteidigung mit Transparenz in Einklang zu bringen. In den Jahren 2023–24 hat die Regierung diese Regeln immer wieder angepasst – beispielsweise wurden zunächst sehr kurze Angebotsfristen und viele Direktverträge erlaubt, später wurden dann die Mindestfristen für komplexe Ausschreibungen verlängert (bis Ende 2024 wurde die Mindestfrist für Bauausschreibungen von 7 auf 14 Tage erhöht, da eine Woche als zu kurz angesehen wurde) ti-ukraine.org ti-ukraine.org. Einige Sonderregelungen aus der Kriegszeit beinhalten einen Bieterwettbewerb mit nur einem Teilnehmer und ein 24-Stunden-Fenster zur Fehlerkorrektur (damit Angebote nicht wegen kleiner Fehler ausgeschlossen werden) – diese wurden größtenteils positiv bewertet und sollen in permanentes Recht überführt werden ti-ukraine.org. Bestimmte Vergaben (insbesondere im Zusammenhang mit der Stabilität der Energienetze oder der militärischen Logistik) wurden vorübergehend via Direktvergabe erlaubt, um schnell zu handeln ti-ukraine.org, doch die Regierung reduziert diese Ausnahmen nun wieder, da die Kapazitäten für Wettbewerbsverfahren zurückkehren.
  • Entwurf eines neuen Vergabegesetzes: Eine umfassende neue Version des Gesetzes „Über öffentliche Aufträge“ befindet sich im Gesetzgebungsverfahren (eingereicht im Parlament als Entwurf Nr. 11520 am 23. August 2024) ti-ukraine.org. Dieses Gesetz zielt darauf ab, das ukrainische Vergaberecht an die EU-Richtlinie 2014/24/EU anzugleichen und verschiedene Aspekte zu modernisieren. Während es 2025 noch diskutiert wird, umfassen die geplanten Änderungen folgende wichtige Neuerungen:
    • Erhöhte Schwellenwerte: Der Schwellenwert für Pflichtausschreibungen bei Waren-/Dienstleistungsaufträgen würde von 200.000 UAH auf 400.000 UAH (≈ 10.000 €) verdoppelt ti-ukraine.org. Darunter wären vereinfachte Verfahren oder der elektronische Katalog möglich. Der Schwellenwert für Bauleistungen bleibt bei 1,5 Mio. UAH (≈ 38.000 €) für offene Ausschreibungen.
    • Pflicht zur Nutzung des E-Katalogs (Prozorro Market): Für mittelgroße Beschaffungen (z.B. Waren ab 50.000 bis 400.000 UAH) wird die Nutzung des Prozorro Market E-Katalogs vorgeschrieben, wenn möglich ti-ukraine.org. Prozorro Market funktioniert wie ein Online-Shop mit vorqualifizierten Lieferanten und ist bereits seit 2023 für viele Standardwaren (z.B. Medikamente ab 50.000 UAH, Lebensmittel ab 100.000 UAH) verpflichtend ti-ukraine.org. Das neue Gesetz erhebt dies zum Standard und ermöglicht dem Kabinett, festzulegen, welche Artikel zwingend katalogisiert auszuschreiben sind ti-ukraine.org.
    • Neue Verfahren: Einführung von EU-ähnlichen Verfahren – Innovationspartnerschaften, Wettbewerblicher Dialog, Projektwettbewerbe, Gemeinsame/zentrale Beschaffung, Dynamische Beschaffungssysteme und reservierte Verträge für soziale Unternehmen ti-ukraine.org. Damit erweitert sich das Instrumentarium über Offenes/Eingeschränktes Verfahren und Verhandlungsverfahren hinaus. Das Gesetz gibt diese Verfahren vor, Details werden noch geregelt. Bemerkenswert ist, dass das einfache Offene Verfahren nicht mehr überall Standard ist, sondern flexiblere Methoden bei komplexem Bedarf gefördert werden.
    • Nicht-preisliche Kriterien: Die bisherige Regel, dass der Preis mindestens 70% der Wertung ausmachen muss, entfällt. Auftraggeber können Qualitäts- und andere Kriterien mit einem höheren Gewicht belegen ti-ukraine.org. Dies kann wertorientierte Vergabe fördern (z.B. Berücksichtigung von Lebenszykluskosten, Garantien, Lieferzeiten usw.). Voraussetzung ist, dass die Vergabestellen diese Kriterien sachgerecht festlegen und bewerten können.
    • Standardverträge: Wie erwähnt, kann das Kabinett für bestimmte Beschaffungsarten verpflichtende Vertragsmuster erlassen ti-ukraine.org. Damit könnten z.B. FIDIC-basierte Verträge im Bauwesen oder Standarddienstleistungsverträge für Beratung verbindlich werden, was rechtliche Unklarheiten verringern würde.
    • Elektronische Neuerungen: Das Gesetz verpflichtet zu vollständig elektronischen Verträgen und Dokumentenflüssen, zur Veröffentlichung von Gerichtsentscheidungen, die Vergabeentscheidungen aufheben ti-ukraine.org ti-ukraine.org, und stellt klar, dass bei Streit zwischen hochgeladenen Dateien und elektronischen Feldern die Daten im E-Feld vorgehen ti-ukraine.org. Damit wird die Nutzung von „Prozorro“ noch weiter digitalisiert und vereinfacht.
    • Kürzere Angebotsfristen: Es wird die 7-Tage-Frist für die meisten Vergaben formalisiert (statt 15 Tage), wie sie im Kriegsrecht zur Praxis wurde ti-ukraine.org, für Bauausschreibungen soll wegen deren Komplexität jedoch weiterhin eine längere Frist von 15 Tagen gelten ti-ukraine.org.
    • Alternativangebote: Bieter dürfen künftig, sofern es die Vergabe zulässt, alternative Vorschläge (“Varianzangebote”) einreichen ti-ukraine.org. Das ist neu und könnte innovative Lösungen fördern, stellt aber Anforderungen an die Bewertung.
    • Strengere Ausschlüsse: Anbieter mit selbst geringer Minderheitsbeteiligung russischer, belarussischer oder iranischer Eigentümer werden ausgeschlossen (eine früher bis 10% tolerierte Lücke wird geschlossen) ti-ukraine.org.
    • Stärkere Aufsicht: Die Staatliche Prüfbehörde (SAS) darf alle Vergaben überwachen (auch jene unterhalb der Schwelle, die nur angezeigt werden) ti-ukraine.org. Sie kann zudem Zahlungen verweigern, wenn Verstöße vorliegen (z.B. nicht genehmigte Direktvergaben, Geschäfte mit gesperrten Anbietern oder Vertragsbedingungen, die von der Ausschreibung abweichen) ti-ukraine.org ti-ukraine.org. Außerdem müssen Beschaffungsverantwortliche („autorisierte Personen“) künftig der Weitergabe ihrer Daten an Prüfer zustimmen, damit Sanktionen verhängt werden können ti-ukraine.org.
    • Beschwerdeverfahren: Das AMKU-Beschwerdeverfahren wird leicht angepasst – künftig dürfen neben Antragssteller und Vergabestelle auch die Siegerfirma Stellung beziehen ti-ukraine.org. Damit kann sich der bezuschlagte Bieter verteidigen, wenn ein anderer Teilnehmer die Vergabe anficht.
    Status: Dieses neue Gesetz wird für 2025 erwartet und soll viele vorübergehende Kriegsregelungen dauerhaft machen und die Ukraine stärker an die EU-Vergaberichtlinien angleichen me.gov.ua me.gov.ua. Unternehmen sollten die Verabschiedung aufmerksam verfolgen, denn mit Inkrafttreten werden sich Schwellenwerte und Verfahren rasch ändern.
  • Änderungen im Konzessions- und PPP-Gesetz: Parallel aktualisiert die Ukraine ihre Gesetze zu öffentlich-privaten Partnerschaften und Konzessionen me.gov.ua. Die Änderungen zielen darauf ab, Engpässe zu beseitigen und EU-Best Practices zu übernehmen, um mehr privates Kapital durch transparente Konzessionsvergaben (für Häfen, Straßen, Versorger usw.) zu gewinnen. Dies ist Teil der umfassenden Reformagenda, um Kapital für den Wiederaufbau von Infrastruktur zu mobilisieren, die der Staat allein nicht finanzieren kann. Beispielsweise sieht Entwurf Nr. 12230 (Nov 2024) wettbewerblichere Prozesse bei der Privatisierung gepachteter Staatsgüter vor und verlangt Auktionen selbst dann, wenn der Pächter ein Vorkaufsrecht besitzt uareconstruction.integrites.com uareconstruction.integrites.com. Klarheit über PPP-Konditionen und Risikoteilung wird sich mit den Gesetzesänderungen verbessern, was neue Chancen für Investoren (aus dem In- und Ausland) schafft, in ukrainische Infrastruktur einzusteigen.
  • Lokalisierungspflichten: Eine wichtige Maßnahme aus 2022 ist die Lokalisierungs- bzw. Inlandsanteilspflicht für bestimmte Beschaffungen im Maschinenbau (wie Stadtbusse, Eisenbahnwaggons, Energieanlagen). Das Gesetz fordert einen degressiv steigenden Prozentsatz an Inlandsanteil (ausgehend von ca. 10%), damit ein Angebot zulässig ist, mit dem Ziel, die ukrainische Industrie zu stärken. Da diese Regel jedoch mit einigen internationalen Verpflichtungen der Ukraine kollidiert, gelten Lokalisierungsvorgaben nicht für Ausschreibungen nach internationalen Verträgen (z.B. GPA, EIB-, Weltbankfinanzierung) ti-ukraine.org ti-ukraine.org. In der Praxis erwies sich das Lokalisierungssystem als umständlich und laut Transparency International Ukraine als ineffektiv: Es führte zu mehr Bürokratie für lokale Unternehmen und bewirkte keine deutliche Förderung der heimischen Industrie ti-ukraine.org. 2024 hat die Regierung die Nachweispflichten für die Lokalisierung verschärft (Hersteller müssen mehr Belege für den Inlandsanteil vorlegen oder riskieren eine 1–2-jährige Schwarzerlistung) ti-ukraine.org ti-ukraine.org. Dies war als Schutz vor Missbrauch gedacht, belastet nun aber auch seriöse Hersteller. Es wird weiterhin diskutiert, das Lokalisierungssystem abzuschaffen oder zu reformieren, um es stärker an EU-Standards anzupassen und ausländische Anbieter nicht abzuschrecken. Stand 2025 sollten Unternehmen, die in betroffenen Kategorien bieten, die aktuellen Anforderungen an das Lokalisierungszertifikat genau beachten oder rechtlichen Rat einholen – und beachten, dass bei IFI-finanzierten Ausschreibungen oder unter GPA-Schwellenwerten die Lokalisierung nicht gilt.
  • Antikorruptionsmaßnahmen: Die ukrainische Zivilgesellschaft (vor allem die DOZORRO-Community) und die Medien überwachen die Vergaben aktiv. Es gab wichtige Entwicklungen: Die Staatliche Prüfbehörde hat 2024 neue Risikoindikatoren eingeführt, um potentiell problematische Ausschreibungen automatisch zu erkennen (z.B. wiederholte Absagen, sehr kurze Angebotsfristen, häufige Disqualifizierung aller außer einem Bieter usw.) ti-ukraine.org ti-ukraine.org. Ein spezielles Analyseportal zeigt nun Ausschreibungen mit Risikoflaggen; dadurch ist der Anteil risikogesteuerter Prüfungen gestiegen. Auch die Strafverfolgung geht prominenten Fällen nach – so wurde 2023 der Leiter der Kiewer Metro suspendiert und wegen Korruptionsverdacht im Vergabewesen untersucht english.nv.ua. Diese Schritte zeigen eine Verschärfung der Kontrollen, die zusammen mit digitaler Transparenz Manipulationen erschweren. Dennoch gibt es Herausforderungen: Prüfer konzentrieren sich oft auf formale Vorschriften und geraten manchmal in Konflikt mit dem Wirtschaftsministerium über Auslegungen (wie bei der neuen Pflicht, Materialpreise im Bauvertrag zu veröffentlichen) ti-ukraine.org ti-ukraine.org. 2025 wird weiter daran gearbeitet, Grauzonen im Vergaberecht zu beseitigen und die Rolle von AMKU und Gerichten bei Verstößen zu stärken.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die regulatorische Entwicklung 2025 klar auf EU-Integration und Wiederaufbau nach dem Krieg ausgerichtet ist. Unternehmen können bald ein modernes, aber auch komplexeres Set an Vergaberegeln erwarten – mit höheren Schwellenwerten (weniger Kleinausschreibungen) und anspruchsvolleren Methoden für Großprojekte. Der Wille der Regierung zu Transparenz und Wettbewerb wird durch diese Neuerungen untermauert und sollte internationalen Investoren und Auftragnehmern, die auf den ukrainischen Markt schauen, Vertrauen geben.

Herausforderungen und Chancen für Bieter

Der ukrainische Ausschreibungsmarkt im Jahr 2025 bietet eine einzigartige Mischung aus Herausforderungen und Chancen, insbesondere für Unternehmen, die an der Erholung und dem Wachstum des Landes teilnehmen möchten. Nachfolgend finden Sie wichtige Überlegungen:

Herausforderungen

  • Krieg und Sicherheitsrisiken: Der anhaltende Konflikt (obwohl geografisch auf den Osten und Süden konzentriert) birgt Risiken für die Projektdurchführung. Infrastrukturarbeiten können durch Sicherheitsvorfälle beeinträchtigt werden, und Auftragnehmer sehen sich mit höheren Kosten für Versicherung, Sicherheit und Logistik konfrontiert. Einige Gebiete sind möglicherweise gesperrt oder erfordern spezielle Genehmigungen für ausländisches Personal. Diese Risiken können auch den Wettbewerb einschränken – viele Ausschreibungen verzeichnen weniger Bieter als üblich (im Durchschnitt nur ca. 1,5 Gebote pro Ausschreibung im Jahr 2023) open-contracting.org, potenziell weil Unternehmen den Sicherheitsaufschlag einkalkulieren. Bieter müssen sorgfältig Notfallpläne und möglicherweise sogenannte Kriegsrisikoklauseln in ihren Ansatz aufnehmen.
  • Häufige regulatorische Änderungen: Wie erläutert, wurden die Vergaberegeln 2022–2024 häufig geändert, um sich an das Kriegsrecht und Reformbedarfe anzupassen ti-ukraine.org. Dieses dynamische regulatorische Umfeld ist schwer zu navigieren. Verfahrensdetails (z. B. welche Käufe über den Prozorro Market laufen, wie Preisdaten korrekt veröffentlicht werden, welche Ausnahmen gerade gelten) können sich kurzfristig ändern. Für ausländische Bieter ohne lokale Expertise ist die Einhaltung aller Regeln eine Herausforderung. Die Lernkurve ist real, und Fehler bei der Angebotsabgabe (falsches Dateiformat, fehlendes neues Formular) können zur Disqualifikation führen. Die Zusammenarbeit mit lokalen Vergabeberatern oder Juristen ist oft notwendig, um auf dem neuesten Stand zu bleiben warwicklegal.com warwicklegal.com.
  • Sprache und Dokumentation: Die Arbeitssprache bei öffentlichen Ausschreibungen ist Ukrainisch. Große Ausschreibungen bieten eine Zusammenfassung auf Englisch, aber offizielle Dokumente und Kommunikation erfolgen auf Ukrainisch. Alle Angebote müssen praktisch auf Ukrainisch eingereicht werden (inklusive beglaubigter Übersetzungen von Originaldokumenten in anderen Sprachen). Das kann für manche internationale Firmen ein Hindernis sein. Darüber hinaus ist der bürokratische Aufwand (z. B. beglaubigte Kopien, Stempel usw.) bei vielen Ausschreibungen weiterhin groß, auch wenn die Nutzung elektronischer Unterlagen zunimmt. Die korrekte Vorbereitung aller geforderten Dokumente (teils über 20 Einzelposten) ist eine substantielle Aufgabe.
  • Finanzielle und Währungsprobleme: Die makroökonomische Lage der Ukraine (Währungsschwankungen, Inflation über 20 % im Jahr 2022) kann die Rentabilität von Verträgen beeinflussen. Öffentliche Aufträge in UAH können von Kostensteigerungen betroffen sein – auch wenn die Regierung eine gewisse Preisindexierung erlaubt, ist diese begrenzt. Bieter tragen das Wechselkursrisiko, wenn ihre Kosten in USD/EUR anfallen, die Bezahlung aber in UAH erfolgt. Zudem können Zahlungsverzögerungen auftreten, wenn die Staatsbudgets angespannt sind oder Prüfungen die Auszahlungen stoppen. Das Metro-Projekt etwa zeigt, dass Auftragnehmer sich auf mögliche Zahlungsausfälle durch Kredite und Eigenmittel vorbereiten english.nv.ua. Kleine Lieferanten könnten bei langsamen Zahlungen Probleme mit der Liquidität bekommen.
  • Korruption und unfaire Praktiken: Obwohl Prozorro die offene Korruption stark reduziert hat, bestehen weiterhin Risiken. Es gibt Fälle von diskriminierenden Ausschreibungskriterien, die den amtierenden Anbieter bevorzugen (z. B. übergenaue technische Spezifikationen oder Erfahrungsnachweise, die nur ein Unternehmen erfüllen kann) intent.press. Diese können zwar über das AMCU angefochten werden, der Aufwand ist jedoch groß und der Erfolg ungewiss. Es gibt auch Berichte über gelegentliche Absprachen unter Bietern (Gebotsrotation oder Preisabsprachen) sowie darüber, dass einige Beschaffungsstellen informell mit bevorzugten Anbietern verhandeln und anschließend die Ausschreibung entsprechend gestalten (eine Praxis, die zivilgesellschaftlich beobachtet wird). Regierung und NGOs wie TI Ukraine sind sich dessen bewusst und machen solche Vorgänge öffentlich, aber Bieter – besonders aus dem Ausland – sollten Vorsicht und Sorgfalt bei der Auswahl von Partnern und Auftraggebern walten lassen. Es empfiehlt sich, die BI-Tools von Prozorro zu nutzen, um die Ausschreibungsvergangenheit potenzieller Auftraggeber auf Warnsignale zu prüfen (z. B. brechen sie oft Ausschreibungen ohne Zuschlag ab? Gibt es immer nur ein Gebot?).
  • Verwaltungsaufwand: Die Teilnahme an ukrainischen Ausschreibungen kann verwaltungstechnisch sehr aufwendig sein. Das Sammeln zahlreicher Nachweise (die in der Ukraine teils Behördengänge erfordern, sofern man nicht Diia-Digital-Tools nutzt), das Beschaffen von Bankbürgschaften von akkreditierten Banken, und die Abgabe über fremde IT-Systeme können für ungeübte Unternehmen anstrengend sein. Für ausländische Firmen kommen noch Übersetzung und Legalisierung von Dokumenten (Apostillen, Beglaubigungen) hinzu, was Zeit und Geld kostet. Diese Hürden schrecken einige ab, mit wachsender Erfahrung wird der Prozess für viele Unternehmen jedoch beherrschbar.

Chancen

  • Wiederaufbauboom: Der ukrainische Wiederaufbaubedarf wird auf Hunderte Milliarden US-Dollar geschätzt. Beginnend 2023 und verstärkt bis 2025 fließen erhebliche internationale Mittel (Förderungen, Darlehen) in den Wiederaufbau von Infrastruktur, Wohnungen, Energiesystemen und Industrie. Die Regierung hat für 2025 7,37 Milliarden US-Dollar für vorrangige Wiederaufbauprojekte mit Unterstützung von Gebern bereitgestellt enlargement.ec.europa.eu. Das bedeutet eine Welle großer Ausschreibungen in Sektoren wie Bauwesen, Ingenieurwesen, Energie, Logistik und öffentliche Dienste. Zum Beispiel werden Projekte ausgeschrieben, um neue Unterkünfte für Vertriebene zu schaffen, Krankenhäuser zu modernisieren, Stromnetze wiederherzustellen sowie Straßen und Brücken zu bauen. Internationale Unternehmen mit einschlägiger Erfahrung haben die Chance, in einen wachsenden Markt einzusteigen – oft folgen diese von Gebern finanzierten Ausschreibungen internationalen Beschaffungsstandards (z. B. EBRD- oder Weltbank-Richtlinien), die internationalen Bietern vertraut sein könnten, und werden dennoch in der Ukraine ausgeschrieben. Zusammengefasst ist der Wiederaufbau nach dem Krieg eine historische Geschäftschance, und der Weg zu diesen Verträgen führt über den Wettbewerb bei öffentlichen Ausschreibungen.
  • Prozorros Chancengleichheit: Das System „Prozorro“ bietet aufgrund seines Designs gleichen Zugang zu Informationen und senkt die Korruption. Das ist eine Chance für neue Marktteilnehmer – Sie können Ausschreibungen einfach finden und benötigen keine persönlichen Kontakte zu Regierungsmitarbeitern, um konkurrenzfähig zu sein. Die offenen Daten ermöglichen Marktpreisanalysen, Wettbewerbsbeobachtung und das Erkennen zukünftiger Beschaffungspläne (da Auftragsgeber Jahrespläne veröffentlichen). Diese Transparenz begünstigt effiziente und gut vorbereitete Unternehmen. Außerdem kann Prozorros guter Ruf in puncto Fairness ausländischen Partnern Sicherheit geben. Die fortlaufenden Verbesserungen (wie der Umstieg auf vollelektronische Verträge und integrierten Datenaustausch) bedeuten langfristig weniger Bürokratie und mehr Klarheit.
  • EU-Angleichung und Marktintegration: Da die Ukraine ihre Vergaberegeln an EU-Standards angleicht, wird der Markt für EU-Unternehmen besser zugänglich. Abgesehen vom Verbot russischer/belarussischer Unternehmen beachtet die Ukraine das WTO GPA, sodass europäische und viele andere internationale Bieter wie Einheimische behandelt werden. Mit der Perspektive der EU-Mitgliedschaft übernimmt das ukrainische Ausschreibungswesen EU-Standards (Umweltkriterien, nicht-preisliche Faktoren etc.) und wird sich voraussichtlich an Systemen wie dem EU-TED (Tenders Electronic Daily) beteiligen, um Ausschreibungen noch breiter zu veröffentlichen. Diese Integration bietet westeuropäischen Unternehmen einen Startvorteil, wenn sie sich jetzt engagieren und lokale Erfahrung sowie Partnerschaften aufbauen. Gleichzeitig bedeutet es mehr Wettbewerb für ukrainische Unternehmen – Joint Ventures und Partnerschaften, die beiden Seiten nutzen, werden gefördert.
  • Lokale Partnernetzwerke: Es wächst ein Ökosystem lokaler Auftragnehmer und Anbieter heran, die mit internationalen Unternehmen zusammenarbeiten möchten. Ukrainische Bauunternehmen haben zum Beispiel Kapazitäten, benötigen aber vielleicht ausländische Technologie oder Kapital; durch Partnerschaften in Ausschreibungen (als Konsortium oder Subunternehmer) steigen die Chancen auf Großaufträge. Das neue Gesetz wird sogar ausdrücklich Unternehmensverbände (Konsortien) als gemeinsame Bieter erlauben ti-ukraine.org. Für ausländische Unternehmen kann die Nutzung von lokalem Know-how in Partnerschaften die Dokumentations- und Regulierungshürden senken. Viele einheimische Firmen wünschen sich den Austausch von Best Practices – solche Kooperationen können starke Angebote schaffen, die die Ausschreibungsanforderungen erfüllen und Qualität liefern.
  • Hochwertige Verträge und Gewinnpotenzial: Die Gewinnspannen bei öffentlichen Aufträgen in der Ukraine können angemessen sein, insbesondere für effiziente Anbieter. Im Zuge des starken Wettbewerbs wurden die Preise zwar bei standardisierten Leistungen gedrückt, aber in spezialisierten Bereichen oder bei einer eingeschränkten Anbieterbasis (z. B. High-Tech-Ingenieurwesen, neue Technologien, Design-Services) finden Bieter weniger Konkurrenz und ordentliche Margen vor. Die Regierung bevorzugt außerdem das niedrigste Angebot (obwohl das künftig vielleicht um nicht-preisliche Kriterien ergänzt wird) – ein ausländisches Unternehmen, das Kosten optimieren oder günstigere Finanzierung nutzen kann, könnte die lokalen Wettbewerber unterbieten und trotzdem Gewinn erzielen. Mit Zunahme des Wiederaufbaus könnten große Aufträge so gebündelt werden, dass nur internationale Konsortien sie abwickeln können (z. B. ganze Autobahnabschnitte oder Kraftwerksbauten). Solche Megaprojekte bieten Renommee und hohe Ertragschancen.
  • Verbessertes Vergabeumfeld: Die gemeinsame Anstrengung der Ukraine und ihrer Partner, das Vergabewesen zu verbessern (Ausbildung professioneller Einkäufer, Einführung von Risikoindikatoren, digitale Tools wie Prozorro BI und DOZORRO zur zivilgesellschaftlichen Kontrolle), bringt kontinuierliche Fortschritte. Probleme wie unerklärliche Ausschreibungsabbrüche oder verweigerte Vertragsunterzeichnungen bei „unerwünschten“ Anbietern sind seltener geworden. Die Staatliche Rechnungsprüfung ist nun aktiver und muss Auftraggeber beraten und anleiten (statt nur sanktionieren) ti-ukraine.org ti-ukraine.org, was für seriöse Bieter positiv ist – die Gefahr willkürlicher Entscheidungen sinkt. Letztlich wird das Spielfeld immer regulierter und fairer. Unternehmen, die Wert auf Compliance und Integrität legen, profitieren von einem Markt, der diese Werte honoriert – und nicht politische Beziehungen.
  • Zukunft, Export und Expansion: Mit dem Gewinn von Ausschreibungen in der Ukraine positionieren sich Unternehmen für langfristige Präsenz beim Wiederaufbau der Wirtschaft. Bauunternehmen, die jetzt Straßen errichten, könnten später private Aufträge in diesen Regionen erhalten. Lieferanten, die ukrainische Krankenhäuser oder Schulen ausstatten, könnten sie in Zukunft weiter beliefern oder Serviceleistungen anbieten. Darüber hinaus gibt es die Perspektive, dass die Ukraine künftig EU-Markt wird – wer jetzt Fuß fasst und Referenzen sammelt, kann künftig nicht nur ukrainische öffentliche Aufträge, sondern auch Partnerschaften bei europaweiten Projekten gewinnen.

Zusammengefasst ist die ukrainische Ausschreibungslandschaft 2025 geprägt von hohen Risiken und großen Chancen. Unternehmen müssen Kriegsfolgen und eine sich schnell wandelnde Rechtslage bewältigen, finden dafür jedoch ein transparentes System mit großem Bedarf an hochwertigen Gütern, Leistungen und Services. Da Milliarden an Hilfs- und Investitionsgeldern über wettbewerbliche Vergabekanäle fließen, wird die Ukraine in den kommenden Jahren zu einem der wichtigsten Beschaffungsmärkte Europas.

Potenzielle Bieter – sowohl inländische als auch internationale – sollten sich auf dem Laufenden halten, die verfügbaren Werkzeuge (Prozorro-Datensätze, Plattformanalysen, rechtliche Updates) nutzen und den Markt mit sowohl Sorgfalt als auch Ehrgeiz betreten. Die laufenden Reformen zeigen, dass die Ukraine auf dem Weg zu EU-ähnlichen Vergabenormen ist und diejenigen, die sich jetzt engagieren, werden die Erfolgsgeschichte des Wiederaufbaus des Landes mitgestalten und daran teilhaben.

Quellen:

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