15. Dezember 2025 — Ein seltener Besucher von außerhalb unseres Sonnensystems macht seinen letzten, schlagzeilenträchtigen Durchflug durch die innere Nachbarschaft – und der Countdown bis zu seinem erdnächsten Vorbeiflug ist fast vorbei.
Interstellarer Komet 3I/ATLAS (auch bezeichnet als C/2025 N1 (ATLAS)) wird seinen erdnächsten Punkt am Freitag, 19. Dezember 2025 erreichen und bleibt dabei in sicherer Entfernung von ~1,8 astronomischen Einheiten – etwa 270 Millionen Kilometer (167–170 Millionen Meilen), ungefähr das Doppelte der durchschnittlichen Entfernung Erde–Sonne. Er stellt keine Gefahr für die Erde dar, aber das Timing ist ideal für professionelle Observatorien – und für erfahrene Hobbyastronomen mit Teleskopen – um wertvolle Daten zu sammeln, bevor der Komet auf seiner Fluchtbahn weiterzieht, die ihn schließlich zurück in den interstellaren Raum führen wird. [1]
Was diese Woche von früheren Updates unterscheidet, ist nicht nur der Vorbeiflug. Die heutige Berichterstattung vereint mehrere wichtige Entwicklungen auf einmal: eine weltweite Beobachtungskampagne im Rahmen des von den Vereinten Nationen unterstützten Internationalen Asteroiden-Warnnetzwerks (IAWN), und neue Berichte über Röntgenbeobachtungen, die Wissenschaftlern eine neue Möglichkeit geben, zu erforschen, woraus 3I/ATLAS besteht – einschließlich Gase, die im sichtbaren Licht schwer zu erkennen sind. [2]
Warum 3I/ATLAS so besonders ist
3I/ATLAS ist erst das dritte bestätigte interstellare Objekt, das jemals beim Durchqueren unseres Sonnensystems beobachtet wurde, nach 1I/ʻOumuamua (2017) und 2I/Borisov (2019). Anders als gewöhnliche Kometen, die in den fernen Außenbereichen der Sonne entstanden sind, stammen interstellare Kometen von anderen Sternen und werden hinausgeschleudert – sie werden zu tiefgefrorenen Zeitkapseln, die durch die Milchstraße treiben, bis eine zufällige Begegnung sie in die Nähe der Sonne bringt. [3]
Er wurde erstmals am 1. Juli 2025 vom von der NASA finanzierten ATLAS Such-Teleskop in Río Hurtado, Chile, entdeckt und schnell als interstellar eingestuft, weil seine hyperbolische (nicht gebundene) Umlaufbahn zeigt, dass er sich zu schnell bewegt, um von der Schwerkraft der Sonne eingefangen zu werden. Mit anderen Worten: Er „kreist“ nicht und wird nicht eines Tages zurückkehren – er zieht nur einmal durch. [4]
Wie nah wird 3I/ATLAS kommen – und werden Sie ihn sehen können?
Trotz des Begriffs „nächste Annäherung“ wird 3I/ATLAS aus menschlicher Sicht immer noch extrem weit entfernt sein. Nach Kometenmaßstäben ist dies jedoch ein wertvolles Beobachtungsfenster.
- Nächste Annäherung an die Erde: ~270 Millionen km, 19. Dez. 2025 [5]
- Keine Gefahr: Sowohl die NASA als auch die ESA betonen, dass der Komet weiterhin weit entfernt bleibt und keine Gefahr für die Erde oder andere Planeten darstellt [6]
- Beobachtung: Die NASA sagt, er kann vom Boden aus mit einem kleinen Teleskop am Morgenhimmel vor Sonnenaufgang beobachtet werden und sollte bis in den Frühling 2026 sichtbar bleiben (die Sichtbarkeit hängt jedoch stark vom Standort, den Himmelsbedingungen und der nachlassenden Aktivität des Kometen ab). [7]
Ein wichtiger Hinweis: Die ESA merkt an, dass sich der Komet während seiner nächsten Annäherung auf der anderen Seite der Sonne von der Erde befindet – was erklärt, warum kein helles, mit bloßem Auge sichtbares Schauspiel erwartet wird. [8]
Für alle, die lieber online mitverfolgen möchten, berichtet Space.com, dass das in Italien ansässige Virtual Telescope Project des Astronomen Gianluca Masi einen kostenlosen Livestream zum Zeitpunkt des Vorbeiflugs plant (wetterabhängig). [9]
Was Wissenschaftler derzeit über 3I/ATLAS wissen: Größe, Geschwindigkeit und Herkunft
Da Kometen sich mit einer hellen Koma aus Gas und Staub umgeben, ist es notorisch schwierig, die wahre Größe des festen Kerns zu messen – und interstellare Kometen erhöhen den Druck zusätzlich, da sie nicht lange bleiben.
Größe (beste aktuelle Schätzungen):
- NASAs zusammengestellte „Fakten und FAQs“ geben den Kerndurchmesser irgendwo zwischen ~440 Meter und ~5,6 Kilometer an, basierend auf Hubble-Analysegrenzen. [10]
- AP berichtet heute ebenfalls von dieser Schätzung als aktuellem Arbeitswert und merkt an, dass der Komet schwächer wird, während er sich entfernt. [11]
- Ein AAS Nova-Artikel hebt außerdem Hubble-Einschränkungen aus frühen Zielbeobachtungen hervor und berichtet von einem Kernradiusbereich von ~0,22 bis 2,8 km (was mit einer großen Unsicherheitsmarge übereinstimmt). [12]
Geschwindigkeit:
3I/ATLAS bewegt sich außergewöhnlich schnell – und die Geschwindigkeit ist ein Grund, warum er als interstellar eingestuft wird.
- Die NASA gibt an, dass er sich bei der Entdeckung mit etwa 221.000 km/h bewegte und sich bis auf etwa 246.000 km/h in Sonnennähe beschleunigte. [13]
- Die FAQ der ESA beschreibt ~250.000 km/h in der Nähe des sonnennächsten Punktes und bezeichnet dies als die höchste je für einen Besucher des Sonnensystems gemessene Geschwindigkeit. [14]
Bahn und „Herkunftsrichtung“ am Himmel:
Die NASA merkt an, dass der Komet aus der allgemeinen Richtung des Sternbilds Schütze (der Richtung des zentralen Bereichs der Milchstraße am Himmel) kam, was jedoch kein spezifisches Muttersternsystem identifiziert – nur die Ankunftsrichtung, wie sie von der Erde aus gesehen wird. [15]
Wichtige kürzliche Meilensteine bereits erreicht:
- Nächste Annäherung an den Mars: ~29 Millionen km, 3. Oktober 2025 [16]
- Nächste Annäherung an die Sonne (Perihel): Ende Oktober (29.–30. Oktober je nach Lösung/Quelle), bei ~1,4 AE [17]
Die neueste wissenschaftliche Wendung: 3I/ATLAS im Röntgenlicht beobachtet
Kometen können im Röntgenlicht leuchten – nicht weil sie „heiß“ sind, sondern wegen einer Wechselwirkung zwischen dem Sonnenwind (geladene Teilchen, die von der Sonne strömen) und neutralen Gasen, die vom Kometen ausgehen. Die Kollision löst einen Prozess namens Ladungsaustausch aus, der Röntgenstrahlung erzeugt.
Neu im Dezember: 3I/ATLAS ist nun mit einem bedeutenden ersten Mal verbunden.
ESA: Erster interstellarer Komet im Röntgenlicht abgebildet
Die ESA berichtet, dass die von Japan geleitete XRISM-Mission 3I/ATLAS für 17 Stunden zwischen 26.–28. Nov. 2025 beobachtete und dabei ein Röntgenbild mit dem Xtend-Instrument erstellte — und beschreibt 3I/ATLAS als den ersten interstellaren Kometen, der im Röntgenlicht abgebildet wurde. Die ESA sagt, die Röntgenstrahlen scheinen aus einer Region von etwa ~400.000 km um den Kern zu stammen, möglicherweise verbunden mit einer diffusen Gaswolke, wobei erste Analysen Anzeichen von Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff zeigen. [18]
ESA: XMM‑Newton liefert eine zweite Röntgenansicht
Die ESA bestätigt außerdem, dass ihr Röntgenobservatorium XMM‑Newton 3I/ATLAS am 3. Dez. 2025 für etwa 20 Stunden beobachtete, als der Komet ungefähr 282–285 Millionen km vom Raumfahrzeug entfernt war. Die Beobachtung nutzte XMMs EPIC‑pn-Kamera, und die ESA erklärt, dass das Röntgenleuchten durch Kollisionen des Sonnenwinds mit Gasen wie Wasserdampf, Kohlendioxid oder Kohlenmonoxid erwartet wird — wobei betont wird, dass Röntgenbeobachtungen besonders empfindlich auf Gase wie Wasserstoff und Stickstoff reagieren, die im optischen/UV-Bereich schwer zu erkennen sind. [19]
Das BBC Sky at Night Magazine, das heute ebenfalls berichtet, hebt das gleiche XMM‑Newton-Beobachtungsfenster am 3. Dez. hervor und stellt das Ergebnis als eine neue „Ansicht“ eines interstellaren Besuchers dar — eine Erinnerung daran, dass es bei 3I/ATLAS zunehmend um multi-wellenlängige Forensik geht, nicht nur um schöne Schweif-Fotos. [20]
Die UN- und NASA-Perspektive: Warum ein globales Netzwerk diesen „harmlosen“ Kometen verfolgt
Falls Sie Schlagzeilen über eine „planetare Verteidigungsübung“ rund um 3I/ATLAS gesehen haben, hier die nüchterne Realität: Kometen präzise zu verfolgen ist schwierig, und 3I/ATLAS ist ein perfekter Praxistest.
Live Science berichtet heute, dass das Internationale Asteroiden-Warnnetzwerk (IAWN) der UNO 3I/ATLAS aktiv überwacht, als Teil einer Kampagne zur Verbesserung der Techniken zur Positionsbestimmung am Himmel — Astrometrie — für Objekte, die sich nicht wie saubere, punktförmige Asteroiden verhalten. Der Artikel sagt, dass die NASA das IAWN koordiniert, und zitiert die Kampagnenleitung, die die Aktion als Möglichkeit beschreibt, Verfolgungsmethoden zu verbessern, die für zukünftige Besucher relevant sein könnten (einschließlich der Planung potenzieller Raumfahrtmissionen zu ähnlichen Objekten). [21]
Die offizielle Kampagnenseite der IAWN erklärt, warum Kometen die Bahnberechnung erschweren: Ihre Koma und Schweife können das scheinbare Lichtzentrum verschieben und systematische Fehler verursachen. Sie bestätigt den Zeitplan der Beobachtungskampagne als 27. November 2025 bis 27. Januar 2026 und merkt an, dass dies die 8. IAWN-Beobachtungsübung seit 2017 ist, die typischerweise etwa einmal pro Jahr durchgeführt wird. [22]
Einfach ausgedrückt: 3I/ATLAS wird nicht als Bedrohung behandelt – es wird als seltene Kalibrierungsmöglichkeit für die Systeme und Kooperationen betrachtet, die wichtig wären, falls ein zukünftiges Objekt jemals Anlass zur Sorge geben sollte. [23]
Was passiert nach dem 19. Dezember?
Der Vorbeiflug am 19. Dezember ist nicht das Ende der Reise des Kometen – nur der erdnächste Kontrollpunkt.
- Jupiter-Begegnung: AP berichtet, dass 3I/ATLAS im März 2026 viel näher an Jupiter vorbeiziehen wird, in etwa 53 Millionen km (33 Millionen Meilen) Entfernung. [24]
- Verlassen des Sonnensystems: AP zitiert die Leitung der NASA-Studien zu erdnahen Objekten, die darauf hinweist, dass es bis in die Mitte der 2030er Jahre dauern wird, bis 3I/ATLAS den interstellaren Raum wieder vollständig erreicht – eine Erinnerung daran, dass das „Verlassen“ kein Türschwelle ist, durch die man einfach schreitet, sondern eine lange Reise nach außen. [25]
- Beobachtungen gehen weiter: Die NASA sagt, dass er (mit Teleskopen) bis in den Frühling 2026 beobachtbar bleiben sollte, was weiterhin Möglichkeiten bietet, zu verfolgen, wie seine Aktivität abnimmt, wenn die Sonnenwärme mit zunehmender Entfernung abnimmt. [26]
Wichtige Termine für den interstellaren Kometen 3I/ATLAS
- 1. Juli 2025: Entdeckung durch ATLAS (Chile) gemeldet [27]
- 3. Oktober 2025: Nächste Annäherung an den Mars (~29 Millionen km) [28]
- 29.–30. Oktober 2025: Perihel (sonnennächster Punkt; ~1,4 AE) [29]
- 26.–28. Nov. 2025: XRISM Röntgenbeobachtungen (17 Stunden) [30]
- 3. Dez. 2025: XMM‑Newton Röntgenbeobachtungen (~20 Stunden) [31]
- 19. Dez. 2025: Nächste Annäherung an die Erde (~270 Millionen km) [32]
- März 2026: Vorbeiflug an Jupiter (von AP berichtet) [33]
Das Fazit
Am 15. Dezember ist die Geschichte des interstellaren Kometen 3I/ATLAS nicht mehr nur „ein seltenes Objekt zieht vorbei.“ Es ist jetzt eine wissenschaftliche Kampagne im vollen Spektrum: ein sicherer, aber wissenschaftlich unbezahlbarer Vorbeiflug, eine koordinierte internationale Verfolgung unter dem UN-verbundenen IAWN-Dach und ein entstehender Röntgendatensatz, der helfen könnte, eine der größten Fragen zu beantworten, die interstellare Besucher mitbringen:
Verhalten sich Kometen aus anderen Sternsystemen wie unsere – oder bestehen sie aus etwas grundlegend anderem? [34]
References
1. apnews.com, 2. www.livescience.com, 3. www.esa.int, 4. science.nasa.gov, 5. apnews.com, 6. science.nasa.gov, 7. science.nasa.gov, 8. www.esa.int, 9. www.space.com, 10. science.nasa.gov, 11. apnews.com, 12. aasnova.org, 13. science.nasa.gov, 14. www.esa.int, 15. science.nasa.gov, 16. www.esa.int, 17. www.esa.int, 18. www.esa.int, 19. www.esa.int, 20. www.skyatnightmagazine.com, 21. www.livescience.com, 22. iawn.net, 23. www.livescience.com, 24. apnews.com, 25. apnews.com, 26. science.nasa.gov, 27. science.nasa.gov, 28. www.esa.int, 29. www.esa.int, 30. www.xrism.jaxa.jp, 31. www.esa.int, 32. apnews.com, 33. apnews.com, 34. www.esa.int
