Der 25. Dezember 2025 markiert die seltsame, stille „Nachglüh“-Phase von Komet 3I/ATLAS—dem dritten bestätigten interstellaren Objekt, das jemals beim Durchqueren unseres Sonnensystems entdeckt wurde. Der erdnächste Punkt des Kometen liegt bereits hinter uns (er passierte in sicherer Entfernung), aber die wissenschaftliche Geschichte entwickelt sich weiterhin rasant: Breakthrough Listen hat nun Ergebnisse einer ultrasensitiven „Sendet ihr?“–Radiosuche veröffentlicht, während NASA und ESA weiterhin Raumsondenbeobachtungen publizieren, die helfen, die Zusammensetzung dieses Besuchers zu bestimmen—und wie er sich verhält, wenn die Sonne ihn aufheizt. [1]
Die schnelle Zusammenfassung: Was ist 3I/ATLAS und warum beobachten es alle?
3I/ATLAS wurde erstmals am 1. Juli 2025 vom NASA-finanzierten ATLAS-Überwachungsteleskop in Rio Hurtado, Chile gemeldet. Seine Bahn ist hyperbolisch, das heißt, er ist nicht an die Sonne gebunden—es handelt sich um einen einmaligen Durchflug durch unsere Nachbarschaft, kommend aus dem interstellaren Raum und wieder hinaus in die Galaxie. [2]
Die NASA sagt, der Komet stellte keine Gefahr für die Erde dar, und selbst am nächsten Punkt blieb er extrem weit entfernt—ungefähr etwa 1,8 astronomische Einheiten (~170 Millionen Meilen / ~270 Millionen km) von der Erde am 19. Dezember 2025. Dieses „Näherungsdatum“ ist wichtig, weil Teleskope dann die beste Sicht mit dem geringsten geometrischen Nachteil hatten. [3]
Was heute neu ist (25. Dez. 2025): Die „Alien-Signal“-Überprüfung bleibt ergebnislos
Das am weitesten verbreitete neue Update heute ist das, welches popkulturelle Neugier („Ist es eine Alien-Sonde?“) mit echter, rigoroser Instrumentierung verbindet:
Breakthrough Listen beobachtete 3I/ATLAS am 18. Dezember 2025—einen Tag vor dem erdnächsten Punkt—mit dem 100-Meter-Green-Bank-Teleskop im Bereich von 1–12 GHz. Das Team berichtet keine glaubwürdigen Nachweise von schmalbandigen Radio-Technosignaturen, wobei die Studie explizit eine Nicht-Detektion bis auf das ~100-Milliwatt-Niveau für Kandidatensignale beschreibt. [4]
Das ist ein absurd hohes Maß an Empfindlichkeit aus menschlicher Sicht: Breakthrough Listen und das SETI Institute merken an, dass die Suche beim erdnächsten Punkt auf Sendeleistungen von etwa 0,1 W (EIRP) empfindlich war—eine „Handy-auf-dem-Tisch“-Größenordnung, keine „Galaktisches Imperium“-Größe. [5]
Genauso wichtig wie die Überschrift: Die Teams sind sehr direkt in ihrer Interpretation. In dem Artikel steht, dass es derzeit keine Hinweise darauf gibt, dass interstellare Objekte etwas anderes als natürliche astrophysikalische Objekte sind, während gleichzeitig argumentiert wird, dass – weil wir bisher nur eine Handvoll gesehen haben – eine Überprüfung wissenschaftlich gerechtfertigt ist. [6]
„Kein Signal“ bedeutet nicht „keine Wissenschaft“: Was die SETI-Teams tatsächlich gemacht haben
Ein häufiger Irrglaube ist, dass eine SETI-Suche bedeutet, dass jemand auf ein Wasserfalldiagramm starrt und darauf wartet, dass Außerirdische „hi“ schreiben. In Wirklichkeit beschreiben die Breakthrough Listen-Beobachtungen:
- Mehrere Empfangsbänder, die ungefähr 1,1–11,7 GHz abdecken
- Ein Beobachtungsmuster, das zwischen Ziel- und Nicht-Ziel-Scans wechselt (um lokale Störungen zu identifizieren)
- Automatisierte Suche nach driftenden Schmalbandsignalen (wie man sie von einem Sender auf einem sich bewegenden/rotierenden Körper erwarten würde) [7]
Das SETI Institute fasst außerdem andere bei 3I/ATLAS eingesetzte Einrichtungen zusammen (darunter das Allen Telescope Array und MeerKAT) und berichtet, dass keine Technosignaturen nachgewiesen wurden – bisher in diesen Kampagnen. [8]
Es gibt auch eine Transparenzmaßnahme, die hervorgehoben werden sollte: Sowohl die heutige Berichterstattung als auch der SETI/Breakthrough Listen-Artikel verweisen die Leser auf öffentlich verfügbare Datensätze (für deren Analyse Spezialwerkzeuge benötigt werden). Mit anderen Worten: „Vertraut uns nicht – reproduziert die Analyse selbst.“ Das ist die wissenschaftliche Methode in ihrem natürlichen Lebensraum. [9]
Ein weiteres „heute“-Thema: ein neuer Versuch, die wahre Größe des Kometen zu schätzen
Ebenfalls im Umlauf mit dem heutigen Update ist die Diskussion über eine separate (noch nicht peer-reviewte) Analyse, die nicht-gravitative Beschleunigung – winzige Bahnänderungen durch asymmetrische Ausgasung – zur Schätzung der Kern-Größe verwendet.
Auf gut Deutsch: Wenn Sonnenlicht einen Kometen erwärmt, schießen Gas- und Staubstrahlen nicht immer gleichmäßig in alle Richtungen. Das kann wie ein schwacher, natürlicher Antrieb wirken. Die Modellierung dieses Effekts kann einschränken, wie massereich der Kern sein muss.
In der Berichterstattung dazu wird heute eine Schätzung genannt, die den Kern auf etwa ~1 km Durchmesser beziffert, mit einer Spanne von ungefähr 820–1050 Meter unter bestimmten Annahmen. [10]
NASAs eigene öffentliche FAQ bleibt zurückhaltender (und, ehrlich gesagt, angemessen vorsichtig): Stand Hubble-Beobachtungen vom 20. August 2025, gibt NASA den Kerndurchmesser mit nicht kleiner als ~440 m und nicht größer als ~5,6 km an – breite Fehlerbalken, die durch die Schwierigkeit verursacht werden, den Kern von der hellen Koma zu trennen. [11]
Wo befindet sich Komet 3I/ATLAS heute, und kann man ihn noch sehen?
Heute ist 3I/ATLAS auf dem Weg nach außen – entfernt sich also von der Sonne und von der Erde – daher wird er schwächer statt heller. Die NASA betont, dass er der Erde nicht nahe kommen wird und sich nun auf seiner Austrittsbahn entfernt. [12]
Die praktische Nachricht für Himmelsbeobachter: Die NASA sagt, der Komet ist wieder von der Erde aus beobachtbar, nachdem er im Oktober hinter der Sonne vorbeigezogen ist, mit astrometrischen Beobachtungen ab 31. Oktober 2025. Er kann am Morgenhimmel vor Sonnenaufgang beobachtet werden und wird voraussichtlich bis zum Frühjahr 2026 sichtbar bleiben, sogar mit einem kleinen Teleskop (erwarten Sie „schwachen Nebel“, keinen filmreifen Schweif am Himmel). [13]
Wenn Sie den aktuellsten „Wo ist er gerade?“-Tracker möchten, empfiehlt die NASA ihre Eyes on the Solar System-Simulation für aktuelle Position und Bahn. [14]
Wie schnell bewegt er sich jetzt?
NASAs FAQ liefert eine klare Geschwindigkeitsübersicht:
- Rund 137.000 mph (221.000 km/h) bei der Entdeckung (innerhalb der Jupiterbahn)
- Beschleunigung auf etwa 153.000 mph (246.000 km/h) am Perihel (sonnennächster Punkt) durch die Schwerkraft der Sonne
- Jetzt verlangsamt er sich wie erwartet, während er sich entfernt, und wird letztlich mit ungefähr der Geschwindigkeit das Sonnensystem verlassen, mit der er eingetreten ist [15]
Die NASA weist außerdem darauf hin, dass Ausgasungen kleine Bahnabweichungen verursachen können und dass die beobachteten Abweichungen bei 3I/ATLAS klein und vereinbar mit gewöhnlicher kometarer Ausgasung sind. [16]
Die Raumsonden-Kampagne: Diesem Kometen folgte eine ganze robotische Zivilisation
Ein Grund, warum Komet 3I/ATLAS zu einer so großen wissenschaftlichen Geschichte wurde, ist, dass er nicht nur „von der Erde aus gesehen“ wurde. Er wurde – manchmal opportunistisch – von Raumsonden im gesamten Sonnensystem beobachtet.
Der ultraviolette Blick von Europa Clipper (und warum das wichtig ist)
Die NASA berichtet, dass Europa Clipper am 6. November 2025 3I/ATLAS beobachtete aus einer Entfernung von etwa 102 Millionen Meilen (164 Millionen km) über ein siebenstündiges Zeitfenster mit dem Europa Ultraviolet Spectrograph (Europa-UVS). Das Ziel: die Zusammensetzung und Verteilung der Elemente in der Koma (der Gas- und Staubwolke um den Kern) zu messen. [17]
Das Schöne an dieser ingenieurtechnischen Meisterleistung ist, dass Europa-UVS eigentlich für die Untersuchung von Europa gebaut wurde – aber das Team hat es umfunktioniert, weil die Geometrie passte und der Komet ein seltenes Ziel ist, das nie wiederkehrt. [18]
Parker Solar Probes Blickwinkel „aus dem inneren Sonnensystem“
Die NASA berichtet außerdem, dass die Parker Solar Probe 3I/ATLAS vom 18. Oktober bis 5. November 2025 mit ihrem WISPR-Imager beobachtete und dabei etwa 10 Bilder pro Tag aufnahm, während Parker sich auf seiner eigenen Sonnenvorbeiflugbahn befand. Die NASA weist darauf hin, dass die Bilder sorgfältig verarbeitet werden müssen (Streulicht, Belichtungsunterschiede) und dass die endgültig kalibrierten Produkte den Wissenschaftlern helfen werden, den Kometen in einer Zeit zu untersuchen, in der er von der Erde aus wegen der Sonnennähe schwer zu beobachten war. [19]
Die NASA weist außerdem auf andere Heliophysik-Missionen hin, die den Kometen ebenfalls beobachteten, darunter PUNCH, STEREO und SOHO. [20]
ESAs Röntgen-Geschichte: Der Komet leuchtet auf eine Weise, die Ihre Augen nicht sehen können
Die ESA veröffentlicht laufend Updates und Bilder zu 3I/ATLAS, darunter Röntgenbeobachtungen, die besonders nützlich sind, weil sie Gase untersuchen, die im optischen Wellenlängenbereich schwer zu erfassen sind.
XMM-Newton (3. Dez. 2025): 20 Stunden Röntgenbeobachtung
Die ESA berichtet, dass XMM-Newton am 3. Dezember etwa 20 Stunden lang 3I/ATLAS beobachtete, als der Komet etwa 282–285 Millionen km von der Raumsonde entfernt war. Die ESA erklärt das Röntgenleuchten des Kometen als Ergebnis von Gas, das vom Kometen ausströmt und mit dem Sonnenwind interagiert, wodurch Röntgenstrahlen entstehen. [21]
Die ESA weist außerdem auf einen wichtigen wissenschaftlichen Vorteil hin: Röntgenbeobachtungen sind einzigartig empfindlich gegenüber Gasen wie Wasserstoff (H₂) und Stickstoff (N₂) – Spezies, die für viele optische/UV-Instrumente nahezu unsichtbar sind. [22]
XRISM (26.–28. Nov. 2025): erster interstellarer Komet im Röntgenlicht abgebildet
Die ESA berichtet, dass XRISM 3I/ATLAS 17 Stunden lang zwischen dem 26. und 28. Nov. 2025 beobachtet hat, wobei Röntgenstrahlen aus einer Region von etwa 400.000 km um den Kern eingefangen wurden und Anzeichen von Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff in den Daten festgestellt wurden. Die ESA bezeichnet dies ausdrücklich als Meilenstein: 3I/ATLAS ist der erste interstellare Komet, der im Röntgenlicht abgebildet wurde. [23]
Die umfassendere Zusammenfassung der ESA betont, dass 3I/ATLAS von einer internationalen Flotte beobachtet wurde – Bodenteleskope plus große Weltraumobservatorien und interplanetare Missionen (darunter Mars Express, ExoMars TGO und JUICE, unter anderem). [24]
Eine seltsame Verhaltensbesonderheit: taumelnde Jets in einem seltenen sonnenzugewandten „Antischweif“
Nicht alle Nachrichten betreffen die Zusammensetzung. Einige betreffen das Verhalten – insbesondere, wie 3I/ATLAS Material ausstößt und wie sich seine Rotation in der Struktur seiner Koma und seines Schweifs zeigt.
Ein aktueller Bericht hebt Forschungsergebnisse hervor, wonach Jet-Strukturen in einem sonnenzugewandten Antischweif (selten im Vergleich zum üblichen, von der Sonne weg gerichteten Schweif) etwa alle 7 Stunden und 45 Minuten taumelten. Die Arbeit bringt dies mit einer Rotationsperiode des Kerns von etwa 15 Stunden und 30 Minuten in Verbindung, basierend auf Beobachtungen über 37 Nächte zwischen dem 2. Juli und 5. Sept. 2025. [25]
Die große wissenschaftliche Schlussfolgerung: Antischweife und taumelnde Jets wurden bereits bei Kometen im Sonnensystem beobachtet, aber dies scheint das erste Mal zu sein, dass ein solches Ausgasungsverhalten bei einem interstellaren Kometen charakterisiert wurde – eine seltene Gelegenheit, „Kometenphysik“ an Material zu studieren, das um einen anderen Stern entstanden ist. [26]
Was bedeutet das alles wissenschaftlich?
Interstellare Objekte sind wie geologische Proben, die sich selbst liefern – nur ist das Labor die gesamte Planetenforschungsgemeinschaft, die gegen die Zeit arbeitet, bevor die Probe für immer verschwindet.
Aus Sicht der NASA ist die Kernaufgabe klar: so intensiv wie möglich beobachten, über so viele Wellenlängen und Blickwinkel wie möglich, denn Objekte wie dieses sind selten und vergänglich. [27]
Aus der Sicht der ESA liegt der Schwerpunkt ähnlich: schnelle Reaktionsbeobachtungen zu koordinieren und ungewöhnliche Fähigkeiten (wie Röntgenstrahlen) zu nutzen, um einzugrenzen, woraus 3I/ATLAS besteht und wie es mit dem Sonnenwind interagiert. [28]
Und von der SETI-Seite liefert das heutige Breakthrough Listen-Ergebnis einen klaren, widerlegbaren Datenpunkt: es wurden keine schmalbandigen Radiosignale gefunden, die mit einem Sender übereinstimmen in ihren bisher empfindlichsten Suchläufen – nützlich nicht, weil es „Aliens widerlegt“ (Wissenschaft ist kein Gefühlsduell), sondern weil es die Grundannahme stärkt, dass diese Besucher natürlichen Ursprungs sind, sofern keine gegenteiligen Beweise vorliegen. [29]
Was passiert als Nächstes?
Auch wenn die Aufregung um die „nächste Annäherung“ vorbei ist, bleibt 3I/ATLAS ein Ziel, solange Teleskope ihn noch erfassen können.
- Die NASA sagt, er sollte bis in den Frühling 2026 am frühen Morgenhimmel mit Teleskopen beobachtbar bleiben und empfiehlt die Verfolgung mit Eyes on the Solar System. [30]
- Die Breakthrough Listen/SETI-Teams sagen, dass sie die Beobachtungen im Rahmen einer breiteren Strategie für zukünftige interstellare Objekte fortsetzen werden, wobei öffentliche Datensätze bereits verfügbar sind. [31]
- Und laut einem weit verbreiteten Weltraum-Nachrichtenbericht wird erwartet, dass der Komet im März 2026 einen viel näheren Vorbeiflug an Jupiter macht, bevor er weiter nach außen zieht; sein endgültiger Austritt in den interstellaren Raum wird später (im Maßstab von Jahren) erwartet. [32]
Stand heute – 25. Dezember 2025 – lässt sich Komet 3I/ATLAS am besten so zusammenfassen: Er verschwindet, er ist natürlichen Ursprungs, er ist wissenschaftlich immer noch laut, und das „letzte Wort“ zu seiner Zusammensetzung, Struktur und seinem Verhalten wird aus der langsamen, sorgfältigen Arbeit entstehen, einen globalen Berg von Teleskop- und Raumsondenbeobachtungen in stimmige Modelle zu verwandeln.
Ein Komet aus einem anderen Sternsystem hat uns gerade ein Vorbeiflug-Laborexperiment geliefert. Das Höflichste, was wir tun können, ist, alles zu lernen, was wir können, bevor er im kosmischen Dunkel verschwindet. [33]
References
1. science.nasa.gov, 2. science.nasa.gov, 3. science.nasa.gov, 4. arxiv.org, 5. www.seti.org, 6. arxiv.org, 7. arxiv.org, 8. www.seti.org, 9. www.seti.org, 10. www.iflscience.com, 11. science.nasa.gov, 12. science.nasa.gov, 13. science.nasa.gov, 14. science.nasa.gov, 15. science.nasa.gov, 16. science.nasa.gov, 17. science.nasa.gov, 18. science.nasa.gov, 19. science.nasa.gov, 20. science.nasa.gov, 21. www.esa.int, 22. www.esa.int, 23. www.esa.int, 24. www.esa.int, 25. www.space.com, 26. www.space.com, 27. science.nasa.gov, 28. www.esa.int, 29. arxiv.org, 30. science.nasa.gov, 31. www.seti.org, 32. apnews.com, 33. science.nasa.gov

