Der wahre Stand des Internets in Belarus: Verkabelt, drahtlos und Überwachung aus der Luft

Belarus verfügt über eine paradoxe Internetlandschaft: Einerseits besitzt das Land eine hochentwickelte Netzinfrastruktur mit breitem Zugang und erschwinglichen Highspeed-Verbindungen; andererseits operiert es unter einem der am strengsten kontrollierten und zensierten Regime Europas. Im Jahr 2022 waren fast 89,5 % der Belarusen Internetnutzer freedomhouse.org, was auch nach globalen Maßstäben eine hohe Durchdringung widerspiegelt. Das Land hat sowohl in drahtgebundene Breitbandnetze (vor allem Glasfaser) als auch in drahtlose Mobilfunknetze massiv investiert und damit einige der höchsten Konnektivitätsraten in Osteuropa erreicht freedomhouse.org. Dieser Bericht bietet einen umfassenden Überblick über das Internet in Belarus, behandelt die Festnetzinfrastruktur, die weitläufige mobile Internetlandschaft, die aufkommende Satellitenkonnektivität („Beobachtung aus dem Himmel“), technische Leistungskennzahlen sowie den Einfluss staatlicher Politik auf Zugang und Freiheit. Außerdem werden Unterschiede zwischen städtischem und ländlichem Zugang, die digitale Kluft zwischen verschiedenen sozialen Gruppen und aktuelle Entwicklungen betrachtet, die die Zukunft der Konnektivität in Belarus prägen.
Internetdurchdringung und Infrastrukturüberblick
Belarus verfügt über eine breite Internetdurchdringung, die durch eine robuste Infrastruktur unterstützt wird. Anfang 2023 nutzten etwa 8,27 Millionen Menschen in Belarus das Internet, also etwa 86,9 % der Bevölkerung datareportal.com. Offizielle Statistiken meldeten ähnlich, dass Ende 2022 bereits 89,5 % der Bevölkerung online waren, fast 3 % mehr als im Vorjahr freedomhouse.org. In absoluten Zahlen verfügte Belarus über etwa 3,1 Millionen Festnetz-Breitbandanschlüsse und 9,3 Millionen mobile Internetanschlüsse bei einer Bevölkerung von 9,4 Millionen freedomhouse.org. Das entspricht einer Festnetzpenetrationsrate von etwa 33–35 % der Bevölkerung und einer mobilen Breitbandpenetration von über 100 % (das heißt, viele Bürger haben mehr als ein mobiles Daten-Abo) freedomhouse.org. Tatsächlich lag die mobile Internetpenetration in Belarus (über 100 % der Bevölkerung) 2022 im Vergleich der höchsten Raten in Mittel- und Osteuropa freedomhouse.org.
Drahtgebundene Infrastruktur: Rückgrat des belarussischen Internets ist ein hochmodernes Glasfaser-Netzwerk, das die meisten Siedlungszentren erreicht. Im letzten Jahrzehnt hat das gigabitfähige Passive-Optical-Network (GPON)-Glasfasernetz landesweit die alten ADSL/DSL-Leitungen rasch ersetzt freedomhouse.org. Dadurch zählt Belarus heute zu den führenden Ländern Europas bei der Glasfaser-Durchdringung der Haushalte freedomhouse.org. Ende 2022 meldete Beltelecom (der nationale Telekommunikationsanbieter) rund 2,9 Millionen GPON-Glasfaserkunden freedomhouse.org, bis Mitte 2024 waren es etwa 3 Millionen telecomtalk.info. Der Glasfaserausbau reicht mittlerweile über die Städte hinaus in kleinere Orte und Dörfer; etwa 82,4 % aller kleinen Siedlungen mit 50–100 Einwohnern haben nun Zugang zu Breitband über Glasfaser; dies ist laufenden Ausbauprogrammen zu verdanken telecomtalk.info. Diese Investitionen erfolgen im Rahmen des staatlichen Programms „Digitale Entwicklung von Belarus 2021–2025“, das die Bereitstellung von Highspeed-Internet auch für kleinste Ortschaften zum Ziel hat telecomtalk.info. Entsprechend ist die Qualität der Festnetzanschlüsse hoch: Mehr als die Hälfte der Nutzer bucht Tarife ab 100 Mbit/s, und die durchschnittliche Geschwindigkeit im Glasfasernetz von Beltelecom liegt bei etwa 96 Mbit/s telecomtalk.info. Die landesweite Median-Downloadrate lag 2023–2024 zwischen 53 und 63 Mbit/s freedomhouse.org freedomhouse.org, eine solide Steigerung im Jahresvergleich. Die Latenzzeiten bei festen Anschlüssen ist (dank moderner Glasfaser und direkter Anbindung ans europäische und russische Backbone) landesintern meist gering (einige Dutzend Millisekunden).
Internationale Konnektivität: Das belarussische Internet ist international durch mehrere Glasfasertrassen und Satelliten-Verbindungen angebunden. Das Land ist Teil der trans-europäischen und Trans-Asien-Europa-Glasfasersysteme; wichtige terrestrische Kabel verbinden Belarus mit Lettland, Polen, Russland und der Ukraine en.wikipedia.org. Beltelecom, der staatliche Betreiber, kontrolliert alle Zugangspunkte zum globalen Internet: Das Unternehmen besitzt den nationalen Internetknoten und das Backbone, das etwa zu Carriern wie Lettlands Lattelecom, Russlands Rostelecom u.a. führt en.wikipedia.org. Ebenso gibt es Erdfunkstellen (z. B. Intelsat, Eutelsat), die als Backup oder für spezielle Dienste dienen en.wikipedia.org. Diese zentrale Kontrolle über den internationalen Zugang bedeutet, dass die Regierung die externe Konnektivität bei Bedarf streng überwachen oder sogar abschalten kann (siehe Abschnitt Zensur). Unter Normalbedingungen ist die Kapazität und Redundanz der belarussischen Leitungen (inklusive einer 400 Gbit/s-Leitung nach Russland seit 2006 en.wikipedia.org) jedoch ausreichend für den landesweiten Bedarf.
Wichtige Internetprovider (ISPs) und Dienste
Trotz der Anzahl lizenzierter ISPs in Belarus (etwa 170 Unternehmen erbrachten 2023 Telekommunikationsdienste freedomhouse.org) wird der Markt von einigen wenigen Akteuren beherrscht, die alle entweder in Staatsbesitz oder einer starken staatlichen Regulierung unterliegen. Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten ISPs und ihre Angebote zusammen:
Anbieter | Eigentumsverhältnisse | Dienste | Anzahl Kunden (ca.) | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|
Beltelecom | Staatlich (Regierung) | Festnetz-Breitband (ADSL, Glasfaser GPON), Festnetztelefon; Startete Mobilfunkdienst (4G) 2022 | ~2,5 Mio. Festnetz-Breitband (2023) freedomhouse.org; Mobilfunk: Neueinsteiger (Bundle-Angebote) | Nationales Telekom-Monopol; besitzt Backbone; Marken u. a. „byfly“ (Internet). |
MTS Belarus | Joint Venture (51 % Staat über Beltelecom, 49 % Mobile TeleSystems Russland) | Mobilfunk (2G/3G/4G LTE) | ~5,7 Mio. Mobilfunkkunden (Mitte 2024) freedomhouse.org | Größter Mobilfunkanbieter; nutzt beCloud-Infrastruktur für 4G. |
A1 Belarus | Privat (A1 Telekom Austria Group) | Mobilfunk (2G/3G/4G); Festnetz-Breitband (GPON, Ethernet, DSL in Städten) | ~4,8 Mio. Mobilfunkkunden (2024) freedomhouse.org; ~400 000 Festnetz-Breitband freedomhouse.org | Ehemals Velcom; zweitgrößter Mobilfunkanbieter; übernahm Festnetz-ISP (Atlant Telecom) zum Angebot von Heim-Internet. |
life:) (BeST) | Privat (Turkcell, Türkei) | Mobilfunk (2G/3G/4G LTE) | ~1,5 Mio. Mobilfunkkunden (2024) freedomhouse.org | Kleinster Mobilfunkanbieter; seit 2022 vollständig im Besitz von Turkcell. |
beCloud | Staatlich assoziiert (Belarusian Cloud Technologies) | Wholesale 4G-Netzbetreiber; Rechenzentren | (Nur Vorleistungsmarkt; keine Endkunden) | Betreibt das einzige nationale 4G LTE-Funknetz, das von allen Mobilfunkanbietern genutzt wird freedomhouse.org. |
NTEC | Staat (Operations & Analysis Center) | Internet-Knoten & Traffic-Gateway | (Keine Privatkunden) | Nationales Zentrum für Traffic-Austausch – betreibt den BY-IX Peering-Punkt; eine von zwei Stellen (mit Beltelecom) für internationalen Datenverkehr freedomhouse.org. |
Beltelecom: Als amtlicher Staats-Telekom-Anbieter ist Beltelecom das Schlüsselelement des belarussischen Internets. Das Unternehmen besitzt und betreibt das gesamte Glasfaser-Backbone und alle internationalen Zugangsknoten, sodass alle anderen ISPs auf Beltelecoms Infrastruktur angewiesen sind freedomhouse.org. Beltelecom beherrscht das Festnetz-Breitband, mit etwa 78 % aller Festnetzanschlüsse (2,5 Mio. von 3,2 Mio. 2023) freedomhouse.org. Das Unternehmen bietet ADSL- und Glasfaser-Breitband (Marke byfly), Telefonie und seit Ende 2022 auch Mobilfunkdienste an. (Die Regierung erteilte Beltelecom die Lizenz für den Markteintritt in den Mobilfunkbereich; als MVNO oder in Partnerschaft werden Mobilpakete – oft im Bundle mit Heim-Internet – verkauft freedomhouse.org.) Das Quasi-Monopol von Beltelecom ist durch staatliche Regulierung gestützt: Nur Beltelecom und das NTEC dürfen internationale Konnektivität vermitteln freedomhouse.org. So kann der Staat über diese „Flaschenhälse“ Preise und Service-Standards durchsetzen – positiv: niedrige Preise und flächendeckende Versorgung, negativ: zentrale Kontrolle (siehe später). Beltelecoms Investitionen in Glasfaser haben das Festnetz landesweit modernisiert und Gigabit-Geschwindigkeiten auch in Kleinstädten verfügbar gemacht. Mitte 2024 hatte Beltelecom rund 3 Millionen Breitbandkunden telecomtalk.info. Die größte private Konkurrenz (A1) zählte dagegen nur rund 400.000 Festnetzkunden freedomhouse.org – ein Beleg für die Dominanz von Beltelecom.
Mobilfunkanbieter: In Belarus gibt es drei große Mobilfunknetzbetreiber für den privaten Mobilfunk-Internetzugang: MTS Belarus, A1 und life:). MTS Belarus ist mit ca. 5,7 Millionen Mobilfunkkunden der größte Anbieter freedomhouse.org. Das Unternehmen ist ein Joint Venture zwischen Beltelecom (Staat) und dem russischen Unternehmen MTS, was dem Staat einen Anteil am größten Mobilfunkanbieter verschafft. A1 (ehemals Velcom) ist mit mehr als 4,8 Millionen Kunden der zweitgrößte Anbieter freedomhouse.org und befindet sich im Auslandseigentum der Telekom Austria Group. life:) ist mit rund 1,5 Millionen Nutzern freedomhouse.org abgeschlagen auf dem dritten Platz und wurde 2022 vollständig vom türkischen Unternehmen Turkcell übernommen (nachdem die belarussische Regierung ihren letzten Anteil verkauft hatte).
Alle drei Mobilfunkbetreiber bieten Sprach- und Datendienste für 2G/3G/4G an. Besonders ist in Belarus die Einführung von 4G LTE durch ein einziges, gemeinsam genutztes Netz: beCloud (Belarusian Cloud Technologies), ein staatlich kontrolliertes Unternehmen, besitzt die gesamte 4G-Infrastruktur und vermietet sie an MTS, A1 und life:) freedomhouse.org. Das bedeutet, anstatt dass jeder Betreiber eigene LTE-Masten baut, errichtete beCloud ein landesweites LTE-Netz, das alle verwenden – ein Modell, das auf Kosteneffizienz und vermutlich auch auf einfachere staatliche Kontrolle abzielt. Anfang 2024 erreichte die 4G-LTE-Abdeckung (über beCloud) etwa 93% des belarussischen Territoriums und 99% der Bevölkerung freedomhouse.org, ein erheblicher Anstieg gegenüber einer Abdeckung von ca. 83% zwei Jahre zuvor freedomhouse.org. Gleichzeitig decken 2G/3G-Netze über 98% des Landes ab freedomhouse.org und gewährleisten auch in entlegenen Gebieten eine Grundversorgung mit Mobilfunk. 5G-Dienste wurden bisher noch nicht kommerziell eingeführt; lediglich kleine Pilotversuche fanden statt. Ende 2023 räumten Regierungsvertreter ein, dass ein flächendeckender 5G-Ausbau aufgrund westlicher Sanktionen und nachlassendem Geschäftsinteresse “unsicher” sei freedomhouse.org – das nächste Generationen-Mobilfunknetz ist also faktisch auf Eis gelegt. Stattdessen konzentriert sich Belarus auf die Maximierung der 4G-Kapazitäten und -Abdeckung auf absehbare Zeit, oft mit Hilfe chinesischer Anbieter (Beltelecom arbeitet etwa mit Huawei an 5G-Technologien und testet Systeme mit Gesichtserkennung) freedomhouse.org.
In Bezug auf die angebotenen Dienstleistungen stellen die Mobilfunkanbieter typische Sprach-, SMS- und Datenpakete bereit. Mobiles Internet wird weit verbreitet für soziale Medien, Messenger (insbesondere Telegram ist als Nachrichtenquelle aufgrund der Zensur von Online-Medien beliebt) und Streaming genutzt. Dank des gemeinsamen LTE-Netzes können Nutzer jedes Anbieters in allen größeren Städten und den meisten Orten 4G-Geschwindigkeiten erreichen. Allerdings ist der Wettbewerb im Mobilfunkmarkt etwas eingeschränkt: Die Preise sind im regionalen Vergleich zwar relativ niedrig, aber der Einfluss des Staates (insbesondere durch die Teil-Staatsbeteiligung an MTS und an der kritischen Infrastruktur) führt dazu, dass die Anbieter staatliche Vorgaben selten infrage stellen (zum Beispiel haben sie sich in der Vergangenheit wie gesetzlich vorgeschrieben an Internetsperren beteiligt).
Unterschiede zwischen urbanem und ländlichem Zugang
Belarus ist ein stark urbanisiertes Land – etwa 80,5% der Bevölkerung lebt in Städten und Gemeinden freedomhouse.org. Historisch hatten urbane Gebiete wie Minsk und regionale Zentren einen besseren Internetzugang als ländliche Dörfer. Die Kluft hat sich jedoch in den letzten Jahren durch gezielten Infrastrukturausbau verringert. 2022 waren schätzungsweise 92,5% der Stadtbevölkerung Internetnutzer, verglichen mit 79,7% der Landbevölkerung freedomhouse.org. Diese rund 13 Prozentpunkte große Lücke ist zwar beträchtlich, aber kleiner als früher (zum Vergleich: Mitte der 2010er-Jahre waren nur etwa 40% der Landbevölkerung online, gegenüber 70%+ in den Städten). Heute haben sogar auf dem Land große Mehrheiten Zugang zum Internet, meist über Mobilfunknetze oder zunehmend über Glasfaseranschlüsse in größeren Dörfern.
Minsk, die Hauptstadt, bleibt der bestvernetzte Ort: Rund 95,2% der Einwohner der Stadt nutzen das Internet freedomhouse.org, was nahezu einer Sättigung entspricht. Andere Regionen liegen etwas zurück; zum Beispiel beträgt die Internetnutzungsquote in der Region Hrodna (Grodno) ca. 91,3%, während das Schlusslicht die Region Minsk (das ländliche Umland der Hauptstadt) mit 83,8% ist freedomhouse.org. Das zeigt, dass selbst in der am wenigsten angeschlossenen Region mehr als vier Fünftel der Menschen online sind. Die städtisch-ländliche Kluft ist bei bestimmten Bevölkerungsgruppen noch ausgeprägter – insbesondere bei älteren Menschen. In den Städten waren 2021 etwa 53,4% der Senioren (65 Jahre und älter) online, in den Dörfern dagegen nur 28,2% dieser Altersgruppe freedomhouse.org. Dies unterstreicht, dass sich die verbleibende digitale Kluft in Belarus mittlerweile vor allem auf Alter und Bildung (digitale Kompetenzen) bezieht, nicht mehr auf reine Infrastrukturverfügbarkeit.
Aus infrastruktureller Sicht ist praktisch jede Stadt von gewisser Größe angebunden. Alle Bezirkszentren verfügen seit den späten 2000er-Jahren über Breitband (ADSL oder Glasfaser) en.wikipedia.org. Die fortlaufende GPON-Glasfaser-Ausweitung bringt nun schnelles Internet bis in Ortschaften mit nur wenigen Dutzend Haushalten telecomtalk.info. Wo Glasfaser oder drahtgebundener Breitbandzugang fehlt, schließt 3G/4G-Mobilfunk die Lücke – gerade auf dem Land sind Nutzer oft auf mobiles Internet über Smartphones oder 4G-WLAN-Router angewiesen. Ein Problem bleibt, dass kleinere Dörfer manchmal nur älteren 3G-Service haben oder eine schwächere Abdeckung, was sich auf die Geschwindigkeit auswirkt. Mit 4G-Abdeckung für mittlerweile 99% der Bevölkerung freedomhouse.org ist jedoch Basis-Breitband via Mobilfunk praktisch flächendeckend verfügbar.
Auch die Erschwinglichkeit hat sich landesweit verbessert, wovon ländliche Nutzer profitieren. Die Internetgebühren in Belarus sind im Verhältnis zum Einkommen sehr niedrig (mehr dazu im Abschnitt Digitale Inklusion), sodass die Kosten weniger Barriere darstellen als in vielen anderen Ländern. Zusammengefasst genießen Stadtbewohner immer noch die schnellsten Anschlüsse (Gigabit-Glasfaser in vielen Stadtteilen von Minsk, mehrere Anbieter in den Städten), während Landbewohner oft weniger Auswahl (zumeist nur das Netz von Beltelecom und einen Mobilfunkanbieter) und geringere Geschwindigkeiten haben. Aber fast alle, von der Stadtbevölkerung bis zum Landwirt, können heute zumindest online gehen. Die verbleibenden Lücken werden durch staatliche Programme geschlossen, die darauf abzielen, auch in den kleinsten Gemeinden einen “universellen” Internetzugang zu schaffen.
Landschaft des mobilen Internets
Mobiles Internet ist das Rückgrat der belarussischen Konnektivität und erreicht praktisch eine Durchdringung von 100% oder mehr der Bevölkerung freedomhouse.org. Das bedeutet, dass viele Belarussen mehr als eine SIM-Karte oder Mobilfunknummer nutzen – üblich für diejenigen, die Arbeits- und Privatnummern trennen oder spezielle Datentarife verwenden. Die mobile Landschaft ist durch umfangreiche Abdeckung, steigende Geschwindigkeiten und vergleichsweise günstige Datentarife geprägt, alles unter der Kontrolle der drei Hauptanbieter (MTS, A1, life:)).
Netzabdeckung und Technologie: Belarus hat eine nahezu flächendeckende Mobilfunkversorgung erreicht. GSM (2G) und 3G-Netze decken über 98–99% des Landes ab freedomhouse.org und gewährleisten Sprach-/SMS-Service praktisch in allen bewohnten Regionen. Das 4G-LTE-Netz, das 2015 nach dem beCloud-Infrastrukturmodell eröffnet wurde, hat sich rasch ausgeweitet. Bis April 2024 deckte das 4G-Signal 93% des Landes und 99% der Bevölkerung ab freedomhouse.org. Das bedeutet, dass fast jeder besiedelte Ort Zugang zu 4G hat, während in sehr abgelegenen Gegenden auf 3G zurückgegriffen wird. Bemerkenswert ist, dass die Flächenabdeckung in etwa zwei Jahren von ca. 83% auf 93% anstieg freedomhouse.org freedomhouse.org, was einen intensiven Ausbau neuer LTE-Basisstationen widerspiegelt (oft mit Technik aus China).
Alle Anbieter teilen sich das beCloud 4G-Netz, das hauptsächlich auf den Frequenzbändern 20 (800 MHz) und 3 (1800 MHz) betrieben wird. Dieses gemeinsame Netz liefert LTE-Geschwindigkeiten für die Kunden von MTS, A1 und life:) und erspart jedem den Bau eigener Infrastrukturen. Das bringt Kostenvorteile, bedeutet aber auch, dass alle Anbieter identische 4G-Abdeckungskarten haben (Unterschiede gibt es nur bei Preisen und Service). Nachteil: Kommt es zu einer Störung bei beCloud oder erlässt die Regierung eine an beCloud gerichtete Netzabschaltungsanordnung, sind auf einen Schlag alle 4G-Kunden aller Anbieter betroffen – ein zentraler Kontrollpunkt.
Mobile Geschwindigkeiten: Die typischen mobilen Internetgeschwindigkeiten in Belarus sind solide, aber im internationalen 4G-Vergleich nicht herausragend. Im Jahr 2023 lag die mittlere mobile Downloadgeschwindigkeit bei etwa 12 Mbit/s freedomhouse.org. Mitte 2024 lag der Median ähnlich (rund 11,5 Mbit/s) freedomhouse.org, was auf moderate Verbesserungen oder eine Stagnation aufgrund der bereits weitreichenden Nutzung hindeutet. Die maximalen 4G-Geschwindigkeiten in Städten können deutlich höher liegen (Dutzende Mbit/s bis zu 100 Mbit/s unter Idealbedingungen), doch viele Nutzer erleben besonders in ausgelasteten Funkzellen oder ländlichen Gebieten niedrigere Geschwindigkeiten. Die Upload-Geschwindigkeit im LTE-Netz beträgt in der Regel einige Mbit/s. Die Latenzzeit liegt bei 4G laut Speedtest-Messungen durchschnittlich bei 30–50 Millisekunden – ausreichend für die meisten Apps, aber nicht so niedrig wie bei Glasfaseranschlüssen. Es ist erwähnenswert, dass das mobile Internet in Belarus schnell genug für HD-Video-Streaming, soziale Medien und VoIP ist, aber für datenintensive Anwendungen wie große Datei-Uploads oder Ultra-HD-Streaming sind Festnetzverbindungen (Glasfaser) weiterhin besser geeignet.
Die Einführung von 5G bleibt ungewiss. Kleine Pilotzonen wurden in Minsk mit Huawei-Technik getestet, aber 2024 gibt es noch keinen kommerziellen 5G-Dienst freedomhouse.org. Westliche Sanktionen (aufgrund der politischen Situation in Belarus und der Rolle im Ukraine-Konflikt) haben es Unternehmen wie Nokia oder Ericsson unmöglich gemacht, 5G-Ausrüstung zu liefern, und selbst chinesische Anbieter sehen sich mit Finanzierungs- und Exportproblemen konfrontiert. Darüber hinaus deutet das nachlassende Interesse der Regierung an 5G darauf hin, dass sie darin keinen dringenden wirtschaftlichen Bedarf sieht, solange die 4G-Kapazität noch ausgebaut wird freedomhouse.org. Damit ist Belarus eines der wenigen europäischen Länder ohne Zeitplan für die Einführung von 5G. Stattdessen verbessern die Betreiber das 4G-Netz (zum Beispiel haben A1 und andere das 3G-Spektrum umgewidmet, um die 4G-Kapazität in ländlichen Gebieten zu stärken frequencycheck.com).
Nutzung mobiler Internetdienste: Die meisten Belarus:innen greifen täglich per Smartphone auf das Internet zu. 2023 entfielen etwa 53 % aller Seitenaufrufe in Belarus auf mobile Geräte, im Vergleich zu 47 % an Computern statista.com. Soziale Medien, Messenger (Telegram, Viber) und Nachrichtenkonsum sind stark auf mobile Daten angewiesen. Ein durchschnittlicher belarussischer Smartphone-Nutzer verbraucht jedes Jahr deutlich mehr Datenvolumen; so meldete MTS in den letzten Jahren ein zweistelliges Wachstum beim mobilen Datenverkehr (2020 beispielsweise ein Anstieg um 44 %), parallel zur Expansion des 4G-Netzes freedomhouse.org. Dank der geringen Kosten (2022 kosteten 2 GB mobiles Datenvolumen nur etwa ~0,62 % des monatlichen BNE pro Kopf freedomhouse.org – ein sehr niedriger Anteil im internationalen Vergleich) ist mobiles Internet preislich sehr zugänglich.
Tarife und Preise: Die mobilen Datentarife in Belarus sind im Vergleich zu Europa günstig. Unbegrenzte oder große Datenpakete werden zu Preisen angeboten, die auch mit einem bescheidenen lokalen Gehalt bezahlbar sind. So kostete etwa 2023 ein Einstiegspaket für mobiles Internet (einige GB) nur wenige US-Dollar im Monat. Diese Erschwinglichkeit ist das Ergebnis einer bewussten politischen Strategie zur Förderung der Konnektivität. Alle Anbieter verlangen eine Registrierung der SIM-Karte mit Passdaten (laut staatlicher Vorschrift), und anonyme Prepaid-SIMs sind praktisch keine Option – jede SIM ist mit einem Passdatensatz in einer zentralen, den Behörden zugänglichen Datenbank verknüpft freedomhouse.org. Dennoch ist der Prozess unkompliziert und der Wettbewerb sorgt für attraktive Preise.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die mobile Internetlandschaft in Belarus von flächendeckender Versorgung, staatlich gesteuerter Infrastruktur und wachsender Nutzung geprägt ist. Auch wenn das Land hinsichtlich der drahtlosen Technologie nicht an der Weltspitze steht (noch kein 5G), hat es 4G genutzt, um praktisch alle Menschen zu vernetzen. Mobile Netze dienen außerdem als Reserve für das Festnetz bei Ausfällen oder gezielten Abschaltungen: Bei vergangenen Vorfällen wurde das mobile Netz zuletzt verlangsamt, da eine vollständige Abschaltung hier größere wirtschaftliche Schäden verursachen würde. Mobiles Internet wird weiterhin eine Schlüsselrolle spielen, insbesondere für Nutzer in ländlichen Regionen und jene, die durch das Nutzen mobiler Daten lokale Überwachung zu Hause oder am Arbeitsplatz zu umgehen versuchen.
Verfügbarkeit von Satelliteninternet und „Beobachtung aus dem All“
In Belarus ist Satelliteninternet ein Nischensegment mit starker Regulierung. Aufgrund des gut ausgebauten terrestrischen Netzes werden Satellitendienste von der allgemeinen Bevölkerung kaum genutzt, und die Regierung unterliegt unabhängigen Satellitenverbindungen strengen Kontrollen – aus Zensur- und Sicherheitsgründen. Dennoch lohnt es sich, die Möglichkeiten der Konnektivität „aus dem All“ zu betrachten, einschließlich nationaler Satellitenprojekte und internationaler Anbieter wie Starlink oder OneWeb.
Nationale Satellitenprogramme: Belarus betreibt mit Belintersat-1 einen eigenen Kommunikationssatelliten, der 2016 als Gemeinschaftsprojekt mit China (auch bekannt als ChinaSat-15) in den Orbit gebracht wurde. Belintersat-1 bietet Satellitenfernsehübertragung und kann Breitbanddatenverbindungen in Europa, Afrika und Asien von seiner Position bei 51,5°O bereitstellen hajun.info. Der Satellit wird von einem Staatsbetrieb (Präzisions-Elektromechanikwerk unter dem Kommunikationsministerium) verwaltet und ist Teil des nationalen Systems für Satellitenkommunikation und Rundfunk hajun.info. In der Praxis wird die Bandbreite von Belintersat überwiegend für kommerzielles Fernsehen und für Staatszwecke (Militärkommunikation, entlegene Behörden, etc.) genutzt, nicht jedoch für privaten Internetzugang. Das belarussische Militär hat etwa mobile Kommunikationssysteme entwickelt, die Belintersat-1 als Backup für das Internet im Feldeinsatz nutzen hajun.info hajun.info.
Ein entscheidendes Detail ist das Verbot von bidirektionalem Satelliteninternet für Zivilisten in Belarus. Laut Regelung sind Privatpersonen und Unternehmen ausschließlich einseitige Satellitendienste erlaubt (also etwa Satellitenfernsehen oder Datenübertragung in nur eine Richtung) – jeglicher ausgehender Internetverkehr von Nutzer:innen muss über terrestrische Netze und staatlich überwachte Gateways laufen hajun.info. Bidirektionale Satellitenterminals (VSATs, die Daten sowohl senden als auch empfangen) bedürfen einer Sondergenehmigung und sind effektiv militärischen und bestimmten staatlichen Dienststellen sowie ausländischen Botschaften vorbehalten hajun.info. Für Privatpersonen ist es also rechtlich nicht möglich, eine Satellitenschüssel so einzurichten, dass sie direkt mit einem Internetsatelliten verbunden ist – ein solches Vorgehen würde die staatliche Überwachung umgehen, und die Behörden spüren unerlaubte Satellitenverbindungen aktiv auf und verfolgen diese strafrechtlich hajun.info hajun.info. Das staatliche Zentrum für Funkfrequenzüberwachung (BelGIE) ist Berichten zufolge in der Lage, „illegale Nutzer von bidirektionalem Satelliteninternet“ aufzuspüren und hat entsprechende Bußgelder verhängt hajun.info. Jeder zivile Internetverkehr – auch aus entlegenen Gebieten – soll letztlich über den offiziellen Teleport laufen und das Land dann über das staatlich kontrollierte terrestrische Netz verlassen (um so sicherzustellen, dass Zensur und Filterung angewendet werden) hajun.info.
Im Wesentlichen leitet Belarus jeglichen Internetverkehr – selbst wenn er teils über Satellit erfolgt – strikt durch seine kontrollierte terrestrische Infrastruktur. Ein Internetnutzer auf dem Land könnte also per Satellitenschüssel Daten empfangen, aber seine ausgehenden Anfragen würden über eine Telefonleitung oder das Mobilfunknetz zur nationalen Gateway-Infrastruktur geschickt, nicht direkt zurück zum Satelliten. Diese Politik steht im deutlichen Gegensatz zur freien Nutzung von Satelliten-Breitbandzugängen in vielen anderen Ländern.
Starlink und OneWeb: Angesichts der oben genannten Einschränkungen ist es wenig überraschend, dass neue Satellitenkonstellationen im niedrigen Erdorbit (LEO) wie SpaceX‘s Starlink und das von Großbritannien unterstützte OneWeb im Wesentlichen in Belarus nicht verfügbar sind. Starlink hat sich weltweit rasch ausgebreitet, aber Belarus (wie sein Verbündeter Russland) zeigt keinerlei Absicht, dies zuzulassen. Stand 2025 schließen die offiziellen Servicemaps von Starlink Belarus nicht ein, und das Unternehmen hat „keine Absicht vermeldet, den Dienst einzuführen“ (das gilt auch für andere streng kontrollierte Staaten wie China, Iran, Nordkorea, Russland etc.) zerohedge.com. Mit anderen Worten: Belarussen können nach aktuellem Stand weder Starlink-Terminals legal kaufen noch betreiben. Jeder Versuch, ein solches Gerät einzuschmuggeln und zu benutzen, würde belarussisches Recht verletzen und wahrscheinlich durch die Überwachungsmaßnahmen des Staates entdeckt werden. Die offizielle Haltung der Regierung ist, dass unkontrolliertes Satelliteninternet eine Bedrohung für die nationale Sicherheit und die Zensur darstellt, da es im Vergleich zu terrestrischen Netzwerken nicht so leicht abgeschaltet oder überwacht werden kann zerohedge.com zerohedge.com. Eine ähnliche Situation gibt es bei OneWeb: Es gibt keinen offiziellen Reseller oder Bodenstationen für OneWeb in Belarus, und da die OneWeb-Starts früher mit russischen Raketen verbunden waren (was durch den Ukrainekrieg gestoppt wurde), hat Belarus diesen Dienst ebenfalls nicht adaptiert.
Bemerkenswert ist, dass während der Proteste 2020–2021 in Belarus und später im Kontext des russischen Kriegs in der Ukraine viele Aktivisten spekulierten, Satelliteninternet (wie Starlink) zur Umgehung von Sperrungen einzusetzen. In der Praxis kam Starlink jedoch in Belarus nicht zum Einsatz. Das vorsorgliche gesetzliche Verbot solcher Geräte sowie das hohe Strafrisiko verhinderten bislang jede nennenswerte Verbreitung.
Althergebrachte Satelliteninternet-Optionen: Vor der Einführung von LEO-Satellitenkonstellationen gab es als einzige satellitengestützte Internetoption traditionelle geostationäre VSAT-Dienste. Diese werden in der Regel von internationalen Satellitenbetreibern angeboten (z. B. via Intersputnik, Eutelsat, Intelsat-Satelliten in der Region von Belarus) und erfordern eine Satellitenschüssel mit Transceiver. Solche Dienste existieren technisch – beispielsweise werben einige Anbieter mit VSAT-Konnektivität in Belarus, wobei das Angebot jeweils individuell geprüft wird globaltt.com. Doch auch hier braucht ein belarussischer Nutzer oder ein Unternehmen die Genehmigung der Regierung (und arbeitet wahrscheinlich mit Beltelecom oder einem lizenzierten Anbieter zusammen), um eine VSAT-Verbindung einzurichten. Zudem sind die Kosten für Durchschnittsverbraucher unerschwinglich (Ausrüstung und monatliche Gebühren liegen weit über den lokalen Einkommen). Die tatsächliche Nutzerbasis von Satelliteninternet in Belarus ist daher extrem klein – vermutlich beschränkt auf abgelegene Industrie (z. B. Pipelines, Förderstätten), diplomatische Vertretungen oder als Notfall-Backup für kritische Infrastruktur.
Satellit zur Überwachung?: Die Formulierung „Beobachtung vom Himmel“ deutet auch auf den Einsatz von Satelliten zur Überwachung hin. Zwar handelt es sich hierbei nicht um Internetzugang, doch ist hervorzuheben, dass Belarus mit Russland und China bei Satellitenüberwachung kooperiert und dass das belarussische Regime eigene „souveräne“ Satellitenkommunikationslösungen erwogen hat (das sogenannte „belarussische Starlink-Analogon“, das Präsident Lukaschenka vorgestellt wurde, war im Prinzip ein improvisiertes mobiles Kommandozentrum, das über Belintersat-1 verbunden wurde) hajun.info hajun.info. Ziel dieser Bemühungen ist es, im Kriegsfall oder bei inneren Unruhen unabhängige, aber kontrollierte Kommunikationskanäle zu besitzen – nicht aber, der Bevölkerung offenen Internetzugang zu bieten.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Satelliteninternet bleibt in Belarus marginal und eingeschränkt. Anders als in manchen ländlichen Regionen der Welt, wo Satelliten-Breitband ein Wendepunkt ist, setzt die belarussische Regierung darauf, terrestrische Netzwerke (Glasfaser und Mobilfunk) flächendeckend auszubauen und zentral zu kontrollieren. Wenn es keine drastische politische Wende gibt, bleiben Dienste wie Starlink vom Himmel über Belarus fern und die Bevölkerung bleibt auf bodengebundene Konnektivität angewiesen.
Technische Leistung: Geschwindigkeit, Abdeckung und Latenz
Die Leistungskennzahlen des Internets in Belarus spiegeln die moderne Infrastruktur wider. Im Folgenden werden die wichtigsten technischen Aspekte der Konnektivität im Land dargestellt:
- Bandbreite (Geschwindigkeit): Die festen Breitbandgeschwindigkeiten in Belarus sind dank des Glasfaserausbaus relativ hoch. Anfang 2023 lag die Median-Downloadgeschwindigkeit im Festnetz bei etwa 53,4 Mbit/s, bis 2024 stieg sie auf 63 Mbit/s freedomhouse.org freedomhouse.org. Viele städtische Glasfaser-Nutzer profitieren von deutlich höheren Spitzengeschwindigkeiten (100 Mbit/s, 200 Mbit/s oder sogar Gigabit-Tarife sind von Beltelecom und A1 erhältlich). Mehr als die Hälfte der Festnetz-Breitbandabonnenten entscheidet sich für Pakete ab 100 Mbit/s telecomtalk.info. Die Upload-Geschwindigkeiten bei GPON-Glasfaser sind oft symmetrisch oder fast symmetrisch (z. B. 100/50 Mbit/s-Tarife). Im Mobilfunk liegen die Median-Downloadgeschwindigkeiten bei etwa 11–12 Mbit/s freedomhouse.org freedomhouse.org, was zwar moderat, aber für typische Anwendungen ausreichend ist. LTE-Geschwindigkeiten schwanken stark: In unbelasteten Gebieten sind 30–50 Mbit/s möglich, in stark frequentierten Zellen oder bei 3G-Fallback sind es nur wenige Mbit/s. Der Trend zeigt nach oben – mit dem Ausbau der Infrastruktur steigen jährlich sowohl Mobilfunk- als auch Festnetzgeschwindigkeiten freedomhouse.org.
- Abdeckung und Zuverlässigkeit: Wie zuvor erläutert, ist die Abdeckung bei Fest- und Mobilfunknetzen sehr umfassend. Praktisch alle Städte, Ortschaften und größere Dörfer haben Zugang zum Festnetzinternet (wenn nicht Glasfaser, dann zumindest ADSL oder Kabel). Die Mobilfunkabdeckung ist für Grunddienste nahezu flächendeckend und für Internet de facto universell, wenn man 3G/EDGE in abgelegenen Regionen mitzählt. Die Zuverlässigkeit der Kernnetze ist im Allgemeinen gut – Belarus verfügt über einen gut ausgebauten nationalen Glasfaserring, der die wichtigsten Städte verbindet und Redundanz schafft. Probleme bei der Zuverlässigkeit resultieren weniger aus technischen Defekten als vielmehr aus absichtlichen Eingriffen der Regierung (z. B. Drosselungen oder Abschaltungen bei politischen Ereignissen, wie im nächsten Abschnitt beschrieben). Stromausfälle oder marode Infrastruktur sind angesichts kontinuierlicher Modernisierung durch Beltelecom seltener das Problem. Allerdings kann die Infrastruktur in ländlichen Gebieten weniger robust sein: Manche Nutzer auf DSL erfahren gelegentlich Leitungsausfälle oder Geschwindigkeitseinbußen. Mobilfunknetze geraten bei Großereignissen (z. B. Menschenmengen oder Informationssperren, wenn etwa alle auf VPNs ausweichen) an ihre Kapazitätsgrenzen.
- Latenz: Bei nationalem und regionalem Datenverkehr ist die Latenz sehr niedrig. Ein Nutzer in Minsk, der einen Server in Minsk oder Moskau anpingt, erhält typischerweise ~10–30 ms Pingzeiten. Selbst bis Frankfurt oder London liegen die Pings dank direkter Glasfasertrassen bei etwa 40–70 ms. Die Median-Latenz im Festnetz lag laut Speedtest 2023 bei etwa 21 ms (dies ist typisch bei den genannten Geschwindigkeiten). Im Mobilfunk (4G) ist die Latenz höher, meist ~40–60 ms, bei 3G noch höher (100 ms+). Satellitenverbindungen weisen, wo sie genutzt werden, eine sehr hohe Latenz auf: Geostationäres Satelliteninternet hat ~600–700 ms Latenz pro Roundtrip, was Echtzeitanwendungen unbrauchbar macht. (LEO-Satelliten wie Starlink würden ~20–50 ms bieten, sind aber in Belarus, wie erwähnt, nicht verfügbar). Zusammengefasst ist die Latenz für gewöhnliche Internetnutzer in Belarus mit anderen entwickelten Netzen vergleichbar – ausreichend für Videotelefonie, Online-Gaming (kabelgebunden empfohlen für schnelle Spiele) und Cloud-Dienste.
- Kapazität und Drosselung: Das Rückgratnetz von Belarus verfügt über erhebliche Kapazitäten (mehrere 100 Gbit/s-Anbindungen zu Nachbarländern) en.wikipedia.org und auch intern bewältigen die Glasfasernetze das Datenaufkommen. Lokale Zugangspunkte (wie GPON) unterliegen zwar einem Contention-Ratio, bieten aber überwiegend die versprochenen Geschwindigkeiten. Im Mobilfunk kann die Kapazität in Ballungsräumen zum Problem werden, doch die Anbieter reagieren mit weiteren Basisstationen und zusätzlichen Frequenzbändern. In politisch sensiblen Situationen melden Nutzer unerklärliche Verlangsamungen oder eingeschränkten Zugang zu bestimmten Diensten (mehr dazu unter „Zensur“ unten), was auf gezielte Drosselung durch die Behörden hindeutet und nicht auf technische Begrenzungen. Beispielsweise wurde 2020 der mobile Datenverkehr zeitweise in bestimmten Bereichen gedrosselt oder ganz deaktiviert, um die Kommunikation von Protestierenden zu erschweren freedomhouse.org freedomhouse.org.
Zusammenfassend ist das Internet in Belarus technisch robust: schnell und weit verbreitet, und steht in Kernkennzahlen wie Glasfaserpenetration und Mobilfunkabdeckung vielen EU-Ländern in nichts nach. Normale Nutzer können HD-Videos streamen, Videokonferenzen nutzen und moderne Internetdienste weitgehend problemlos in Anspruch nehmen. Die wichtigsten Performance-Herausforderungen stammen nicht von der Technik, sondern von politisch bedingten Beschränkungen wie Sperrungen und gelegentlichen Abschaltungen.
Staatliche Kontrolle, Zensur und Überwachung
Eine Analyse des belarussischen Internets wäre unvollständig, ohne die massive staatliche Kontrolle zu betrachten. Der Staat unter dem autoritären Regime von Präsident Alexander Lukaschenka hält eine strenge Kontrolle über Internet-Infrastruktur und -Inhalte aufrecht. Dies äußert sich auf verschiedene Arten: Eigentum an wichtigen Netzwerken, rechtliche und technische Mechanismen zur Zensur, Überwachung der Online-Aktivitäten sowie gelegentliche Unterbrechungen der Konnektivität aus politischen Gründen.
Staatsmonopol und Kontrollpunkte: Die belarussische Regierung besitzt oder kontrolliert direkt die kritische Internet-Infrastruktur. Beltelecom, der größte Telekommunikationsanbieter, ist staatlich und betreibt das Rückgratnetz, „auf das alle anderen ISPs angewiesen sind“ freedomhouse.org. Das Nationale Zentrum für Verkehrsaustausch (NTEC) – eine Behörde unter dem Operationen- und Analysezentrum (OAC) des Präsidenten – und Beltelecom sind die einzigen beiden Einrichtungen, die Internetverkehr über die Landesgrenze abwickeln dürfen freedomhouse.org. In der Praxis betreibt das NTEC den inländischen Internetknotenpunkt (BY-IX) für lokales Peering, während Beltelecom die internationalen Gateways verwaltet. Das heißt: Sämtlicher internationaler Internetverkehr (ob Webseitenanfragen, E-Mails usw.) muss durch von diesen beiden kontrollierte Geräte laufen – so haben die Behörden die technische Möglichkeit, Verbindungen zu filtern, zu drosseln oder zu kappen freedomhouse.org. Unabhängige ISPs haben keine eigene Routing-Autonomie – sie kaufen ihre Bandbreite bei Beltelecom oder NTEC, sodass im Falle einer Abschaltung alle offline wären.
Internetabschaltungen: Die belarussischen Behörden haben ihre Bereitschaft gezeigt, während Krisen den „Kill Switch“ für Internetverbindungen zu betätigen. Besonders während der Präsidentschaftswahl im August 2020 (die weithin als manipuliert gilt) und der darauffolgenden Massenproteste initiierte die Regierung eine nahezu vollständige Internetabschaltung für ca. 61 Stunden landesweit, beginnend in der Wahl-Nacht freedomhouse.org. Diese komplette Sperre betraf mobile Daten, die meisten Webseiten und sogar VPNs – faktisch war Belarus vom Weltinternet abgeschnitten. Danach wurden Ende 2020 lokalisierte und intermittierende Ausfälle angeordnet, insbesondere sonntags, wenn große Protestmärsche stattfanden freedomhouse.org. Berichten zufolge störte die Regierung zudem das mobile Internet in Protestgebieten gezielt, um die Koordination zu sabotieren freedomhouse.org. Diese Maßnahmen waren beispiellos für Belarus und stellten ein neues Maß an staatlicher Kontrolle dar – vergleichbar mit Taktiken anderer autoritärer Regimes. 2021 ging das Regime noch einen Schritt weiter und änderte das Telekommunikationsgesetz explizit dahingehend, dass die Regierung die Befugnis hat, aus Gründen der „nationalen Sicherheit“ Netze abzuschalten oder einzuschränken freedomhouse.org. Diese rechtliche Absicherung legitimiert künftig Internetabschaltungen. Während es 2022–2023 keine landesweiten Abschaltungen (mangels Protesten von der Größenordnung von 2020) gab, kam es dennoch zu Vorfällen – etwa im August 2023, als sich die russlandnahen Wagner-Söldner in Belarus aufhielten und im Umfeld ihres Lagers lokale Störungen des mobilen Internets gemeldet wurden freedomhouse.org. Und Ende Dezember 2023 blockierten die Behörden vorübergehend den Zugang zu YouTube während einer Online-Ansprache eines Oppositionsführers freedomhouse.org. Kurz: Die Regierung hat sowohl die technischen Mittel als auch das gesetzliche Mandat, um Internetverbindungen ganz oder teilweise zu kappen – und setzte dies in politisch sensiblen Zeiten ein.
Website-Blockierung und Inhaltszensur: Im Alltag betreibt Belarus eine umfassende Zensur von Online-Inhalten. Die Regierung unterhält eine umfangreiche Blacklist von Webseiten, die von Internetanbietern gesperrt werden müssen. Ende 2022 waren in Belarus über 10.000 Webseiten blockiert freedomhouse.org – eine Zahl, die 2023 um mindestens weitere 2.000 anstieg freedomhouse.org. Dazu gehören nicht nur extremistisches oder illegales Material, sondern praktisch alle unabhängigen Medien, Oppositionsportale, Menschenrechtsseiten und viele ausländische Nachrichtendienste. Das beliebteste Nachrichtenportal TUT.by wurde 2021 blockiert und später als „extremistisch“ eingestuft, wodurch 3,3 Millionen tägliche Nutzer abgeschnitten wurden freedomhouse.org. Die Nachfolgerseite (Zerkalo.io, im Exil betrieben) wurde sofort ebenfalls blockiert freedomhouse.org. Alle großen nichtstaatlichen Nachrichtenportale sind inzwischen entweder gesperrt oder ins Exil getrieben, sodass im Inland nur noch unpolitische Seiten wie Onliner.by erreichbar sind freedomhouse.org. Die Behörden blockieren sogar Seiten, die nur am Rande mit Opposition in Verbindung stehen – so blockierten sie 2023 Flickr (die Foto-Plattform) und eine wichtige belarussischsprachige Digitalbibliothek, die angeblich regimekritische Inhalte enthalten haben sollen freedomhouse.org. Darüber hinaus wurden zahlreiche Social-Media-Kanäle und Telegram-Gruppen als „extremistisch“ eingestuft – schon das Lesen oder Abonnieren kann strafbar sein. Die konkrete Liste der blockierten Seiten ist geheim (sie gilt selbst als vertrauliche Information), als Begründung für Zensur dient oft der bloße Verweis auf „Bedrohung der nationalen Sicherheit“ nach dem Mediengesetz freedomhouse.org.
Um diese Sperren durchzusetzen, nutzt Belarus Deep Packet Inspection (DPI) und Filtertechnologien auf ISP- und Backbone-Ebene. Im März 2022 schrieb Beltelecom eine Ausschreibung für die Anschaffung von Hardware/Software im Wert von 4 Millionen Dollar aus, um „Informationen über die Besuche von Internetressourcen zu sammeln und Internetressourcen zu sperren“ freedomhouse.org. Das belegt fortlaufende Investitionen in Zensurtechnik. Berichten zufolge hat Belarus technische Hilfe aus Russland gesucht (das ein eigenes umfassendes Blockierungsregime betreibt), um diese Kapazitäten auszubauen freedomhouse.org. Das hat zur Folge, dass der Zugang zu gesperrten Inhalten meist nur noch mit Umgehungstools (VPNs, Tor, Proxyserver) möglich ist.
Bekämpfung von Umgehungstechnologien: Natürlich griffen viele Belarussen zu Virtual Private Networks (VPNs) und Anonymisierungstools, um die Zensur zu umgehen. Der Staat reagierte darauf, indem er VPNs und Tor zu blockieren oder einzuschränken versuchte. Die Nutzung von VPNs oder Tor für illegale Zwecke wurde tatsächlich schon 2015 verboten freedomhouse.org, die Durchsetzung blieb aber lange lasch. Nach 2020 jedoch begann das Regime, diese Werkzeuge gezielt ins Visier zu nehmen. 2020 wurde das populäre Proxy-Tool Psiphon blockiert freedomhouse.org. 2023–2024 wurden Pläne aufgestellt, mittels Traffic-Filterung die VPN-Nutzung noch breiter einzuschränken freedomhouse.org. Im Mai 2024 – während eine Oppositionsgruppe im Exil eine „Alternative Wahl“ über ein sicheres Online-Portal organisierte – blockierte die Regierung mindestens vier große VPN-Dienste (Psiphon, Turbo VPN, TunnelBear und HUB VPN), um eine Online-Abstimmung zu verhindern freedomhouse.org freedomhouse.org. Diese Katz-und-Maus-Taktik lässt das Werkzeugarsenal der Belarussen für freien Internetzugang immer weiter schrumpfen. Auch Tor wird ins Visier genommen; mittels DPI gelingt es zeitweise, Tor-Verbindungen zu erschweren, wenn auch nicht vollständig zu verhindern. Es wurden zudem strafrechtliche Sanktionen für die Weitergabe von „illegalen“ Umgehungstipps eingeführt.
Überwachung und Datenschutz: Belarus setzt ein umfangreiches Überwachungsregime bei Telekommunikationen ein. Laut Gesetz müssen alle Telekommunikationsanbieter SORM (System für Operative Ermittlungsaktivitäten)-Ausrüstung verwenden – ein ursprünglich russisches System, das die Echtzeitüberwachung von Telefon- und Internetkommunikation durch Strafverfolgungsbehörden (insbesondere KGB und OAZ von Belarus) ermöglicht freedomhouse.org. Das präsidiale Operations- und Analysezentrum (OAZ) – ursprünglich eine Unterabteilung des KGB – überwacht die Internetüberwachung und hat die Aufsicht über die Einhaltung der Datenspeicherung durch Internetanbieter freedomhouse.org. Alle Internet- und Telefonieanbieter sind verpflichtet, Nutzerdaten zu speichern und die Behörden zu unterstützen. Wie bereits erwähnt, ist die Registrierung von SIM-Karten Pflicht: Man muss beim Kauf einer SIM-Karte einen Reisepass vorlegen, und diese Passdaten werden in eine elektronische Datenbank eingetragen, auf die das Innenministerium und die Sicherheitsdienste Zugriff haben freedomhouse.org. Dies beseitigt den anonymen Zugang zum Mobilfunknetz. Zudem sind Internetcafés oder öffentliche WLAN-Hotspots (z. B. in Hotels) verpflichtet, Nutzer zu identifizieren (oft per Pass oder SMS-Code), bevor sie Zugang zum Internet gewähren.
Auf Netzwerkebene überwacht die Regierung soziale Medien und Messenger-Dienste umfassend. Nach den Protesten 2020 wurden Tausende Menschen wegen ihrer Online-Posts oder sogar privaten Chatnachrichten verhaftet. Sicherheitsdienste infiltrierten oppositionelle Telegram-Chats und setzten IMSI-Catcher und andere Mittel ein, um anonyme Online-Aktivitäten echten Identitäten zuzuordnen. Das Regime nutzt außerdem Einschüchterungstaktiken, etwa indem festgenommene Aktivisten gezwungen werden, ihre Smartphones und Social-Media-Konten zu entsperren und dann die Kontaktlisten auslesen zu lassen, um den Überwachungsradius zu vergrößern. „Big Brother“ ist im weißrussischen Internet sehr präsent – Freedom House bewertet Belarus im Hinblick auf Internetfreiheit durchgängig als „nicht frei“ und verweist auf umfassende Überwachung und harte Repressionen gegen Online-Dissens.
Bemerkenswert ist, dass Online-Inhalte strafbar sind – durch weit gefasste Gesetze. Dutzende Blogger und Online-Journalisten wurden wegen sogenannter „Extremismus“-Vorwürfe oder „Beleidigung des Präsidenten“ allein für Posts auf YouTube oder Telegram inhaftiert freedomhouse.org freedomhouse.org. Gewöhnliche Bürger erhielten mehrjährige Haftstrafen für regierungskritische Kommentare in sozialen Medien. Das Klima ist so restriktiv, dass viele, die sich online politisch äußern, dies nur mit Pseudonymen und VPN/Tor (sofern möglich) tun – doch selbst dann droht eine De-Anonymisierung. In einem Extremfall leitete die Regierung 2021 sogar eine Linienmaschine um, um einen oppositionellen Blogger (Roman Protasewitsch von Nexta), der sich nicht einmal in Belarus aufhielt, festzunehmen – was zeigt, wie weit das Regime geht, um Online-Aktivisten zu fassen bbc.com.
Fazit zur Kontrolle: Die weißrussische Regierung hat ein „Internet innerhalb von Grenzen“ geschaffen – hochwertige Infrastruktur, die Informationen und Dienste bereitstellen kann, allerdings in einem streng überwachten und zensierten Rahmen. Der Ausdruck „von oben beobachten“ passt nicht nur zu Satelliten, sondern auch zum aufmerksamen Auge der Regierung über den Cyberspace. Ob durch technische Mittel (staatliches ISP-Monopol, DPI-Filterung, Notabschaltungsmechanismen) oder rechtliche Methoden (vage Extremismusgesetze, verpflichtende Datenspeicherung): Der Staat ist allgegenwärtig im digitalen Raum von Belarus. Das mindert zwangsläufig einige Vorteile der starken Infrastruktur: Beispielsweise können Cloud-Dienste und ausländische Websites beliebig blockiert werden, und Unternehmer oder Forschende könnten wichtige Ressourcen nicht erreichen. Dennoch zeigt die Bevölkerung trotz dieser Einschränkungen große Kreativität, um Nachrichten zu erhalten und zu kommunizieren (Telegram etwa bleibt eine Lebensader, da die dezentrale Infrastruktur selbst 2020 kaum zu sperren war).
Digitale Inklusion und die digitale Kluft
Digitale Inklusion in Belarus ist eine Geschichte von verbessertem Zugang, jedoch geprägt von sozialen und generationellen Unterschieden. Die gezielten Bemühungen des Landes, die Infrastruktur auszubauen und die Internetpreise niedrig zu halten, haben die klassische digitale Kluft zwischen Stadt und Land oder Arm und Reich weitgehend verringert, doch Unterschiede bestehen weiterhin in Bezug auf Alter, Sprache und Nutzungsqualität.
Positiv ist, dass der Internetzugang breit verfügbar und erschwinglich für praktisch alle Gesellschaftsschichten ist. Laut ITU-Preisvergleich gehörten 2022 die Kosten für ein Basis-Internetpaket in Belarus zu den niedrigsten weltweit: Beispielsweise kosteten 2 GB mobile Daten nur 0,62 % des BNE pro Kopf, und ein 5 GB-Festnetz-Breitbandtarif etwa 0,73 % des BNE pro Kopf freedomhouse.org. Diese Werte übertreffen das UN-Erschwinglichkeitsziel und positionieren Belarus unter den führenden Ländern für günstiges Internet. Für $10–15 pro Monat erhält man bereits einen schnellen Heim-Breitbandanschluss (200 Mbps oder mehr) – ein Preis, der im Verhältnis zur Einkommenssituation tragbar ist. Die niedrigen Tarife sind staatlicher Politik zu verdanken (die Regierung setzt Staatsunternehmen wie Beltelecom häufig unter Druck, die Preise niedrig zu halten) und resultieren teils aus mangelndem Wettbewerb in bestimmten Bereichen. Der Vorteil liegt darin, dass einkommensschwache Haushalte, Studierende und Menschen in entlegenen Gebieten sich zumindest einen Basiszugang zum Internet leisten können. Zudem sind zahlreiche öffentliche Einrichtungen wie Bibliotheken und Schulen angebunden und bieten gemeinschaftliche Zugangspunkte.
Die Stadt-Land-Kluft hat sich durch den Infrastrukturausbau erheblich verringert. Wie erwähnt, sind inzwischen rund 80 % der ländlichen Bevölkerung online freedomhouse.org, sodass die Grundversorgung außerhalb der Städte erreicht ist. Projekte für WLAN in Dorfbibliotheken, öffentliche Internetzugangspunkte in Postämtern und mobile Internet-Kioske haben dazu beigetragen. Der fortlaufende Glasfaserausbau in Dörfern stellt sicher, dass die Landbevölkerung nicht nur mit zweitklassiger Konnektivität abgespeist wird. Allerdings gibt es weiterhin eine Qualitätslücke: In Städten sind die schnellsten Glasfaseranschlüsse üblich und es gibt mehrere Anbieter zur Auswahl, während es auf dem Land oft nur eine Option gibt (meist ältere DSL-Leitungen oder schwächeres Mobilfunksignal). Das staatliche Programm erkennt explizit an, dass die Verfügbarkeit auch „in kleinen Ortschaften“ erhöht werden muss, um Wettbewerbsfähigkeit und Inklusion zu gewähren telecomtalk.info.
Die deutlichere digitale Kluft besteht heutzutage nach Altersgruppen und Sprachen. Jüngere Belarussen (unter 50) nutzen das Internet mit sehr hoher Rate, bei den unter 40-Jährigen ist die Nutzung nahezu universell. Ältere Belarussen, besonders auf dem Land, nutzen das Internet seltener. Beispielsweise waren 2021 nur 28 % der ländlichen Senioren über 65 online freedomhouse.org, gegenüber 53 % der städtischen Senioren – und diese Zahlen liegen, trotz Verbesserungen, deutlich hinter den jüngeren Altersgruppen zurück. Es gibt fortlaufende Initiativen von NGOs und gelegentlich vom Staat, die digitale Kompetenz älterer Menschen zu verbessern (zum Beispiel Computerkurse in Gemeindezentren), doch der Fortschritt ist langsam. Diese Generationenlücke verhindert, dass wichtige E-Government-Dienste und Informationen einige der Verwundbarsten (v. a. Rentner) ohne Unterstützung erreichen.
Ein weiterer Aspekt ist Sprache und lokale Inhalte. Das weißrussische Internet (oft als „Bynet“ bezeichnet) war traditionell von russischsprachigen Inhalten dominiert, weißrussischsprachige Inhalte sind seltener. Manche Verfechter digitaler Inklusion weisen darauf hin, dass weißrussischsprachige Nutzer (oft regimekritisch oder aus westlichen Regionen) weniger Online-Ressourcen finden – tatsächlich hat die Regierung sogar mehrsprachige Websites gesperrt, die als regierungsfeindlich galten freedomhouse.org. Dies erzeugt eine kulturelle digitale Kluft. Dennoch haben soziale Medien und Messenger-Apps dies etwas überwunden, da Nutzer auf diesen Plattformen (sofern per VPN zugänglich) in beiden Sprachen frei Inhalte erstellen können.
Hinsichtlich des Geschlechts ist bemerkenswert, dass Belarus einen leicht höheren Internetnutzungsgrad bei Frauen als bei Männern aufweist. 2022 waren etwa 89,5 % der Frauen zwischen 16 und 72 Jahren Internetnutzerinnen, etwas mehr als bei Männern und sogar oberhalb des EU-Durchschnitts für Frauen freedomhouse.org. Egal, welche Ursachen dies hat – bestehende Ungleichheiten benachteiligen Frauen beim Zugang jedenfalls nicht: Frauen sind in Belarus online sehr aktiv (auch bei sozialen Medien sind über 56 % der User weiblich) datareportal.com. Ursachen könnten demografisch sein (Frauen machen einen größeren Anteil an der Bevölkerung aus; viele männliche IT-Spezialisten sind ausgewandert) oder sozial (Frauen haben oft die Entscheidungshoheit bei der Kindererziehung und Internetnutzung für das Homeschooling). Jedenfalls ist die Geschlechterparität beim Internetzugang faktisch erreicht.
Belarus ist außerdem stolz auf E-Government und E-Services, die alle Bürger einbeziehen sollen. Viele staatliche Dienstleistungen (Bezahlen von Gebühren, Steuern, Zugang zu medizinischen Unterlagen usw.) sind online verfügbar. In Städten und bei Jüngeren ist die Nutzung hoch, aber e-Inklusionsprojekte helfen gezielt der Landbevölkerung, diese Dienste zu nutzen. So gibt es etwa in ländlichen Verwaltungszentren „Ein-Schalter“-Kioske, an denen Beamte Bürger beim Zugang zu digitalen Diensten unterstützen.
Digitale Kluft bei Geräten: Ein verbleibender Faktor ist die Gerätequalität und der Zugang dazu. Obwohl Mobiltelefone allgegenwärtig sind (es gibt weit über 100 % Mobilfunkdurchdringung, das heißt, praktisch jeder besitzt ein Mobiltelefon freedomhouse.org), sind nicht alle davon Smartphones, insbesondere bei älteren oder ärmeren Bevölkerungsgruppen. Doch auch das ändert sich, da preiswerte Android-Smartphones den Markt überschwemmen. Für den Hausgebrauch kann sich nicht jeder einen modernen Computer leisten; viele Haushalte sind ausschließlich auf Smartphones für den Internetzugang angewiesen. Dies kann die Tiefe der Internetnutzung einschränken (zum Beispiel ist Hausaufgabenmachen oder das Führen eines Unternehmens nur mit dem Handy schwieriger). Programme zur Ausstattung von Schulen mit Computern und das Angebot erschwinglicher Tablets gehören zur Inklusionsstrategie. Einige Telekommunikationsanbieter haben Ratenzahlungspläne für Geräte eingeführt, um Familien den Erwerb von PCs oder Smart-TVs zu erleichtern.
Gemeinschafts- und Behinderteninklusion: Menschen mit Behinderungen stehen vor Herausforderungen beim Zugang zu IKT, da viele Websites und Dienste in Belarus nicht vollständig barrierefrei gestaltet sind (z. B. für Screenreader). Es gab einige Initiativen (oft von zivilgesellschaftlichen Organisationen), um die Webzugänglichkeit zu verbessern und spezialisierte Schulungen für Menschen mit Behinderungen anzubieten. Das staatliche Unternehmen Beltelecom kündigt gelegentlich Rabatte oder spezielle Tarife für bestimmte Gruppen (wie Kriegsveteranen oder Menschen mit Behinderungen) als soziale Maßnahme an.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Belarus im Hinblick auf den digitalen Zugang die grundlegende digitale Inklusion weitgehend erreicht hat – die Mehrheit der Bevölkerung, über alle Regionen und Geschlechter hinweg, kann zu vertretbaren Kosten online gehen. Die Kluften, die noch bestehen, betreffen eher die effektive Nutzung: Ältere, ländliche oder weniger gebildete Bürger schöpfen möglicherweise nicht alle Vorteile des Internets aus, selbst wenn der Anschluss vorhanden ist. Die laufende Herausforderung besteht darin, diese Gruppen durch Bildung und lokalisierten Content in die digitale Gesellschaft zu integrieren, während die Erschwinglichkeit und Infrastruktur, die Belarus aufgebaut hat, erhalten bleibt. Leider bedeutet das Klima der Zensur und politischen Unterdrückung auch eine „Wissenskluft“ – viele sind von unabhängigen Informationen abgeschnitten, was das emanzipatorische Potenzial des Internets begrenzt. Digitale Inklusion in Belarus hat somit auch eine politische Dimension: Echte Inklusion würde nicht nur Zugang zum staatlich genehmigten Internet bedeuten, sondern zum freien und offenen Internet – ein Ziel, das derzeit durch das Regime eingeschränkt ist.
Neueste Entwicklungen und Ausblick
Die Internetlandschaft in Belarus entwickelt sich ständig weiter, beeinflusst durch technologischen Fortschritt, politische Ereignisse und internationale Isolation. Für die Zukunft werden mehrere zentrale Trends und Entwicklungen den Zustand der Konnektivität prägen:
- Fortgesetzter Glasfaserausbau: Belarus wird den landesweiten GPON-Glasfaserausbau voraussichtlich in den nächsten Jahren abschließen. Beltelecoms Pläne im Rahmen des Digitalentwicklungsprogramms 2021–2025 sehen vor, die verbleibenden DSL-Leitungen zu ersetzen und Glasfaser auf alle Orte ab einer bestimmten Größe auszuweiten telecomtalk.info. Bis Mitte 2024 waren bereits 95 % der Festnetzkunden von Beltelecom am Multiservice-Netz (NGN/Glasfaser) angeschlossen telecomtalk.info. Es ist zu erwarten, dass nahezu jedes städtische Gebiet Glasfaseranschluss im Haus und eine tiefe Glasfaserpenetration in ländlichen Gebieten haben wird. Dies könnte Belarus zu einem der infrastrukturell am besten angebundenen Länder der Region machen, mindestens auf Augenhöhe mit den baltischen Staaten in Bezug auf Glasfaserabdeckung. Damit werden gigabitfähige Anschlüsse weit verbreitet sein und neue Dienste (IPTV, Telemedizin usw.) im Inland ermöglichen.
- 5G auf Eis: Wie bereits erwähnt, hat Belarus die flächendeckende Einführung von 5G wegen Sanktionen und Kosten auf Eis gelegt freedomhouse.org. Kurzfristig wird der Fokus darauf liegen, 4G-LTE durch zusätzliche Frequenzen und Basisstationen weiter auszubauen. Die Regierung hat signalisiert, dass sie mit 5G keinen Zeitdruck sieht und dieser Kurs wird wohl bleiben, sofern nicht Fortschritte in den Nachbarländern zu einer Änderung zwingen. Möglich ist, dass Belarus 5G irgendwann nur noch mit chinesischer Beteiligung (Huawei oder ZTE) einführt, falls es die Geopolitik zulässt – beispielsweise in kleinem Umfang für Industrie oder Regierung. Bemerkenswert ist, dass etwaige 5G-Einführungen wohl Überwachungsfunktionen betonen werden (wie Tests mit Gesichtserkennungskameras über 5G andeuten) freedomhouse.org, was den Prioritäten des Regimes entspricht. Für den Durchschnittsnutzer werden 5G-Smartphones in Belarus noch die nächsten Jahre lediglich im 4G-Netz laufen.
- Veränderungen bei Mobilfunkanbietern: Es könnte Änderungen in den Eigentümerstrukturen des Telekomsektors geben. Angesichts des politischen Klimas stehen ausländische Eigentümer wie A1 (A1 Telekom Austria) und Turkcell (life:)) womöglich vor Schwierigkeiten oder denken über einen Rückzug nach. In der Vergangenheit gab es Gerüchte, dass russische oder staatliche Investoren größere Anteile übernehmen könnten. 2022 erhöhte Turkcell seinen Anteil an life:) auf 100 % freedomhouse.org, was auf Engagement hindeutet, doch die Isolation des weißrussischen Marktes könnte eine Konsolidierung provozieren. Die Regierung könnte zudem versuchen, mehr Einfluss zu gewinnen – zum Beispiel indem sie das Mobilfunkgeschäft von Beltelecom stärkt, um private Anbieter stärker zu konkurrenzieren. Konsolidierung oder Renationalisierung des Telekomsektors ist denkbar, sollte das Regime mehr Kontrolle anstreben.
- Aussichten für Starlink/OneWeb: Im aktuellen politischen Status quo ist es unwahrscheinlich, dass Belarus Starlink oder unabhängige Satelliten-Internetanbieter offiziell erlaubt. Bei einem demokratischen Wandel oder auch nur einer leichten Liberalisierung könnte Starlink jedoch schnell Belarus abdecken (da die Satelliten bereits über dem Land kreisen). Der Starlink-Dienst von Elon Musk könnte beispielsweise technisch gesehen Internet nach Belarus senden, wenn Terminals vorhanden wären; regulatorische Hürden sind das einzige Hindernis. Sollte ein oppositionelles Szenario eintreten, könnte Starlink rasch für ein freieres Internet sorgen, selbst wenn die terrestrischen Netze staatlich kontrolliert bleiben. Für den Moment bleibt Starlink jedoch eine entfernte Zukunftsoption, ebenso wie OneWeb. Es sei erwähnt, dass Russland (Verbündeter von Belarus) an einer eigenen Satelliteninternet-Konstellation (Sphere-Projekt) arbeitet – Belarus könnte künftig ein russisches oder chinesisches System für staatliche Zwecke anstelle westlicher Systeme nutzen oder als Partner auftreten.
- Steigende Zensur und Isolation: Leider deuten jüngere Entwicklungen darauf hin, dass sich Belarus weiter am russischen Internetkontrollmodell orientieren wird. Im Februar 2024 kündigten Belarus und Russland Schritte zur „Vereinheitlichung“ bestimmter Aspekte ihres Informationsraums an freedomhouse.org. Dies könnte gemeinsame Schwarze Listen oder verbündete Maßnahmen zur Inhaltsblockierung bedeuten. Belarus hat bereits russische Gesetze imitiert (etwa sprachlich gegen „Fake News“ und „extremistische“ Internetaktivitäten, analog zu russischer Gesetzgebung) freedomhouse.org. Der Trend geht zu mehr staatlicher Kontrolle. Es ist mit tiefergehender Paketinspektion (Deep Packet Inspection) zu rechnen (möglicherweise importiert aus China oder Russland), um Inhalte in Echtzeit automatisch zu zensieren. Auch die Blockierung von VPNs und Tor könnte sich verschärfen; die Regierung kündigte 2024/25 entsprechende Pläne für neue Traffic-Filter an, die gezielt Umgehungstechnologien erfassen sollen freedomhouse.org. Gelingt das, könnten die Weißrussen noch schwerer gesperrte Seiten erreichen, ihr Internet würde faktisch vom globalen Netz abgetrennt – ein Mini-„Intranet“-Szenario analog zu Iran oder China, wenn auch noch nicht so ausgefeilt.
- Überwachungs-Upgrades: Das Regime wird weiter in Überwachungstechnologien investieren. Dazu zählen der Ausbau von CCTV-Netzen mit Gesichtserkennung (teils via Breitband zentral angebunden), Überwachung von Messenger-Apps durch Malware oder erzwungene Datenauslieferung sowie KI-Tools zum Durchsuchen von Social Media nach Dissens. Die Zusammenarbeit mit Ländern wie China könnte Systeme wie intelligente Stadtüberwachung inklusive Internet-Datenintegration bringen. Dies ändert zwar nicht direkt den Zugang, hat aber Einfluss darauf, wie frei Bürger das Internet nutzen können.
- Digitale Wirtschaft und Brain Drain: Belarus hatte einst eine boomende IT-Branche (im „Hi-Tech Park“ Minsk waren zahlreiche Softwareunternehmen und Startups ansässig). Die politischen Turbulenzen seit 2020 führten zu einem Brain Drain – Zehntausende IT-Fachkräfte und junge Profis wanderten etwa nach Polen, Litauen usw. aus. Das hat Folgen für die Internetlandschaft: weniger lokale Content-Produktion, womöglich langsamere Einführung neuer E-Services und ein mögliches Stagnieren der technologischen Innovationskraft. Dennoch setzt die Regierung auf das Narrativ der digitalen Entwicklung – etwa durch Förderung einer staatlichen Krypto-Plattform (bisher nur mäßig erfolgreich) und Automatisierung öffentlicher Dienste. Bleibt die politische Lage wie sie ist, dürfte sich ein zweigleisiger Ansatz ergeben: staatlich getriebene Digitalprojekte (meist mit Sicherheitsfokus) laufen weiter, während innovationsgetriebene Privatwirtschaft wegen Sanktionen und Fachkräfteabwanderung hinterherhinkt.
- Verschiebungen bei der regionalen Konnektivität: Mit dem Krieg in der Ukraine und verschlechterten Beziehungen zum Westen könnte Belarus seinen Internetverkehr vermehrt über Russland statt über die EU leiten. Bislang laufen noch Verbindungen durch Polen und das Baltikum zu westeuropäischen Internetknoten. Es ist denkbar, dass diese reduziert oder stärker überwacht werden, während die Abhängigkeit von russischem Transit steigt (z. B. Routing über Rostelecom). Das würde das belarussische Internet abhängiger von russischer Infrastruktur und potenziell russischen Netzdoktrinen machen (sollte Russland z. B. sein Runet abschotten, wäre Belarus womöglich mit betroffen). Andererseits dient Vielfalt an Routen auch der Ausfallsicherheit, sodass eine vollständige Abtrennung von EU-Leitungen wohl nur im Notfall erfolgt.
- Anpassung der Nutzer: Die Bevölkerung in Belarus zeigte Widerstandskraft und Anpassungsfähigkeit gegenüber Restriktionen – sie nutzte Proxy-Server, Spiegel-Webseiten und Telegram-Kanäle, um Informationen zu verbreiten. Künftig könnten mehr Menschen dezentralisierte Technologien einsetzen (etwa Mesh-Netzwerke, wenn verfügbar, oder Peer-to-Peer-Dateiaustausch für Nachrichten), um die staatlichen Kontrollen zu umgehen. Technikaffine Jugendliche könnten ihr Wissen über Satellitenfernsehen oder Radio für Nachrichten, kreative DNS-Tunnel oder SMS-basierte Informationsverteilung verbreiten, falls das Internet blockiert wird. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Zensur und Umgehung wird ein prägendes Merkmal der belarussischen Internetzukunft bleiben.
Zusammenfassend wird die unmittelbare Zukunft des Internets in Belarus wohl eine weitere Divergenz zwischen beeindruckender technischer Infrastruktur und restriktiver Informationsfreiheit erleben. Einerseits könnte bald fast jeder Weißrusse einen Glasfaser- oder 4G-Anschluss zur Verfügung haben – schnell, günstig und allgegenwärtig. Andererseits wird die Nutzungsmöglichkeiten zunehmend durch staatliche Filter und Überwachung beschränkt. Der Begriff „Real State of Internet“ (Realer Stand des Internets) in Belarus hat somit eine doppelte Bedeutung: Die reale Infrastruktur ist stark, aber die reale Freiheit ist begrenzt. Internationale Entwicklungen (etwa ein politischer Wandel oder globale technische Interventionen) könnten diesen Trend drastisch beeinflussen. Momentan steht das Internet in Belarus als warnendes Beispiel dafür, wie ein Land nahezu universelle Konnektivität schaffen – und dennoch jene Offenheit und Freiheit einschränken kann, für die das Internet eigentlich steht.
Quellen: freedomhouse.org hajun.info zerohedge.com